Chapter 10

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„Ok, Amilia. Du willst es also wirklich wissen. Dann werde ich dir jetzt alles erzählen.“ – „Na, endlich. Dankeschön.“ Ironie lässt grüßen.  „Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, und ich weiß, dass das auch alles meine Schuld ist. Bitte lass mich ausreden, ok?“ Ich nicke und er beginnt. Endlich. So lange Zeit habe ich versucht die Wahrheit herauszufinden. Die Wahrheit, warum er mich fallen gelassen hatte. Einfach so. Ohne Grund.

„Wir waren die besten Freunde. Die wirklich allerbesten Freunde. Doch..“ Er wird ein wenig rot, und schaut verlegen zu Boden. „… für mich warst du mehr. Mehr als die beste Freundin. Ich war in dich verliebt.“ Wie bitte? Ich bin ein wenig geschockt, versuche mir aber nichts anmerken zu lassen. „Ich war wirklich in dich verliebt, ich war noch nie so sehr verliebt. Doch, ich hatte Angst, dass du mich nicht liebst, und dass ich dann unsere Freundschaft zerstören würde. Ich hatte tierische Angst. Ich habe es erst mal geheim gehalten, und wirklich niemandem erzählt. Mit der Zeit wurde es immer schwieriger für mich. Und dann…“ Er muss schlucken. „… starb deine Mutter.“ Eine Träne rollt seine Wange herunter. „Ich .. Ich dachte, wenn du schon einen Menschen verloren hast, ist es nicht so dramatisch, wenn du noch einen verlierst. Ich wollte es dir nicht sagen, dass ich dich liebe. Ich hatte Angst, dass du mich nicht liebst, und dass ich dann so dumm da stehe. Ich hatte so Angst, und wusste nicht was ich tun sollte! Bitte verzeih mir.“ – „Das ist keine Entschuldigung dafür, dass du mich gemobbt hast, oder es immer noch tust.“ – „Ich weiß. Ich weiß.“ Er atmet einmal tief durch, und spricht dann weiter. „Ich wollte… weiter Kontakt mit dir haben, doch du brauchtest erstmal Abstand, nachdem ich dir die SMS geschickt hatte. Doch, ich hatte Angst, dich für immer zu verlieren. Ich musste irgendwie wieder an dich herankommen, doch wusste nicht wie. Ich hatte es schon da bereut, dass ich dich fallen gelassen habe. Ich bereue es auch heute noch. Also, ich wollte wieder mit dir befreundet sein, zumindest irgendetwas wieder mit dir zu tun haben, doch wusste wirklich nicht wie. Es fing damit an, dass ich kleine unbedeutende Geheimnisse von dir weitererzählte. Das machte dich schon mal auf mich aufmerksam. Du wolltest wieder mit mir sprechen. Doch ich war wütend. Nicht auf dich, sondern auf mich. Und ich wollte es nicht so leicht haben, also ignorierte ich deine Versuche. Ich habe weitere Geheimnisse erzählt, was ich nicht hätte tun sollen. Das war der Anfang. Ein schlimmer Anfang. Den ich verdammt nochmal bereue!“ Mir rollen immer mehr Tränen über meine Wangen. Diese Erinnerung. Diese Schmerzen. Warum muss er das alles noch ein Mal erzählen? Ich weiß doch, was passiert war. Aber diese Gründe. Sie sind einfach ... dumm! Das sind keine Gründe! Er erzählt weiter. „Ich fand dann neue Freunde, und ihnen erzählte ich, wie ich dich fallen gelassen habe, und dann ging es immer weiter. Schritt um Schritt. Sie meinten, dass ich weitermachen soll, und dass ich nicht mit dir sprechen sollte. Ich hörte auf sie. Ja, ich weiß. Auch ein dummer Fehler. Es ging immer weiter, und wurde immer schlimmer. Ich.. Ich weiß auch nicht, wieso ich das getan habe. Es tut mir auch so unendlich leid. Es ist alles meine Schuld, Amilia.“ Ich weiß nicht was ich sagen soll, also schweige ich einfach. Ich schaue nur auf den Boden und nicht zu Louis. „Amila… Bitte sag etwas!“ – „Was Louis? Was soll ich deiner Meinung nach sagen? Ach, Louis. Ist doch nicht so schlimm. Lass uns wieder beste Freunde sein! Das wirst du aber nicht hören, Louis! Nein, niemals! Niemals wirst du das von mir hören! Und bitte, geh jetzt.“ Louis steht auf und geht zur Tür. Kurz bevor er sie öffnet, flüstert er: „Es tut mir leid.“ Jaja, ich weiß, dass es ihm leid tut, aber das ändert nichts daran, was er mir angetan hat!

Josh kommt wieder herein, und plötzlich klingelt mein Handy. Eine SMS von Emma. Ich öffne sie und könnte mein Handy gegen die Wand schmeißen.

*Hey, Amilia. Ich wollte dir nur kurz gute Besserung wünschen! Und dir super Neuigkeiten erzählen. Zayn hat mich zu einem Date eingeladen. Ich hoffe das ist okay für dich!

Hab dich lieb, xx*

Ich bin nicht sauer auf sie, und ich freue mich auch für sie. Es ist nur so ein mieses Gefühl, dass alle so ein Glück haben, nur ich irgendwie nicht. Ich fühle mich total unglücklich, obwohl ich Josh habe. Er kann nun mal nicht alle Wunden heilen. Ich merke wie immer mehr Tränen über mein Gesicht strömen. Ja, heute ist echt nicht mein Tag. Josh nimmt meine Hand in seine und dreht meinen Kopf in seine Richtung. Wir schauen uns direkt in die Augen. Es ist mir ein wenig unangenehm, dass er jetzt direkt in meine roten und verheulten Augen sehen kann, aber ich starre einfach zurück. Seine Lippen kommen meinen immer näher. Schließlich kann ich seinen Atem spüren und dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Sie sind weich. Der Kuss ist einfach perfekt, und genau das, was ich jetzt gebraucht habe. In Gedanken bedanke ich mich bei Josh. Er ist einfach perfekt. Wir kennen uns zwar noch nicht lange, aber er versteht mich einfach immer. Auch ohne Worte. Und das ist nur eines der Dinge, die ich so an ihm liebe. Er liebt mich. So wie ich bin. Mit oder ohne Narben. Ihm ist es egal, ob ich gut aussehe, gestylt und alles, oder ob ich einfach nur in Jogginghose und ungeschminkt vor ihm sitze. Bei ihm kann ich sein, wie ich bin. Es ist mir schon peinlich, dass er von meinen Narben erfahren musste, aber es ist gut. Nun ist wirklich keine einzige Lüge mehr zwischen uns. Eigentlich müsste ich mich doch jetzt besser fühlen, doch nichts da. Ich habe schon wieder dieses Gefühl. Das Suchtgefühl. Ich vermisse meine Klinge. Nur, hier im Krankenhaus habe ich keine Chance sie benutzen. Ich habe ja noch nicht mal eine hier. Ich vermisse sie fast schon. Ist das krank? Ich weiß es nicht. Sollte ich vielleicht doch einmal mit dieser blöden Frau reden? Ok, ich sollte sie nicht gleich verurteilen. Sie wollte mir doch nur helfen, aber ich mag das nicht. Ich mag es nicht wenn andere Leute mir helfen. Ich komme mir dann so verletzlich vor und dieses Gefühl ist das schlimmste von allen. Schlimmer als die Sucht nach der Klinge.

Nachdem ich mich endlich beruhigt hatte, kuscheln Josh und ich uns in mein Bett und schauen Fernsehen. Doch so richtig auf den Fernseher konzentrieren kann ich mich nicht. Mir schwirren so viele Fragen in meinem Kopf herum.

‚Liebt Louis mich immer noch?‘

‚Wann kann ich nach Hause?‘

‚Liebt Josh mich wirklich?‘

‚Wird es wieder die ganze Schule erfahren, und mich mobben?‘

‚Werde ich mich weiter ritzen?‘

„Josh? Weißt du eigentlich wann ich nach Hause darf?“ – „Nein, tut mir leid. Ich hab keine Ahnung. Aber ich fürchte… du musst erst einmal so eine seltsame Therapie machen…“ Wie bitte? Jetzt behandeln die mich hier, als wäre ich psychisch krank. Aber das bin ich nicht! Oder etwa doch? Das alles macht mir Angst. Warum habe ich bloß damit angefangen? Ist es nicht eigentlich Louis Schuld? Oder ist es meine Schuld? Ich glaube, wir beide sind beteiligt. Oh, Louis. Er hat mich geliebt. So wirklich. Ich weiß noch wie alles war. Es war so perfekt. Ich muss zugeben, ich hatte auch Gefühle für Louis. Doch das werde ich ihm niemals sagen. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Die halbe Schule kennt eh schon meine Geheimnisse, bitte nicht noch eins. Warum musste Louis das alles bloß machen? Hätte er nicht einfach mit mir reden können?

Es wird langsam Abend und ich schlafe in Joshs Armen ein. Ich kann seinen Atem spüren, und er ist so schön warm. Ich fühl mich so geborgen bei ihm. Dann falle ich in einen seltsamen Schlaf, mit seltsamen Träumen. Alles ist seltsam. Mein ganzes Leben ist seltsam.

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Hey, ich hab dieses Kapitel ehrlich gesagt schon gestern fertig gehabt, aber hatte Angst es zu posten und dass es euch nicht gefällt. Ist sicher nicht mein Bestes, aber ich hoffe es genügt euch. Tut mir leid. Ich hoffe sie werden wieder besser, hahah. Ich poste das hier gerade nur, weil meine beste Freundin mich dazu zwingt. (Hab dich lieb und so.)

xx

Please don't hate me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt