Chapter 18

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Ich bin noch immer völlig geschockt und die Tränen steigen mir in die Augen. Ich atme einmal tief ein und versuche die Tränen in meinen Augen wegzublinzeln. Ich weiß, dass ich schwach bin. Ich weiß, dass ich schnell aufgebe. Aber ich kann einfach nichts dagegen tun. Mein Verlangen nach Schmerzen wächst. Mein Verlangen nach der Klinge. Mein Verlangen nach dem warmen Blut, das meinen Arm entlang rinnt. Ist es das, was ich will? Nein. Das ist es nicht. Louis. Louis ist das einzige was ich will.. Doch er will mich nicht mehr. Er hasst mich. Aber warum hat er mich so angelächelt? War das nur gespielt? War alles nur gespielt? Erzählt er jetzt seinen Freunden, was für eine naive Schlampe ich bin und was ich für Hoffnung schiebe. Ja, ich kann es fast hören. Wie sie lachen. Wie sie Schlampe, Hure und weiteres rufen. Es tut so weh. Alles tut weh. Nur die Klinge nicht. Die tut gut. Sie ist gut.

Mein Atem ist schwer, meine Lungen brennen, meine Hände zittern. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Tränen rollen über meine Wange. Plötzlich höre ich schreie. Ich versuche zu verstehen, was sie sagen. Doch es ist zu schwer. Ich kann nichts mehr hören, nichts sehen. Gerade als alles schwarz wird, verstehe ich sie. „Amilia!“ Doch es ist schon zu spät. Ich sacke auf dem kalten Boden zusammen und die endlose Dunkelheit holt mich.

Donnerstag

Das nächste was ich spüre, ist auf jeden Fall weich. Ich denke es ist ein Bett. Was ist passiert? Ich bin in der Schule zusammengesackt. Bin ich im Krankenhaus? Hoffentlich nicht. Zu Hause? Das hoffe ich noch weniger. Wo bin ich? Ich versuche die Augen zu öffnen und es gelingt mir sofort. Grelles Licht blendet mich und ich halte schützend meine Hände vor mein Gesicht. Nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, sehe ich mich um. Ich bin definitiv bei Amy zu Hause. Die Wände sind mit Fotos von uns 4 tapeziert und nur hier und da sieht man ein kleines Fleckchen der grün-gestrichenen Wand. Ich liege auf ihrem Sofa und bin von Decken und Kissen umzingelt. Ich schmeiße sie beiseite und versuche aufzustehen. Mir wird sofort schwindelig und ich bekomme Kopfschmerzen. Ich stoße einen unterdrückten Schmerzensschrei aus, der aber anscheinend so laut war, dass Amy ins Zimmer gestürmt kommt. „Amilia! Vorsichtig! Leg dich wieder hin. Du bist noch zu schwach.“, redet sie sofort auf mich ein. „Ganz ruhig, Amy. Ich klapp ja nicht gleich zusammen.“ „So wie letztes Mal?“ Ich verdrehe genervt die Augen und setze mich erst einmal hin. „Ich mach dir schnell Toast. Du hast doch sicherlich Hunger.“ „Hmm.. Ja. Danke.“ Ich schenke ihr ein gequältes Lächeln und sie verschwindet in die Küche. Nach 5 Minuten kommt sie mit 6 leicht verbrannten Toastscheiben zurück. Wir setzen uns hin und bestreichen sie mit Nutella, dann ist jeder 3 Stück. „Lecker.“, sage ich und wir fangen an zu lachen. „Und? Was ist noch so passiert, nachdem ich umgekippt bin?“ „Okay, ich erzähl’s dir. Aber sei nicht sauer.“ Ich sehe sie verwirrt an, doch dann fängt sie schon an zu erzählen. „Also, wir wissen ja, dass du nicht nach Hause willst, also haben wir dich einfach weggetragen, ohne den Lehrern etwas zu sagen und ich hab dich schnell zu mir nach Hause gefahren. Wir wollten nicht, dass du nach Hause kommst, oder vielleicht sogar ins Krankenhaus. Dann wäre dein Dad gekommen und das …“ „Er ist nicht mehr mein Dad.“ „Wie auch immer. Sorry. Naja, und den Lehrern haben wir einfach erzählt, dass es dir nicht gut ging, und dass du nach Hause gegangen bist.“ Sie sieht mich mit einer Unschuldsmiene an und ich fange an zu lachen. „Ihr seid ja mal die besten Freunde die man sich wünschen kann.“ „Aw, danke. Wir haben uns nur so riesige Sorgen gemacht und waren ein bisschen überfordert mit der Situation...“ „Ein bisschen?“ Und schon wieder fangen wir an zu lachen, bis ich mehr Bauchschmerzen, als Kopfschmerzen habe. „Ist schon gut. Ich bin froh, dass ihr mich hierher gebracht habt. Danke.“ Wir lächeln uns kurz an, ehe ich die Frage stelle, die mich schon die ganze Zeit beschäftigt. „Was ist mit Louis? Was hat er gemacht, als ich umgekippt bin?“ Ich habe große Angst vor der Antwort, will sie aber gleichzeitig wissen. „Er … Er ist weggerannt. Keiner weiß wohin und wir haben ihn nicht mehr gesehen.“ „Haben wir heute keine Schule?“ „Nein, ist ausgefallen. Zum Glück! Sonst hätte ich mich nicht um dich kümmern können.“ Sie zieht mich in eine Umarmung und ich flüstere ihr ein „Danke“ ins Ohr.

Please don't hate me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt