Sweet Dreams

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Aiden stand genau so versteinert da wie ich, als wollten wir beide nicht glauben, diese Worte grade gehört zu haben. Doch wir hatten sie gehört, Mom hatte Aiden gesehen.
Ich bekam kein Wort heraus, es fühlte sich an, als würde ich ohnmächtig werden, schreien und weinen wollen, als Mom dann plötzlich zu Aiden ging und ihn innig umarmte, verstand ich gar nichts mehr.

Meine ersten Gedanken schweiften um ein Messer in ihrer Hand, hinter Aiden's Rücken, in seiner Wirbelsäule steckend. Er, blutend am Boden. Leblos. Tot.
Als Mom dann ihre nächsten Worte sagte, sackte ich auf Aiden's Bett zusammen.
"Und dafür danke ich dir Aiden." Aiden sah mich geschockt an, ohne auch nur einen Muskel seines Körpers zu bewegen, oder zu atmen. Sie löste sich leicht von ihm, Tränen in die Augen steigend und sprach weiter. "Du hast sie gerettet, du hast alle Kinder die er auch noch hätte zerstören wollen gerettet und sie in ihren jetzigen Leben bleiben lassen."

Als er halbwegs seine Stimme wiederfand, schielte er erst kurz zu mir, doch ich saß immer noch wie schlafend nur mit geöffneten Augen da und beobachtete, was da vor mir passierte, sah dann wieder zu meiner Mom und legte den Kopf leicht schief.
"Du...du bist nicht sauer? Willst mich nicht umbringen?" So komisch es auch war an Mom's Stelle zu kichern, tat sie es und schüttelte augenblicklich den Kopf.
"Natürlich nicht. Wie könnte ich...." Sie sah ihm funkelnd in die Augen, Erleichterung schimmerte in ihnen, wie in unseren. "Wie könnte ich dich hassen Aiden? Du hast der Welt einen Riesen Gefallen getan, auch wenn du dir vielleicht vorwirfst jemanden auf dem Gewissen zu haben. Du bist einer der besten Menschen, die ich je getroffen habe."

Sie sah schmunzelnd zu Boden, dann entschuldigend zu mir.
"Ich weiß was dein Dad damals mit Aiden gemacht hat... Ich wusste es die ganzen Jahre über." Ich schluckte schwer.
Sie wusste was er tat, was er einem kleinen an Kontakt zur Außenwelt mangelnden jungen antat und machte einfach....nichts?
"Es tut mir leid... Ich muss mich bei euch beiden entschuldigen. Aber was hätte ich denn tun sollen? Du warst grade mal in die neue Schule gekommen und Dad hatte mit Aiden seinen ersten Patienten, ich empfand es natürlich immer als nicht ganz richtig was er da mit ihm machte, aber ich wusste doch nicht, was er vor hatte. Das müsst ihr mir bitte glauben... Ich weiß auch was er dich hat machen lassen. Diese ganzen Leute..." Mom kniff die Augen zusammen, als ihr eine Träne entfloh.

Sie hätte was tun können.
Ihm helfen, Charles zur Rede stellen, oder sogar versuchen mit Aiden's Eltern in Kontakt zu treten, aber sie hat ihn einfach in die dunkle kalte Nacht laufen lassen, bis er sie schlussendlich als sein Zuhause anerkannte, und seine eigene Dunkelheit wurde.
Ich schüttelte kaum merkbar den Kopf, als wolle ich nicht glauben was hier grade geschieht.
Mom weiß von Aiden's Morden, sie weiß dass er Charles getötet hat, weiß sie auch...?
Ich riss die Augen auf und stand auf. "Dass ich Aiden hier treffen würde..."

Ich ging langsam zu ihr, sah sie aber nur halbwegs an.
"Du wusstest was Dad mit mir vor hatte, stimmt's?" Mir stiegen jetzt ebenfalls die Tränen in die Augen. Ich hatte Aiden noch nie so unsicher wie jetzt grade gesehen.
Mom stellte sich mit schnellen Schritten vor mich und legte ihre Hände auf meine Wangen. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte Verzweiflung und Schmerz wieder.
"Ich würde dich niemals in Gefahr bringen Avery, niemals!" Sagte sie weinerlich, mit dem Versuch, ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.
Ich konnte Ihr glauben, aber ich wusste nicht ob ich es tun sollte.

Aiden stellte sich mit einem leicht verunsicherten Blick neben uns und hielt sich die Finger an die Lippen. "Das bedeutet auch, du wirst nicht zur Polizei gehen...?"
Ich hielt die Luft an, weil mich die Frage beängstigte und ich die Antwort noch viel mehr fürchtete.
Mom seufzte lang gezogen, unentschlossen.
"Doch, das werde ich". Als sie das sagte, war mir von jetzt auf gleich wieder schlecht.
Schon ironisch... Da gab man alles, um seine Familie zu retten, durchlebt Schmerzen und Verluste und verlor am Ende doch, weil genau diese Familie, am Ende doch alles kaputt machte.

Only Yours, HoneyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt