Heute bin ich ganz anders aufgewacht als sonnst. Ich war total glücklich,aus irgendeinem unerklärlichen Grund. Ich stand sofort auf und zog meine Schuluniform an und das, obwohl ich heute gar nicht in die Schule ging. Meine Schmerzen waren zwar noch da, aber ich hätte trotzdem schon in die Schule gehen können. Und da mir die Krankenschwester gesagt hatte, dass ich heute zu Hause bleiben durfte, blieb ich das auch. Naja, eigentlich nicht. Denn meine Eltern durften das nicht erfahren. Angezogen ging ich unauffällig die Treppe hinunter. Meine gute Laune verschwand, als ich meine Mutter vor dem Ende der Treppe stehen sah. „Du hast immer noch keinen Job,stimmt's? Willst du auf der Straße enden?" Ich setzte mich auf die Treppe, denn ich wusste das das noch eine Ewigkeit dauern würde. Ich hielt wie immer einfach meine Klappe und hörte zu. Denn von Schlägen meiner Mutter hatte ich jetzt wirklich keine Lust. „Du wirst höchstens mal ein Fischer werden, denn für so einen Job wie dein Onkel hat bist du einfach viel zu dumm!" Ach ja, mein Onkel. Dieser Idiot lebte also noch. Der konnte nichts anderes als den ganzen Tag Drogen zu nehmen. Dann hatte der auch noch mehr als genug Kohle. Aber uns würde er nie was abgeben, nicht mal ein kleines bisschen. Das hat man eben davon, wenn man Drogen nimmt. „Hörst du mir überhaupt noch zu, du Nichtsnutz?!" Ich hatte nun echt keine Lust mehr auf das ganze. Ich stand auf und ging einfach raus.
Draußen in der Kälte stand ich nun. Und das mit der größten Wut, die man sich nur vorstellen konnte. Ich war voller Hass und Verzweiflung.Denn es wurde von Tag zu Tag schlimmer bei mir zu Hause und ich wünschte mir seit Jahren nichts mehr, als endlich von hier weg zukommen. Weg von zu Hause, weg von der Schule und weg von Tokyo. Ich wollte zu meiner Tante nach Hokkaido, denn ich wusste, dass sie mir helfen würde. Ich wusste, dass ich mich bei ihr wohl fühlte. Als ich in der Stadt angekommen war, setzte ich mich in ein Restaurant und bestellte einen Café. Ein Glück hatte ich ja dieses Geld gefunden. Als ich meinen heißen Café trank, dachte ich nochmals über das ganze nach. Desto mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wollte ich weg von hier. Und ich hatte schon alles geplant, wie ich von hier weg konnte. Ich wollte schon morgen gehen und zwar ohne,dass jemand je etwas davon erfahren würde. Ich war mir sicher, dass es meinen Eltern völlig egal sein würde wenn sie merkten, dass ich weg war. Nein von wegen, sie würde es sicher nicht einmal bemerken.Und meine Mitschüler wären völlig glücklich wenn sie hören würden, dass ich nie mehr komme. Ja, genau. Jetzt war für mich völlig klar, dass ich all das endlich beenden würde. Das ich endlich meinen Wunsch erfüllen konnte und meine Eltern, meine Mitschüler und Tokyo nie mehr sehen musste.
Ich war nun aus meinen Gedanken erwacht und stellte mit Schrecken fest,dass es schon Mittag war und mein Café schon kalt war. Ich musste leicht lachen und trank meinen kalten Café aus. War ich ernsthaft solange hier gewesen? Ich fing an mein Geld zu zählen, dass ich in meiner Hosentasche hatte. Von den 5'000 blieben mir also nur noch 3'500 Yen. Das reichte gerade noch knapp für mein Essen, dass ich während meiner ganzen Reise benötigte. Also konnte ich mir sonnst nichts leisten. Nicht einmal für den Zug bis nach Hokkaido zu meiner Tante. Als ich mir wieder meine Jacke angezogen hatte, bezahlte ich meine Rechnung und ging los. Ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte, also blieb ich für einen Moment einfach vor einem Laden stehen.
Es war Nachmittag geworden und ich lief planlos durch die Straßen. Ich war nun etwas außerhalb von Tokyo und fragte mich, ob ich jetzt schon losgehen sollte. Nein, konnte ich nicht. Ich hatte kein Geld und hatte weder Kleider noch sonnst etwas dabei, dass ich für meine Reise brauchte. Als ich bei einer Ampel wartete, dass sie endlich grün wurde bemerkte ich, dass eine alte Dame neben mir stand. Ich ignorierte sie einfach und sah die Autos an, die vor mir vorbei fuhren. Plötzlich hörte ich Geld rascheln und sah zu der Dame. Sie hatte ihren Geldbeutel hervor genommen. Ich wusste sie war alt und wehrlos. Also sah ich mich kurz um ob irgendjemand hier war,aber zum Glück war gerade niemand in der Nähe. Die Ampel wurde grün. Ich riss ihr ihr Geldbeutel weg und rannte wie der Wind über die Straße. Als ich weit genug weg war öffnete ich den Geldbeutel.Es waren 100'000 Yen und auch eine menge Münzen dazu. Genug für meine Reise und für alles war ich brauchte. Ich war glücklich und bereute überhaupt nicht, was ich gerade getan hatte. Grinsend schob ich mir das Geld in die Jackentasche und ging nach Hause.

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Der Mörder in mir
HorrorDie Geschichte eines Jungen namens Koji, der sowohl in der Schule, als auch zu Hause geschlagen wird. Ein Junge voller Zweifel und Hass. Bald schon wird er von zu Hause weglaufen und hofft auf eine bessere Zeit..Wird er dies schaffen? ~ Dies wa...