Kapitel 15

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Ich fühle mich schwach, aber an schlafen kann ich gerade nicht denken. Wo bleibt Taddl? Ich dachte, er kommt gleich wieder. Ich decke mich ab, weil mir heiß ist. Ich versuche aufzustehen. Alles dreht sich. Ich gehe in langsamen Schritten zum Fenster und öffne es mit meiner letzten Kraft. Die Türe geht auf und Taddl steht mit zwei Tassen da.

„Was machst du da?", fragt er mich schockiert. Ich halte mich am Gitter Fenster fest. Ich deute ihm, dass mir heiß ist.

Er stellt die Tassen ab und stützt mich, dass ich in mein Bett komme. Er gibt mir eine Tasse in die Hand. Es ist Tee.

„Trink das", sagt er. Süß, wie er sich um mich sorgt.

Ich halte mit meiner letzten Kraft den Tee und trinke ihn. Taddl mustert mich komisch. Was ist los? Vermutlich sehe ich total fertig und verschwitzt aus. Er kaut auf seiner Unterlippe. Ist er nervös?

Ich sehe ihn fragend an.

„Elena? Was hast du geträumt?", fragt er. Ich zucke mit den Achseln. Ich kann ihm nicht davon erzählen.

„Du...", stottert er. „Hast geschrien."

Ich nicke. Ich weiß. Daher die Halsschmerzen.

„Und...", er stockt. Was denn? „Gesprochen."

Ich habe was? Ich sehe ihn erschrocken an. Was habe ich gesagt? Ich will den Block in die Hand nehmen, doch er hält mich davon ab.

„Schone dich lieber. Willst du wissen, was du gesagt hast?"

Ich nicke stürmisch. Natürlich!

„Sowas wie ‚Lass mich' und ‚Fass mich nicht an'", sagt er. Ich schlucke. Eine Träne fällt über meine Wange.

„Hattest du einen schlechten Traum?", fragt er besorgt. Ich nicke wieder. Ich versuche die Tränen zu unterdrücken. Aber ich kann es nicht. Er fasst sich durch die Haare. Er wirkt selber, ein wenig überfordert mit der Situation.

Er stellt unseren Tee auf die Seite und nimmt mich in den Arm.

„Alles wird gut", sagt er mir. Doch ich schüttle den Kopf. Es wird nie wieder alles gut. Seit diesen beschissenen Tag ist nichts mehr gut.

Weder Taddl noch ich können schlafen. Taddl wirkt in Gedanken versunken und mich machen die Temperaturen verrückt. Außerdem will ich nicht mehr schlafen, am liebsten nie wieder. Wieso fangen jetzt ganz plötzlich wieder diese Alpträume an?

In der Früh verabschiedet sich Taddl von mir, bevor wir erwischt werden. Er sieht komplett fertig aus. Seine Augenringe sitzen tief. Ich habe ihn seinen Schlaf genommen. Es tut mir Leid, das wollte ich gar nicht.

Luna kommt ausgeschlafen und glücklich ins Zimmer.

„Oh Gott, wie siehst du denn aus?", fragt Luna. Ich versuche ein kleines Lächeln aufzusetzen. Ich nehme meinen Block in die Hand.

„Ich glaube ich bin krank und hatte nicht viel Schlaf", schreibe ich.

„Willst du lieber im Bett bleiben?"

Ich schüttle den Kopf. Ich will Frühstücken gehen. Nicht weil ich Hunger habe, sondern weil ich Taddl sehen will. Wenn er da ist, fühle ich mich besser.

Ich mache mich frisch so gut es geht und gehe mit Luna Essen. Ich sehe Taddl und kann nicht anders als ihn anzulächeln. Er sieht immer noch sehr fertig aus. Er schenkt mir auch ein kleines Lächeln. Als er sich dabei erwischt, ändert sich seine Miene gleich wieder auf streng. Ich muss trotzdem schmunzeln. Liegt es daran, dass wir uns heute Nacht wieder etwas näher gekommen sind oder weil er nicht gerade erst aufgewacht ist?

„Oh Mann. Elena du siehst echt Scheiße aus!", sagt Ardy. Ich setze ein kleines Lächeln auf. Danke, ich weiß. Genauso fühle ich mich auch.

„Du hättest im Bett bleiben sollen", knurrt Taddl, als er sein Müsli verzerrt. ‚Ich weiß, aber ich wollte dich sehn.'

Ich sehe auf meinen Teller und bekomme keinen Bissen hinunter. Vielleicht hätte ich doch im Bett bleiben sollen. Maria macht ihren Rundgang und als sie mich entdeckt, sieht sie mich erschrocken an, als würde sie einen Geist sehen.

„Was ist denn mit dir passiert?", fragt sie.

„Elena ist krank", spricht Luna für mich. Maria fasst mir auf die Stirn.

„Sofort ab ins Bett!", sagt sie und schleift mich wieder in mein Zimmer. Ich drehe mich noch ein letztes Mal um, um Taddl zu sehen. Aber Taddl sieht schlafend ins Leere. Taddl?

Maria misst bei mir Fieber. 38.6 Grad. Sie meint, ich bin verrückt, dass ich überhaupt hier herum spaziere als wäre nichts, anstatt, dass ich jemanden Bescheid gegeben habe. Wie denn? Wenn ich nicht spreche?

Sie ‚verschreibt' mir für heute Bettruhe und falls es mir morgen immer noch nicht gut geht, hätte ich immer noch Therapie frei. Dagegen hätte ich eigentlich nichts, aber den ganzen Tag nur im Bett liegen, will ich auch nicht.

Hoffentlich vergeht die Zeit schnell und ich kann Taddl wieder sehen.

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