Chapter 15

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Was. War. Das? Louis hat mich gerade wirklich geküsst! Oder ich ihn? Nein! Louis mich! Wow, dieser Kuss war einfach perfekt! Seine weichen Lippen auf meinen? Ein Traum. Aber.. will ich das alles überhaupt? Will er das überhaupt? Was sollen wir jetzt machen? „L.. Louis! Was sollte das gerade?“ – „I.. Ich weiß nicht.“ Er weiß es nicht. Er wollte das alles also gar nicht. Bestimmt wusste er nicht einmal was er tut! Ich muss hier weg! Sofort! „Ok. Ich .. Ich muss los. Tut mir leid. Bis .. morgen.“ Ich bin noch völlig geschockt, doch springe trotzdem sofort auf mein Fahrrad auf und fahre los. Dieses Mal folgt er mir nicht. Glücklich? Traurig? Ich weiß es nicht. Vielleicht beides. Doch was erwarte ich denn? Das jetzt alles wieder wie früher wird? Perfekt? Perfekt wird mein Leben glaube ich niemals wieder. Nein, diese Zeit ist schon viel zu lange vorbei. Leider. Zu Hause angekommen stelle ich mein Fahrrad weg, und sprinte sofort in mein Zimmer. Ich schmeiße mich auf mein Bett und die Tränen rollen über mein Gesicht. Was passiert hier bloß? Was erwarte ich? Will ich mit Louis zusammen kommen? Will ich irgendetwas? Was ist das eigentlich für ein Leben?

Mal wieder überkommt mich das Gefühl der Einsamkeit. Wäre Mum doch bloß hier. Doch nein, das Schicksal musste anders entscheiden. Mum wäre jetzt hier und würde mich trösten, wobei mein Dad bei der Arbeit hockt und sich nicht mal mehr wirklich für mich interessiert. Wir leben uns immer weiter auseinander. Ich dachte immer, wir hätten ein gutes Verhältnis. Doch ich habe mich wohl getäuscht. Ich weiß, dass er auch sehr leidet, doch ich bin immer noch seine Tochter. Ja, ich weiß auch, dass er den ganzen Tag arbeitet, damit ich abends etwas essen kann. Doch selbst wenn er dann mal zu Hause ist, wenn er dann mal Zeit hat, ist alles anders. Er ignoriert mich förmlich. Ich scheine ihm egal zu sein. Ich bin unwichtig geworden. Ja, ein unwichtiges und unnötiges kleines Mädchen. Ich habe naiv vergessen.

Schmerzen. Ich sehne mich nach ihnen, doch ich darf und will nicht wieder schwach werden! Ich will nicht zurück in dieses Höllenloch, genannt Krankenhaus! Ich muss stark bleiben. Mein Schluchzen wird immer lauter, und ich zittere immer mehr. Ich gehe nach unten in die Küche. Eigentlich wollte ich mir etwas zu essen machen, doch in der Küche kann man wirklich noch so einiges mehr machen. Ich öffne eine Schublade und das Strahlen eines glänzenden Messer kommt mir entgegen. Ich nehme das Messer in eine Hand und streiche vorsichtig und sanft mit der anderen Hand über die Klinge. Ich sinke auf dem Boden zusammen und lege das Messer an meinen Arm an. Ich muss nur ein wenig fester drücken, nur einmal über meine Haut streichen, dann wäre er wieder da. Der Schmerz. Das wundervolle, befreiende Gefühl. Soll ich das hier wirklich machen? Ich will das doch eigentlich gar nicht. Nein, ich will das wirklich nicht. Ich bin jetzt stark. Für dich, Mum. Nur für dich. Langsam wird mein Kopf wieder klarer, und meine Gedanken sind nicht mehr so schlimm. Ich stehe ruckartig auf, und schmeiße vor Wut das Messer in die Schublade. Ein Fehler. Ein anderes Messer springt mir entgegen und ratscht mir meine rechte Hand auf. Ich schreie laut auf, und renne schon los um meine Blutung zu stoppen. Der Stich ist klein, doch tief. Warum musste ich so unvorsichtig sein? Ich krame nach einem kleinen Verband und finde auch schnell einen. Schnell aber sorgfältig wickele ich ihn um meine Hand und alles sieht schon wieder besser aus. Ich renne durch das Haus um alle Blutflecken weg zu waschen. Gerade als ich in der Küche angekommen bin, höre ich, wie jemand die Haustür aufschließt. Es kann nur eine Person sein. Dad. Schnell schrubbe ich die letzten Blutflecken weg, und schmeiße das Tuch in den Mülleimer, als auch schon Dad in der Küche steht. „Hey.“, sage ich und lächle ihn an. Er sieht erschöpft aus, zwingt sich aber trotzdem zu einem Lächeln. Es ist genauso unecht wie meins. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragt er mich und ich nicke schnell. Ich dränge mich an ihm vorbei aus der Küche heraus und gehe weg in mein Zimmer.

Ich setze mich auf mein Bett, doch das hält nicht lange an. Ich höre wie mein Dad rumschreit. „Amilia! Komm sofort hier her!“ Ich zucke zusammen und renne natürlich sofort los. Meine Angst, dass er die Tücher mit dem Blut entdeckt, bestätigt sich. Er guckt mich wütend und enttäuscht an, und hält dabei ein völlig verblutetes Tuch in der Hand. Ich kneife meine Augen zusammen, und merke wie sich Tränen in meinen Augen bilden. Warum passiert das hier alles wieder? „Was hast du dazu zu sagen?“ – „Das war nicht mit Absicht!“ Ich habe meine Augen wieder geöffnet. „Ich.. Ich wollte mir etwas zu essen machen, und habe mich dabei geschnitten!“ Er holt noch ein verblutetes Tuch heraus und guckt auf meine verbundene Hand. „Und wie tief hast du dich denn bitte schön geschnitten? Jetzt mal ehrlich. Das ist doch nicht normal! Komm bitte einmal mit, ich fürchte wir müssen reden.“ Ich nicke stumm und folge ihm ins Wohnzimmer. Wir setzen uns auf unser Sofa und er schaut mich besorgt an. Ach komm, so besorgt kannst du doch gar nicht sein! „Amilia, ich habe lange, sehr lange überlegt. Diese Entscheidung fällt mir echt nicht leicht, das musst du mir glauben! Doch, ich habe nicht genügend Geld .. für uns beide.“ – „Ist schon gut, Dad. Dann sparen wir halt.“ – „Nein, Amilia. So einfach ist das nicht! Das funktioniert alles einfach nicht mehr. Ich will, dass du einen guten Abschluss an deiner Schule schaffst, und dir ein richtiges, eigenes Leben aufbauen kannst! Ich werde dich erst mal zu einer Pflege-Familie geben. Nächste Woche wirst du abgeholt. Ich tue das echt nicht gerne, aber das was heute passiert ist, und für mich nur ein Grund mehr.“ Er sagt das alles so eiskalt. Ohne irgendwelche Emotionen. Ohne Tränen. Das ist für mich ein Zeichen mehr, dass er mich nicht mehr liebt als Tochter. Doch ich bekomme Tränen in meinen Augen, doch versuche sie trotzdem zu unterdrücken. Schwerer gesagt als getan. Ich nicke und springe dann sofort vom Sofa auf. Als ich im Rahmen von meiner Tür stehe, schreie ich noch einmal so laut ich kann: „Ich hasse dich!“ und knalle dann meine Tür ebenfalls laut zu.

Ich schnappe mir meinen Koffer und packe Klamotten und andere wichtige Sachen ein. Danach hole ich mir noch einen Zettel und einen Stift und setze mich an meinen Schreibtisch. Ich schreibe diesen Brief nur, damit er weiß, wie sehr ich ihn hasse und wie sehr er mich verletzt hat.

Hi, Dad. Ich werde dich wohl nie wieder sehen, also schreibe ich hier noch mal alles auf, was ich dir noch zu sagen habe. Eigentlich sind es nur 3 Worte, doch ich denke du wirst sie nicht verstehen, also werde ich dir das alles erklären müssen. Diese 3 Worte sind: Ich hasse dich. Ja, ich hasse dich wirklich! Ein richtiger Vater würde das niemals machen, das ist meine Meinung. Du lässt mich einfach so im Stich, oder eher gesagt, gibst du mich einfach weg. Wenn es dann mal Probleme gibt, läufst du davor weg, oder gibst sie weg. Das geht nicht. Das ist erbärmlich! Du bist nicht mein Vater. Mein richtiger Vater ist mit meiner Mum weggegangen. Ja, mein echter Vater ist weg. Für immer. Und nun bin ich auch weg. Auch für immer. Du wirst mich ja eh nicht mehr vermissen. Und, da dies ja nun das letzte ist, was du von mir lesen wirst, sag ich dir eins: Ich habe dich nicht angelogen. Ich habe mich nicht mit Absicht geschnitten. Ja, so ist das.

Bye, und ich hasse dich. Ich hoffe diese Worte dröhnen immer in deinem Gedächtnis. Du hast mein Leben ebenfalls zerstört.

Amilia

Ich falte den Brief zusammen und stecke ihn in einem Umschlag. Tränen rollen über mein Gesicht.

Ich öffne das Fenster. Schmeiße meinen Koffer so leise wie möglich raus und springe dann hinterher. Ist ja nun nicht tief. Ich nehme meinen Koffer und renne los. Immer weiter und weiter. Ich komme irgendwann an einem kleinen See an, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich stelle meinen Koffer neben eine Bank und setze mich hin. Die Vögel zwitschern, sonst ist alles ruhig. Plötzlich höre ich eine Stimme hinter mir. Ich befürchte schon, dass es mein Dad ist, doch nein. Er ist es nicht. Zum Glück.

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Heey :) Da bin ich wieder. Zurück aus Bayern! An alle die es wissen wollen: Die Klassenfahrt war super *-* !

Ich weiß, dass dieses Kapitel sehr kurz ist, doch ich wollte euch nicht länger warten lassen :)

Leider sind es nicht viel mehr neue Reads und Votes geworden, was ich ein bisschen schade finde :( Aber naja, vielleicht passiert ja noch was.

Dieses Kapitel widme ich Katharina Storan :) Jaaa :D Ich bin schon so ein Arschloch :*

xx

Please don't hate me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt