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Ich wachte auf und es war ein Tag wie immer. Ich öffnete meine Augen, stand auf, nahm einen Apfel aus der Schüssel, die auf meinem kleinen Tisch stand und aß ihn. Mein Körper war mit Narben übersät, die mir hauptsächlich mein Vater verpasst hatte. Und an meiner Bettdecke klebte vertrocknetes Blut, dass von meinen Verletzungen stammte. Diese Schmerzen waren unerträglich, aber das war ich mir gewohnt. Ich hörte schon wie meine Eltern stritten. Mein Vater schlug Bierflaschen umher und ich hörte das zerbrechen der Scherben. Als ich den Apfel aufgegessen hatte, schaute ich kurz in den Spiegel, der neben meinem kleinen Tisch stand. Ich war ein kleiner, magerer Junge, doch dank meine Schuluniform konnte man das zum Glück nicht sehen. Meine Schuluniform war Marinen blau und hatte Knöpfe an der Jacke. Während ich mir die Jacke zuknöpfte, schrie mein Vater meine Mutter immer mehr an. Ich drehte mich um und sah meine Poster an der Wand. Es waren genau drei Stück. Darauf waren meine Lieblingsbands. Ich lächelte und ging aus dem Zimmer. Als ich die Treppe hinunter ging musste ich mir anhören, wie er meine Mutter schlug. Ich war so emotionslos wie immer und ging an ihnen vorbei, lief zur Tür und zog mir meine Schuhe an. In diesem Moment flüchtete meine Mutter aus dem Zimmer. Ich drehte mich um und sah, wie sie gerade vor meinen Augen nach rechts in die Küche rannte. Dann kam mein Vater aus dem Zimmer und sah mich vor der Tür stehen. Er sah mich mit einem Blick an, als wäre er Satan. „Was guckst du so du kleiner Mistkerl?! Willst du auch so hingerichtet werden wie deine scheiß Mutter?! Los,verschwinde!" Er kam auf mich los und kurz bevor er mich schlagen konnte, riss ich die Haustür auf und knallte sie zu. Als ich dann alleine draußen stand, tritt mein Vater wie wild gegen dir Tür und schrie mir schreckliche Worte entgegen. Ich ignorierte es dann aber und ging weg.

Es war noch völlig dunkel draußen. Es wurde Winter und die Tage wurden kürzer. Ich machte mich auf den Weg zum Bahnhof in Shibuya. Es war gerade mal sechs Uhr früh, als ich am Bahnhof ankam. Ich musste immer sehr früh aus dem Haus, denn desto früher ich meine Eltern nicht mehr sehen musste, desto besser. Ich setzte mich auf eine Bank und sah mich ein wenig um. Eine Frau und ein kleines Mädchen standen direkt vor mir. Sie begleitete ihre Tochter anscheinend zum Kindergarten. Das kleine Mädchen strahlte plötzlich und nahm ihre Mutter in den Arm. Als sie dann sagte:„Mama, ich liebe dich!" , zerbrach mir das Herz. Warum konnten mich meine Eltern nie ertragen? Meine Mutter hatte mich als ich klein war, jeden Tag zu einer Frau gebracht. Diese hatte mich immer in ein Zimmer eingesperrt und ich musste dort Stunden alleine verbringen.Meiner Mutter war das völlig egal, wenn ich ihr das alles erzählte.Ich konnte noch nie wirklich mit meiner Mutter reden. Und auch wenn ich das mal konnte, dann konnte ich mich nicht mehr daran erinnern.Ich hatte meine Augen geschlossen, während ich mich an meine Kindheit erinnerte und hörte, wie der Zug kam. Als ich meine Augen öffnete, waren schon viel mehr Menschen hier und ich musste mich in den Zug hinein quetschen. Ich sah während der ganzen Fahrt aus meinem Fenster und hoffte, dass mich diese Idioten von der Klasse gegenüber wenigstens heute nicht verprügeln würden. Als der Zug dann anhielt und ich ausstieg, fing es zu schneien an. Ich sah für einen Moment in den Himmel und der Schnee fiel mir ins Gesicht. Als ich dann endlich vor dem Tor der Schule stand, fing ich zu zittern an. Ich sah schon viele Schüler die ein fröhliches Gesicht machten.Ich stand immer noch vor dem Tor und sah auf den Boden. Wie immer wurde ich von jedem ignoriert, der an mir vorbei lief. Aber ich war mich das ja gewohnt.


Als ich ins Schulzimmer kam, war es ziemlich laut und unser Lehrer musste sie beruhigen. Als ich im Vordergrund des Klassenzimmers stehen blieb und sie mich sahen,fingen schon einige zu grinsen an. „Hey, Leute. Jetzt seht mal wer da ist." Yusuke warf mir einen genervten Blick zu und lachte. Ich sagte nichts, wie immer und setzte mich an meinen Platz. Ich saß zuhinterst am Fenster, denn hier hatte ich meistens meine Ruhe. Vor mir hörte ich nur noch wie alle lästerten, doch es interessierte mich herzlich wenig.

Der Mörder in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt