13.

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Heute war Sonntag. Der einzige Tag der Woche, wo wir drinnen bleiben durften und keine Ausflüge machten. Als ich erwachte, war es noch dunkel. Es war gerade mal sieben Uhr morgens, als ich den Flur entlang zur Küche lief. Doch plötzlich kam ein Junge aus dem Zimmer und versperrte mir den Weg. Es war Kaito, der Fettsack. Der war sicher nur hier, weil er abnehmen musste. Aber eigentlich war es nicht nur deswegen. Mir dem war auch sonnst was nicht in Ordnung.„Hast du mir was zu Essen?" Fragte der mich gerade ernsthaft, ob ich was zu Essen habe? „Ne, sicher nicht. Es gibt gleich Frühstück." , „Aber ich kann nicht mehr warten! Dir geben sie immer viel mehr zu essen als mir!" Ja, weil ich auch fast magersüchtig bin, du kleiner Fettsack..,dachte ich mir. Doch ich durfte ja meine Meinung nicht sagen, oder?Ich hatte keinen Bock auf irgendeine Strafe. Kaito ging endlich weg und ich setzte mich auf die Couch, die im Wohnzimmer neben der Küche stand. Es war still. Wie ich das liebte. Ich schloss für einen Moment meine Augen und träumte vor mich hin.

Ich sah ein kleiner, strahlender Junge. Er lief Hand in Hand mit seiner Mutter und seinem Vater die Straße entlang. Dieser Junge, das war ich. Ich rannte über eine Wiese und strahlte. Später sah ich mich selbst als Jugendlicher. Ich war mit meiner Freundin in einem Freizeitpark und wir saßen gerade auf einer Bank. Sie lächelte mich an und streichelte meine Wange. Ich lächelte und näherte mich ihr langsam, um sie zu küssen..

„Alle Aufstehen! Wir essen jetzt Frühstück!"Völlig schockiert setzte ich mich auf. Scheiße! Dieses verdammte Arschloch! Das darf doch nicht wahr sein! Ich wurde wütend. So sehr, dass ich ihn dafür erwürgen konnte. Es war schon hell geworden, ohne das ich es bemerkt hatte. Alle kamen noch völlig verschlafen an den Tisch. Hingegen zu den anderen sah ich aus, als ob ich gerade einen Horrortrip hätte. So fühlte ich mich auch. Am Tisch waren sie so laut wie immer und erst als ich mein Brot gegessen hatte bemerkte ich, dass Ayumi gar nicht am Tisch saß.


Nach den Essen ging ich in mein Zimmer, denn ich konnte den ganzen Lärm nicht mehr ertragen. Ich fühlte mich, als wäre ich im Kindergarten oder in einer Irrenanstalt. Ach ja, stimmt. Das war ja wirklich eine Irrenanstalt.

 Etwa drei Stunden später machte ich mir wirklich Sorgen, ob Ayumi etwas passiert war. Moment mal. Warum machte ich mir Sorgen? Ich kannte dieses Gefühl gar nicht. Es war richtig beängstigend. Ich ging rüber zu Ayumi's Zimmer und klopfte, doch es machte niemand auf. Als ich mein Ohr an die Tür hielt, war es immer noch still. Ich öffnete die Tür, aber sie war nicht da. Dachte ich mir schon. Doch wo könnte sie dann sein? Ich suchte sie im ganzen Haus, auf dem Pausenplatz und sah hinter jedem Baum nach.Glücklicherweise fand ich sie dann endlich in der Turnhalle. 

„Ayumi?Was machst du denn hier?" Sie drehte sich zu mir und nun sah ich,dass sie Tränen in den Augen hatte. „Koji?..Es ist nichts wichtiges. Entschuldige das ich heute morgen nicht da war, aber ich wollte alleine sein." , „Gut, dann gehe ich wieder.." , „Nein,warte. Jetzt will ich nicht mehr alleine sein.." Schade, ich wollte gerne gehen. Ich hasste es zu reden und ich wollte nicht den Psychologen spielen. Aber trotzdem ließ ich mich darauf ein. Ich konnte ja kein weinendes Mädchen alleine lassen, oder? Manchmal hasste ich es, wenn ich so nett war. 

Als ich mich zu ihr hinsetzte,fing sie schon zu erzählen an. „Weißt du mein Vater hat gestern Abend angerufen und gesagt, dass meine Schwester gestorben ist. Sie hat mich immer gemocht, nicht wie meine Eltern. Ich würde alles dafür tun, dass ich sie noch ein letztes mal sehen könnte..Ich vermisse sie so sehr.." Sie fing wieder zu weinen an und ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich war ein Einzelkind und konnte nicht verstehen wie das ist Geschwister zu haben. Vor allem wusste ich nicht wie das war, wenn man jemanden verlor. Obwohl, ich hatte niemanden der mir wichtig war, also..Na ja, egal. Ich wäre überglücklich gewesen, wenn meine ganze scheiß Familie verrecken würde. Und es tat mir auch überhaupt nicht leid, was ich da dachte.„Das tut mir leid für dich, aber ich kann das nicht verstehen. Ich bin ein Einzelkind." , „Schon okay, das musst du auch nicht.Danke das du dir Sorgen um mich gemacht hast und mich gesucht hast..", „...Kein Problem..." Sie konnte nicht aufhören zu weinen, doch sie wisch sich immer wieder die Tränen ab. Ich hatte das Gefühl das es ihr peinlich war zu weinen. „Mein Leben ist zum kotzen..Ich wünschte mir so sehr ich hätte ein normales Leben.." Als sie das sagte dachte ich nur, Oh nein, kleine! Mach hier ja nicht auf Mitleid! Du hast keine Ahnung was Leben bedeutet! Ich würde wütend, doch ich blieb ruhig. „Ich habe seit ein paar Tagen nur noch Selbstmordgedanken, weißt du das?.." Du kleine Hure! Du hast keinen Grund für so was! Du verdammte... Mir reichte es nun endgültig. Doch ich versuchte immer noch ruhig zu bleiben. „...Das musst du mir nicht sagen..Ich habe das schon seit ich fünf bin..Und ich kämpfe jeden Tag damit..." , „Warum denn das?" Ich war kurz davor sie umzulegen. War das wirklich ihr ernst?! Sie machte wirklich hier auf Mitleid, wegen so was?! Wenn die nur wüsste was ich für ein Leben gehabt habe und auch immer noch habe..Dann hätte sie sich gewundert, warum ich mich nicht erhängt habe! „..Sag ich dir nicht..Ich geh jetzt.." Ich stand auf und ging völlig kalt weg. Es war mir völlig gleichgültig, wie sehr sie das verletzte.Dann hatte ich halt niemand mehr, der mich mochte. Na und? War doch bis jetzt auch nicht anders. 

Der Mörder in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt