Chapter 6

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Louis und Zayn stehen schon draußen vor der Turnhalle, als Emma und ich wieder rüber in die Schule gehen. Louis mustert mich skeptisch. Dann schaut er mir direkt in die Augen und ich rolle genervt mit meinen. Er soll ruhig merken, dass er mich nervt. Danach achte ich drauf, dass ich so cool wie möglich gehe. Emma neben mir krümmt sich schon vor Lachen. "Was?" "Oh, Amilia. Das war jetzt echt ..." "Der lässt mich doch sonst nie in Ruhe!" "Ja, aber ich glaube dein Hüften-Wackeln wird dir dabei jetzt nicht gerade helfen!"  "Ist mir doch egal." Sie lacht noch weiter und auch ich muss ein wenig Grinsen. Ja, ich weiß. Ich bin echt bescheuert. Ich will gar nicht wissen, was Louis jetzt eben von mir gedacht hat.

Plötzlich höre ich laute Schritte hinter uns. Ich drehe mich um und starre mal wieder in Louis wundervolle Augen. Nein, scheiß Augen! "Amilia..", flüstert er plötzlich. "Was willst du?" "Ich habe mir Sorgen gemacht..", sagt er leise.  "Wieso? Du hast überhaupt kein Recht dazu. Außerdem, ist es so gefährlich zu schwänzen?" "Ich.. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht, weil ich.." "Weisst du was? Gib mir einen richtigen Grund und du kannst bleiben, aber sonst... halt dich fern von mir." Ich merke, wie er überlegt. Doch er sagt nichts. Irgendwann reicht es mir. "Ok, gut.", sage ich, drehe mich um und gehe in Richtung Schule. Emma, die die ganze Zeit nur stumm daneben stand, folgt mir mit schnellen Schritten. "Alles in Ordnung?", fragt sie mich. Ich weiche ihrem Blick aus. "Ja", sage ich kurz und knapp aber mit viel Selbstbewusstsein. "Bist du dir sicher, dass du ihn wirklich nicht mehr in deinem Leben haben willst?" Was? Hat sie das gerade wirklich gesagt? Doch sie redet noch weiter. "Ich meine, ihr wart ja immer beste Freunde und ich bin mir ziemlich sicher, dass da noch mehr war. Und ich weiß nicht, ob du.." Die Wahrheit tut weh. "Lass es bitte einfach, Emma.", unterbreche ich sie. "Ok, tut mir leid." Abrupt bleibe ich stehen. "Ich kann ihm nicht verzeihen. Zumindestens nicht, wenn er mir nicht die Wahrheit sagt. Ich kann es einfach nicht und ich will auch nicht. Er muss mir egal werden und das wird er langsam auch. Ich will mein Leben so weiter führen, wie vor einem Jahr. Nur ohne Louis." Ja, fast 1 Jahr ist es nun her. In ungefähr 2 Wochen ist der Sterbetag meiner Mum. Der allerschlimmste Tag für mich. Ich werde zum Grab meiner Mum gehen, so schwer das auch ist, denn ihre Leiche wurde verbrannt und ihre Asche im Meer verteilt. Das war schon immer ihr Wunsch gewesen und den wollten wir unbedingt erfüllen. Die Küste, wo die Asche verstreut wurde, ist ungefähr 2 Kilometer enfernt. Am äußersten Rand von Ryerswood. Ich werde mit meinem Fahrrad hinfahren. Ich will dort nur alleine sein. Mehr nicht. Ich merke viel zu spät wie sehr ich träume, denn Emma ruft schon nach mir. "Amilia? Hast du mir zugehört?" "Ich.. nein. Tut mir leid, ich habe nachgedacht. Was hast du gesagt?" "Dass ich dich verstehe und dich immer unterstützen werde." Sie lächelt mich an. Eine Welle Mitleid schwappt herüber. Ich ignoriere es. "Danke." Wir umarmen uns fest. Es tut gut.

Nach der Schule muss ich alleine nach Hause fahren, da Emma mit zu Kassidy fährt. Ich hoffe bloß, dass ich Louis und so nicht begegne. Nachdem wir uns alle verabschiedet haben, fahre ich los. Der Wind weht wie immer durch meine langen braunen Haare und ein Gefühl der Schwerelosigkeit überkommt mich. Ich muss mich beherrschen nicht wieder die Augen zu schließen. Ich weiß ja, was letztes Mal passiert ist.

Irgendwie komme ich mir vor, als würde mich jemand beobachten. Ich trete ein wenig fester in die Pedale und drehe mich nicht mehr um. Mir wird schwindelig und der Drang die Klinge zu benutzen wird immer größer.

Ich halte es noch bis zu Hause aus, schmeiße mein Fahrrad zur Seite, schließe die Tür auf und renne in mein Zimmer. Die Klinge liegt schon bereit unter meinem Bett. Ich brauche eine Neue. Das ist wirklich nicht mehr hygienisch, was ich hier mache. Also renne ich ins Badezimmer und krame nach einer neuen. Meine Hände zittern und mein Atem ist schwer.

Ich habe eine gefunden. Sofort setze ich mich auf den Boden. Ich schließe kurz die Augen um wieder runterzukommen. Alles wird gut. Dann öffne ich sie wieder und starre auf meinen Arm. Ich habe schon die Klinge angelegt und drücke sie viel zu fest in meinen Arm hinein. Wie erwarter kommt Blut aus der frischen Wunde. Ich zucke leicht zusammen. Das war gar nicht beabsichtigt. Wieso war dieses Gefühl nicht da? Ich vermisse es. Ich schlucke einmal und setze dann erneut an. Nun ziehe ich die Klinge richtig meine Haut entlang. Ich sehe nur noch rot, doch das befreiende Gefühl ist zurück gekehrt. Nun sind es schon 6 Wunden. Und sie werden zu 6 Narben. Werde ich jemals damit aufhören können?

Please don't hate me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt