Kapitel 26

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Kapitel 26

Nachdem wir uns alle um den Jungen gekümmert haben, suchen wir Taddl. Wir wollen mit ihm reden und nach ihm sehen. Doch wir finden ihn nicht. Ist er weggelaufen?

Doch dann kommt es mir. Er ist bestimmt am Dach!

Sofort gehe ich in mein Zimmer und lasse den Rest weiter suchen. Ich steige aus dem Fenster und tatsächlich, er ist hier. Er sitzt zusammen gekauert vor seinem Fenster. Seine Füße sind angewinkelt und sein Gesicht durch seine Hände versteckt. Ich weiß nicht, ob er mich gehört hat.

Ich setze mich zu ihm. Ich würde ihn gerne in den Arm nehmen, doch ich habe noch ein wenig Angst vor ihm. Ich weiß nicht, ob er immer noch so geladen ist.

Ich entnehme ein Schluchzen. Er weint? Unmöglich.

Ich nehme meinen Mut zusammen und streiche ihn über den Rücken.

„Es ist schon wieder passiert", höre ich seine Stimme gedämpft. „Ich habe mich in letzter Zeit nicht mehr unter Kontrolle."

Wieso nicht? Was ist denn passiert? Er blickt auf und sein Gesicht ist komplett nass. Seine Augen sind leicht gerötet und es zerreißt mir das Herz ihn so zu sehen. Ich rutsche näher zu ihm und lege meine Hand um seine Schulter. Er lehnt sich an mir an und ich hätte mir nie gedacht, dass Taddl so eine Nähe zu lassen kann.

„Erst seit dem du hier bist, drehe ich komplett durch. Ich habe meine Gefühle einfach nicht mehr unter Kontrolle", sagt er. Mein Herz schlägt doppelt so schnell. Ist es das, was ich denke, was er meint?

Er blickt hoch und sieht mich an. Er legt eine Hand auf meine Wange. Ist das ein Traum? Ist das wieder so ein komischer Traum wo sich alles verändert? Ich kneife mir heimlich auf den Oberarm. Nein, kein Traum.

Er sieht abwechselnd auf meine Lippen und in meine Augen. Wird er mich jetzt küssen? Bin ich dazu schon bereit?

Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und legt seinen Kopf dann wieder auf meine Schulter. Was war das denn?

„Es tut mir leid, dass ich gerade so unsexy bin", sagt er. Ein Kichern entkommt mir. Er setzt sich aufrecht hin und sieht mich prüfend und wütend zu gleich an. Ich schenke ihm ein Lächeln, damit er weiß, dass ich es nicht böse gemeint habe.

„Es ist so merkwürdig mit dir zu reden und es gleichzeitig nicht zu tun. Aber manchmal kommt es mir so vor, als würde ich wissen, was du denkst."

Ja, so kommt es mir auch vor.

„Weißt du das du nach Ardy der zweit wichtigste Mensch für mich in dieser Gott verdammten Irrenanstalt bist?", fragt er mich. Ich schüttle den Kopf. Nein, dass weiß ich nicht. Ich dachte, das sei Luna oder vielleicht sein Psychologe. Ich dachte eigentlich, dass ich weiter unten auf der Liste stehen würde, aber noch vor dem Jungen, den er heute zusammen geschlagen hat.

„Ich kann mit dir reden worüber ich will, ich weiß, dass du es nicht weiter erzählen wirst, weil du es nicht kannst und egal ob es dich interessiert oder nicht du hörst zu, du kannst ja nicht mal was dagegen sagen", ein kleiner Lacher kommt ihm hervor. „Ich langweile dich doch nicht mit meinem Gesprächen, wenn schon, dann sag nur ein Wort und ich bin ruhig", lacht er. Ich sehe ihn unglaubwürdig an und schüttle den Kopf.

„Okay gut. Kannst du mir etwas Versprechen?", fragt er und sieht mir wieder ganz tief in die Augen. Ich runzle die Stirn. Was soll ich ihm versprechen?

„Bitte, sprich wieder", sagt er. Ich schlucke. Ich ... ich kann nicht.

„Ich habe deine Stimme schon einmal gehört, ich weiß, dass du es kannst."

Stimmt, er hat mich im Schlaf schreien gehört. Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie es dazu gekommen ist.

„Versprich es mir!", sagt er. Ich schüttle den Kopf. Er sieht mich streng an und steht abrupt auf.

„Ich weiß, dass es für dich nicht leicht ist. Aber du kannst es schaffen, du musst es nur wollen. Du bist stärker als alle Verrückten hier zusammen. Du bist die einzige die es hier wieder hinaus schaffen kann."

Woher will er wissen ob es leicht oder schwer ist, dass ich wieder zum Sprechen anfange? Er steigt aus dem Fenster und bleibt vor dem Fenster stehen, mit dem Rücken zu mir gedreht.

„Wenn du endlich weg bist, kann ich vielleicht auch normal werden", sagt er und verschwindet.

Normal werden? Er ist doch normal. Außerdem... was hat das mit mir zu tun?

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Ich hör grad DFA 😍😍😍
Feiert sie noch jemand so wie ich? Habt ihr nen Lieblingslied? Also wenn ich 700 Main Street höre fühle ich mich immer voll Gangster haha

Es gab eine Frage und ich freue mich schon sie zu beantworten :D

1. Frage an Luna, Ardy und Taddl: Wie kam es zu den "Krankheiten"?

Taddl: Ich bezeichne mich nicht als krank. Jeder Idiot will mir das nur einreden, aber ich bin nicht krank. Ich habe Aggressionsprobleme. In dem Wort steht Problem nicht krank. Schuld daran ist mein Wichser von Vater der mir die Schuld für sein Versagen gegeben hat und mich als Kind verprügelt hat. Es hat sich in den Jahren soviel Wut angesammelt, die ich nicht mehr kontrollieren kann. Mir ist klar, dass es nicht gut ist, was ich tue und ich möchte mich besseren. Ich will mich wieder kontrollieren können und in die normale Welt zurück kehren.

Ardy: Meine Krankheit ist irgendwie passiert. Ich schätze durch das Verlassen von meinem Vater wurde es ausgelöst. Das wurde mir zumindestens gesagt. Ich habe mittlerweile akzeptiert, dass ich krank bin. Ich will einfach wieder Herrscher von mir selber werden.

Luna: Ich war auf einer Mädchenschule. Ich stand unter permanenten Druck, perfekt zu sein. Meine Mutter ist Model und hatte dementsprechend hohe Erwartungen an mich. Ich war immer sehr pumelig und wurde von meinen Mitschülerinnen gemobbt. Irgendwann habe ich dem ganzen Druck und Hate nicht mehr ausgehalten und habe begonnen, nachdem Essen mir den Finger in den Hals zu stecken. Nach kurzer Zeit habe ich einige Kilos abgenommen. Die Menschen haben begonnen mich zu lieben, waren neidisch auf meinen perfekten Körper und meine Mutter war verdammt Stolz auf mich. Es war eine wunderschöne Zeit. Ich wusste nur, wenn ich geliebt werden will, darf ich nie wieder essen. Irgendwann hat meine Mutter davon Wind bekommen. Sie hat mich in diese Klinik geschickt. Der verächtliche Blick bei unserer Verabschiedung werde ich nie vergessen.

Bitte, sprich (Taddl Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt