Kapitel 44

8.3K 399 56
                                    


Ich ziehe mich in mein Zimmer zurück und Tränen steigen in meine Augen. Gestern war doch alles noch gut. Er hat gesagt, dass er mich liebt. Es hat doch alles gepasst und heute? Heute ist er wieder der aggressive Taddl. Monster, so würde er sich selber nennen.

Ich weiß, er ist kein Monster. Ich weiß, er ist ein guter Mensch. Ein Mensch, der lieben kann und nicht nur Wut und Hass in sich hat. Doch ich verstehe seine Art zu denken nicht. Diese Gefühle. Was in ihm vor geht. Oh, wie sehr würde ich nur einen Tag Taddl sein um ihn zu verstehen. Damit es nicht mehr so weh tut. Ich weiß, dass er mir nicht weh tun will. Aber es tut trotzdem weh. Ihn so zu sehen... zu wissen, es geht ihm nicht gut. Diese unglaubliche Wut, die ihn sein Leben lang mitnimmt. Seit seiner Kindheit. Ich wünschte ich wäre da gewesen. Ich wünschte ich hätte ihm helfen können. Aber das kann ich nicht. Ich kanns nicht mehr ändern. Ich kann nur jetzt da sein, aber wie? Wie wenn er mich ständig wegstößt.

Ich verstehe es selber nicht. Er ist gemein, er stößt mich weg und trotzdem bin ich in ihn verliebt. Wie hat dieser Idiot das nur geschafft?

Ich liege in meinem Bett und weine. Trotzdem würde ich nichts ändern daran wollen. Jeder schöne Moment, denn ich mit ihm hatte war es wert in diese Hölle hier zu kommen. Die Klinik war bis langem das Beste was mir passiert ist. Auch wenn ich immer noch kein Wort spreche. Ich habe tolle Freunde gefunden und den faszinierendsten Mensch kennen gelernt. Die halb schlaflosen Nächte, die ich mit ihm am Dach verbracht habe. Die Gespräche dir wir hatten. Sogar unsere Auseinandersetzungen.

Immer wieder schallt sein ‚Ich liebe dich' in meinem Kopf herum.

Taddl verdammt! Ich liebe dich auch! Ich würde es dir so gerne sagen, aber ich kann nicht.

Wieso bist du nur immer so? Wieso machst du mir immer Angst und wieso kann ich es trotzdem nicht lassen in deiner Nähe sein zu wollen? Nähe ... Genau das hätte ich gerne. Wo ist denn Luna jetzt, wenn man sie mal braucht? Ich wische mir die Tränen weg und stehe auf.

Ich schleiche in den Gang und bleibe wie angewurzelt vor Taddls Zimmer stehen. ‚Ich liebe dich', sage ich in meinen Gedanken. Diese Worte. Ich würde sie so gerne sagen. Sie einmal aussprechen. Wie es sich anfühlen muss, soetwas über die Lippen zu bringen? Ich habe so lange nicht mehr gesprochen. Viel zu lange. Aber ich kann nicht. Ich seufzte. Ich bin noch nicht bereit.

Ich will nach Taddl sehen und wissen was heute los war. Ich klopfe und öffne die Türe, als er mich herein bittet. Er liegt in seinem Bett, seine Arme unter seinen Kopf gestützt und sieht mich emotionslos an.

„Was willst du?", schnaubt er. Ich ... was will ich eigentlich? Ich wollte doch nur kurz nach ihm sehen und wissen was mit ihm los ist. Ich stelle fest, dass ich keinen Block hatte um ihn das zu berichten.

Er setzt sich auf und atmet laut genervt aus. „Willst du wissen, wieso ich heute wieder so Scheiße war? Warum ich so ein Monster bin?"

Ich nicke. Nicht direkt meine Wortwahl, aber ich kann mich gerade anders nicht verständigen.

Er steht auf und wird aus dem Nichts doppelt so laut.

„WEIL ICH NUN MAL SO BIN. ICH KANN MICH NICHT ÄNDERN."

Ich gehe automatisch einen Stück zurück. Er hält inne und versucht sich wieder zu beruhigen.

„Mit mir wirst du immer in Angst leben", flüstert er fast und behält dabei seinen Blick auf dem Boden.

Mein Körper zittert. „I-ich", stottere ich. „Ich liebe dich Taddl", meine Stimme klingt ein wenig kratzig. Ich habs gesagt! Verdammt! Ich habs gesagt!
Das auszusprechen war alles andere als einfach. Ich zittere immer noch, ich weiß nicht ob es daran liegt, dass ich gerade gesprochen habe oder daran, was ich gerade gesagt habe. Ich blicke zu Taddl, der immer noch auf den Boden starrt. Plötzlich wendet sich sein Blick und er schaut mich verdutzt und überrascht an. Ha! Damit hat er wohl nicht gerechnet.

„Hab ich das gerade geträumt?", fragt er immer noch perplex. Seite Wut scheint verschwunden zu sein. Ich schüttle zitternd und lächelend den Kopf. Er kommt zu mir und zieht mich in eine Umarmung. Er drückt meinen Kopf sanft gegen seine Brust und haucht: „Du hast gesprochen, Elena."

Scheinbar hat er das immer noch nicht so recht realisiert. „Davon hab ich sooft geträumt. Jetzt kannst du endlich hier raus."

Ich drücke ihn vor mir weg und sehe ihn böse an und schüttle den Kopf. NEIN! Ich will nicht raus, nicht weg. Nicht weg von ihm.

Er sieht mich verwirrt an. „Was Nein?"

Ich schüttle nochmal den Kopf. Ich will nicht weg von hier!

„Scheiße, verdammt!", ruckartig ist er wieder auf 180, nimmt den erstbesten Gegenstand und schmeißt ihn rechts neben meinen Kopf vorbei. Mein Mund steht halb offen. Sollte mich das gerade erwischen?

„Du hast gesprochen, verdammt. Hör auf deinen scheiß Kopf zu schütteln und SPRICH mit mir."

Ich schüttle wieder stur den Kopf.

„Hör auf wie dich ein Kind zu verhalten", schreit er.

Ich bin verwirrt. Gerade eben habe ich ihm meine Liebe gestanden und jetzt streiten wir? Eine Falte legt sich über meine Stirn. Ich bin kein Kind!

„Verdammt nochmal, rede doch! Wieso willst du nicht gehen?", fragt er immer noch aufgewühlt.

Ich nicke zu ihm. Damit er versteht, dass ich ihn meine. 'Wegen dir, du Vollidiot!'

„Wegen mir?", er lacht. Ich nicke. Wieso lacht er? „Du bist verrückt Elena! Du kannst hier endlich raus und willst es nicht." Er schüttelt enttäuscht den Kopf.

Taddl ...

„Geh!", schreit er. „Verschwinde einfach."

Ich bleibe stehen. Das provoziert ihn noch mehr. Er stellt sich aufplusternd vor mich hin und atmet laut. Seine Gesichtsmuskeln zucken und ich muss schlucken.

„Geh sofort aus meinem Zimmer", knurrt er. Ich bin wie angewurzelt. Ich habe gerade verdammt Schiss.

Er packt mich fest am Arm. Es tut weh, doch ich unterdrücke den Schmerz. Er zieht mich vor die Türe und knallt diese hinter mir zu. Ich stehe einsam am Gang und starre auf die Türe. Ich greife auf meinen Arm, der immer noch schmerzt.

„T-.", nuschle ich vor der Türe, doch mehr bekomme ich nicht heraus.

Bitte, sprich (Taddl Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt