James

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Ich wollte es nicht sagen oder geschweige denn denken, aber es stimmte, es stimmte, dass Aiden nicht gut für mich war... Er tötete, er spielte mit Menschen, er manipulierte und alles was er im Endeffekt machte war gefährlich, er war die Gefahr.
Sie stand die ganze Zeit direkt vor meiner Nase und ich hatte nicht gesehen, dass ich in mein Verderben rannte. Und jetzt war ich hier, mit den nötigsten was ich hatte, mitten in dem endlosen Wald von West Virginia ohne jegliches Ziel oder Sinn zur Orientierung.

Meine Augen brannten während meine Tränen sich den Weg aus ihnen bannten. Ich wollte das alles vorbei ging, diese Probleme mit meinem Dad und einfach ganz von vorne anfangen, nur habe ich mir das ganz anders vorgestellt.
Ich weinte wegen niemanden, nicht weil der Junge in den ich mich verliebt hatte mir wehtun wollte oder mein eigener Dad mich Umbringen lassen wollte, nein.
Ich weine wegen meiner eigenen Naivität! Aiden war von Anfang an ein schwarzes Loch was nichts gutes mit sich bringen konnte und trotzdem ließ ich mich auf ihn ein, es war meine Schuld. Ich hätte gehen sollen, als er mir von seiner kleinen 'Freizeit Beschäftigung' erzählt hatte, aber nein, ich wollte ihm ja helfen...warum auch immer.

Ich dachte über jede Begegnung nach die ich mit Aiden hatte und blieb ruckartig stehen. Von jetzt auf gleich realisierte ich was ich hier eigentlich tat. Ich lief nicht nur vor meiner Angst weg, sondern auch vor Aiden, dem ich eigentlich viel zu gleich war um mich vor ihm zu fürchten. Wir hatten viel gemeinsam, auch wenn es viele Probleme sind die beide auf uns zutrafen, es waren Gemeinsamkeiten die uns einander sehr ähnlich dastehen lassen.
Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus um mich im nächsten Moment wieder umzudrehen und fest entschlossen zu sein, Aiden zur Rede zu stellen.
Das war mit Sicherheit das dümmste was ich je gemacht hatte, aber was blieb mir anderes übrig. Stundenlang wegzulaufen und tiefer ins nichts zu rennen. Oder einfach versuchen zu verstehen?
Ich musste es einfach versuchen.

~*~

Seit einer Stunde irre ich durch den Wald, ich war mir ziemlich sicher gewesen, dass ich genau den gleichen Weg gegangen war wie vorhin, aber anscheinend habe ich mich da wohl gewaltig vertan.
Seufzend ließ ich mich neben einem Baum nieder und legte die Hände vor mein Gesicht. Ich war offiziell am Arsch. Dachte ich zumindest.
"Avery?" Ich schreckte auf als ich Aiden's laute Stimme wahrnahm. Als ich ihn sah wurde mir fast schlecht und alles in mir drehte sich. Auf einmal zweifelte ich ob es wirklich eine so gute Idee war zurück zu laufen.

Sein Gesichtsausdruck war hart und angespannt als er auf mich zu lief. Ich stemmte mich am Baum ab und rappelte mich auf. Sofort begann mein Körper wieder leicht zu zittern.
Mit schnellen Schritten kam er bei mir an und riss mich direkt in eine dicke Umarmung. Unerwartet auf diese Reaktion blieb ich ganz steif stehen. Aiden's Atmung war schnell und stockend. "Was verdammt nochmal hast du dir dabei gedacht?" Er drückte mich leicht gegen dem Baum an dem ich grade noch saß und sah mich intensiv an.

Als er so nah vor mir stand spielte sich die Szene von eben wieder vor mir ab, wie er mit meinem Dad ausmachte mich zu töten. Ich schluckte schwer und schubste ihn von mir weg. "Fass mich nicht an." Flüsterte ich mit geschlossenen Augen, den Kopf zum Boden geneigt. "Was?" Ungläubig sah er mich an als ich meine Augen wieder öffnete und kam wieder einen Schritt näher. Ich wich sofort zurück und spürte das brennen in meinen Augen. "Was soll der scheiß Honey?" Er sollte aufhören. Er sollte damit aufhören! Ich wollte nicht, dass alles in mir nach ihm schrie und doch alles so falsch war.

"Nenn mich nicht so. Hör auf mit dem Schauspiel Aiden. Hör verflucht nochmal auf damit!" Schrie ich ihm entgegen.
Seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen, während meine vor Tränen schon wieder die klare Sicht verloren.
Da er keine Anzeichen machte was zu sagen schrie ich weiter. "Hör damit auf mir das Gefühl zu geben ich sei wichtig, wenn du ganz genau weißt wie scheiss egal ich dir bin!"
"Du weißt, dass das nicht stimmt. Was bringt dich bitte dazu-" ich unterbrach ihn indem ich ihn einfach eine klatschte.
Sein Kopf flog nach rechts und verharrte auch ein paar Sekunden in dieser Position, bis er sich wieder zu mir drehte und seinen Kiefer anspannte.

Only Yours, HoneyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt