Beim Frühstück funkelt mich Taddl böse an. Liegt es an mir? Oder hat er morgens immer so schlechte Laune? Er schreit mich zu mindestens nicht an wie gestern, aber das liegt daran, dass ich mich nicht mehr traue ihn länger als eine Sekunde an zu sehen.
Maria kommt zu uns und flüstert mir ins Ohr.
„Du hast die nächsten zwei Tage keine Therapie", sagt sie und ich nicke. Als sie wieder verschwindet sehen mich alle neugierig an.
„Keine Therapie heute und morgen :)"
„Du Glückliche", seufzt Luna.
Taddl seufzt auch.
„Ich hasse dich", murmelt er. Wir sehen ihn verwundert an. „Wegen dir habe ich extra Sitzungen, weil deine Zeit frei ist und sie meinen ich brauche mehrere Stunden."
Er sagt es in einem neutralen Ton, aber irgendwie klingt er traurig. Es verwundert mich, dass er nicht wieder auf mich losgeht. Aber ich glaube, jetzt weiß ich warum er gestern so wütend auf mich war und bei der Therapie so ausgezuckt ist. Es war ihm vermutlich einfach zu viel. Extra Stunden Therapie wäre für mich auch das Schlimmste. Außerdem bin ich Schuld daran, dass er extra Sitzungen hat.
Wir essen auf und ich gehe in mein Zimmer. Luna hat jetzt schon ihre Therapiestunde.
Ardy kommt ins Zimmer. Ich lächle ihn an und winke ihm.
„Hey Elena, Lust etwas zu unternehmen?"
„Was ist mit Taddl?", schreibe ich auf meinen Block.
„Der sitzt draußen auf einer Bank und zeichnet. Er ist so ruhig ich will ihn nicht stören. Er scheint heute einen guten Tag zu haben."
„Okay, worauf hast du Lust?"
Ardy zuckt mit den Schultern und wir entscheiden uns für ein kleines Volleyballspiel in der Sporthalle. Es macht Spaß mit Ardy und es freut mich, dass er mit mir Zeit verbringen will. Nach einer Weile kommt Luna zu uns und Ardys Augen sind nur noch bei Luna. Die Beiden wollen ein wenig Zeit für sich und ich entscheide mich, wieder ins Zimmer zu gehen. Dabei gehe ich an dem Zimmer vorbei, wo Taddl gerade seine Therapiestunde hat. Meine Neugierde lässt mich nicht in Ruhe. Ich lausche an der Türe. Ich verstehe kein Wort, aber es scheint ruhig zu sein. Zufrieden gehe ich in mein Zimmer und sehe auf meinem Bett ein Blatt mit einer Zeichnung darauf.
Es ist ein Mädchen in einem Superhelden kostüm. Ich schmunzle. Es soll mich darstellen und ich finde, er hat mich wirklich gut getroffen. Daneben ist eine Sprechblase in der steht: ‚Ich bin stärker, als ihr alle zusammen.'
Denkt er so über mich? Dass ich so stark bin? Ich finde es irgendwie süß, dass er eine Sprechblase gemacht hat und keine Gedankenblase. Unten steht noch der Name des Künstlers, obwohl ich längst weiß, wer es gezeichnet hat. Taddl.
„Gefällt es dir?", höre ich seine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und zucke kurz zusammen.
„Wieso schleichst du dich immer so an?", schreib ich auf den Block.
„Vielleicht bist du einfach nur schreckhaft", lacht er. Schreckhaft. Das bin ich tatsächlich. Das war ich früher nicht.
„Es gefällt mir sehr gut."
„Freut mich", sagt Taddl zufrieden. Taddl geht auf mein Bett zu und legt sich hinein, während ich verwirrt daneben stehe. Er legt seine Arme hinter seinen Kopf.
„Mir ist langweilig", sagt er. Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
„Stört es dich etwa, dass ich in deinem Bett liege? Wenn ja, dann sag nur ein Wort und ich stehe auf", zieht er mich auf.
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Bitte, sprich (Taddl Fanfiktion)
FanficElena, 16 Jahre alt. Spricht seit über einem Jahr kein Wort mehr, wegen einem traumatischen Erlebnis. Dort trifft sie auf Menschen, die mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. Darunter den aggressiven Taddl.