Chapter 2

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Ich sitze hier in der Sonne und denke nach. Warum hat Louis mich einfach so im Stich gelassen? Ich wollte ihm gerade meine Gefühle gestehen. Oh, Mum. Ich wünschte du wärst hier. Direkt nach deinem Tod, hat Louis den Kontakt abgebrochen. Ich erinnere mich noch an diese SMS. Ich habe sie immer noch auf meinem Handy. Ich öffne meinen Posteingang und suche einen kurzen Augenblick. Dann finde ich sie. Diese SMS die alles verändert hat.

Hallo, Amilia. Ich möchte den Kontakt mit dir abbrechen. Wir sind einfach viel zu verschieden, wir können keine besten Freunde mehr sein. Wir streiten uns viel zu oft. Es tut mir leid.

Louis.

Ich lese sie mir oft durch. Wir haben uns nie gestritten. Jaja, ein oder zwei mal. Aber das war nie wirklich ein großer Streit. Ich verstehe das wirklich nicht. Nein, ich werde es nie verstehen. Was habe ich ihm bloß getan? Er war doch mein Bruder. Er war wie mein Seelenverwandter. Und ich habe ihn geliebt, aber das wird er jetzt niemals erfahren. Leider. Ich weiß nicht, ob ich immer noch Gefühle für ihn habe. Es sind wohl eher Hass-Gefühle. Warum tut er mir das an? Kein Mensch würde so etwas tun, aber Louis? Ich habe so lange versucht ihn anzurufen, mit ihm zu reden, und ich habe 1 Millionen SMS verschickt. Er ist nie rangegangen, hat mich ignoriert und nicht geantwortet. Es tat so weh ihn zu sehen. Wie er jedes Mädchen anbaggerte, und sie alle geküsst hat. Wie er sich neue Freunde gesucht hat, und die dann auch auf seine verdammte Seite gezogen hat. Ich mochte Zayn mal wirklich gerne. Wir waren auch befreundet gewesen, doch er hat auf Louis gehört. Er hat darauf gehört wie Louis die Lesben- und Schlampengerüchte verbreitete. Louis hatte mich tatsächlich als Lesbe dargestellt. Ich habe nichts gegen Lesben, aber er wusste immer, dass ich keine war. Und es tut weh, wenn alle dich anschauen als ob du eine Schlampe wärst. Ich werde Louis niemals verstehen. Nein, niemals. Und ich werde ihm niemals verzeihen.

Eine Träne rollt meine Wange hinunter.

Freitag

Endlich Wochenende. Endlich keine Schule. Endlich kein Mobbing. Endlich. Nur nein ein verdammter Schultag. Schule war für mich die reinste Qual geworden. Früher war einfach alles besser. Ich hatte mich regelrecht auf Schule gefreut, denn ich konnte meine Freunde sehen. Wir machten in den Pausen etwas zusammen, und in den Stunden Quatsch. Doch heute ist es einfach nicht mehr normal. Doch ich habe mir die ganze letzte Woche lang etwas überlegt. Ich werde mich wehren. Irgendwie muss ich das doch ändern. Ich will endlich wieder fröhlich in die Schule gehen und nicht kurz vorm Abgrund stehen. Ich vermisse meine Mum so sehr und dann die ganzen Lästereien in der Schule. Ich stehe kurz vor einem Zusammenbruch. Ich kann bald nicht mehr. Ich muss irgendwie mit Louis reden, und zwar alleine.

In der Schule

Nach dem Sportunterricht warte ich vor der Turnhalle. Emma ist schon vorgegangen. Ich musste ihr vorher zwar noch versprechen, auf mich aufzupassen, als ich ihr von meinem Plan erzählt hatte, aber ich konnte sie schließlich doch noch überzeugen. Irgendwann kommen Louis und seine beschissenen Typen dann heraus. Erst bemerken sie mich nicht, doch plötzlich fällt Louis' Blick auf mich. "Na, wen haben wir denn da?" Ich bringe erst keinen Mucks raus, doch schließlich nehme ich all meinen Mut zusammen. "Louis, können wir bitte reden. Unter 4 Augen?" Meine Hände zittern. "Was willst du? Ich steig nicht mit dir ins Bett. Ich bin keine männliche Hure, du kleine Schlampe." Autsch. Ich atme einmal durch, bevor ich weiter rede. "Louis, können wir bitte einfach ein Mal sachlich miteinander sprechen? Ist das denn so schwer?" Er verdreht genervt die Augen. "Pff, von mir aus. Du hast 2 Minuten." Geschafft. Es ist ein Fortschritt. Das ist jetzt meine Chance. Wir gehen zusammen ein paar Meter weiter weg. "So? Was willst du jetzt?" Er verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich skeptisch an. "Reden. Ich möchte wissen, warum du mir das alles antust. Was habe ich dir getan, Louis? Warum..." Zum Schluss versagt meine Stimme und ich kämpfe gegen die Tränen. "Ich kann dich einfach nicht austehen. Das war's.", sagt er, doch ich merke, wie er seine Lippen aufeinander presst. Er lügt. Das war schon immer so. Die Lehrer oder andere Personen, die er nicht kennt anlügen - kein Problem. Doch wenn es um die Menschen geht, die er eigentlich mag und liebt, kann er es nicht. Das ist wie ein geheimes Zeichen für mich. Ich darf nicht aufgeben. Der alte Louis ist noch irgendwo da drin. "Louis, wir waren beste Freunde! Weißt du noch? Du und ich - beste Freunde, ein Leben lang! Aber irgendwie ist daraus nichts geworden. Wieso nicht?" "Du hast dich einfach nur verändert, nach dem Tod deiner Alten. Sorry, ist nicht meine Schuld." Er meidet meinen Blick und sieht an mir vorbei. "Ich soll mich verändert haben? Louis du meintest, dass wir uns angeblich oft gestritten haben, das haben wir aber nie. Bitte sag mir die Wahrheit. Was ist der Grund?" "Geht dich nichts an!", sagt er nun wütend. Wenn es mich nichts an geht, wen dann? Die Tränen strömen schon mein Gesicht entlang. Scheiße, nein. Nicht weinen! Dann würde er das bekommen, was er will. Es reicht, Amilia. "Hör schon auf zu weinen...", er klang überhaupt nicht wütend oder aggressiv mehr. Eher ... besorgt. Ich schlucke und versuche meine Tränen zu stoppen. Es gelingt mir mittelmäßig. "Amilia, bitte geh. Halte dich bitte von mir fern. Es ist besser so.", er flüstert es eher. Es ist kaum hörbar, und ich sehe auch, wie er den Tränen wirklich sehr nahe ist. Ich gehe dann aber weg, bevor Louis wieder wütend wird. Die Tränen kommen nur so aus mir heraus, und es gibt keine Chance sie zu stoppen.

"Du hast dich einfach verändert, nach dem Tod deiner Alten."

Ich höre seine Worte immer und immer wieder. Sie hallen in meinem Kopf wie ein Echo. Ein Echo das nie aufhört und das sich jetzt für immer in meinen kleinen, hässlichen Schädel gebrannt hat. Ich öffne die Tür von der Schule. Emma, Kassidy und Amy warten schon auf mich. Sie kommen sofort auf mich zu gerannt, doch ich lasse meine Schultern einfach nur weiterhängen und schaue betrübt auf den Boden. "Amilia, alles in Ordnung?" "Hm.." Es sollte wie ein 'Ja' klingen, aber irgendwie tat es das nicht. "Amilia? Amilia! Sag doch etwas." Ich konnte nichts mehr sagen. Ich bin gefallen. Ich bin in den Abgrund gefallen und stürze tief und immer tiefer. Alles wird schwarz um mich herum. Ich spüre noch den kalten Schulboden auf den ich aufpralle und dann ist wirklich alles weg. Ich stand noch am Abgrund, doch nun bin ich gefallen. Ich werde nie aufhören zu fallen.

Please don't hate me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt