Als ich zu Hause ankam, bereute ich das ich nicht gegangen war. Mein Vater hatte mal wieder nichts besseres zu tun, als seinen ganzen Frust an mir rauszulassen. Und meine Mutter motzte nur herum, warum ich so spät nach Hause gekommen sei und das ich lernen sollte. Als das ganze dann endlich vorbei war humpelte ich wie jeden Tag in mein Zimmer und legte mich aufs Bett. Toll, mal wieder eine große Narbe von meinem Vater. Als ich meine Hose hochkrempelte, sah ich nur blaue Flecken. Naja, was soll's. Als ich mir bequemere Kleider anzog, stand ich einen Moment lang ohne Shirt vor dem Spiegel.
Bei diesem Anblick wurde ich immer traurig, aber auch wütend. Vor mir sah ich ein kleiner, abgemagerter Junge. Er war voller Narben und Flecken. Zwei große Risse waren auf seinem Bauch, die der Arzt vor Jahren zusammengenäht hatte. An seinen Armen konnte man fast gar keine Haut mehr sehen. Sie waren völlig auf geritzt und an einigen Stellen blutete es immer noch.
„Nein,ich kann nicht mehr!.." Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich konnte nicht anders. In diesem Moment hörte ich wieder diese Stimme.Diese Stimme, die ich schon seit Jahren hörte wenn es mir schlecht ging. Sie sagte mir jedes mal: „Tu es! Tu es! Tu es!" Ich lief zur Schublade und holte mein Messer, dass ich schon seit einer Ewigkeit von der Küche gestohlen hatte. Die Stimme wurde immer lauter in meinem Kopf und ich richtete das Messer auf mein Herz. Doch ich fing zu zittern an und atmete hektisch. Ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht. „Verdammt, sei endlich still..Ich werde mich nicht umbringen. Ich muss schließlich mein Ziel erreichen."Endlich. Diese dumme Stimme hörte auf. Ich freute mich so sehr von hier wegzukommen. Hoffentlich konnte ich bei meiner Tante leben. Sie hatte ein wunderschönes Haus und viel Geld. Als ich klein war liebte ich es bei ihr zu spielen. Wir konnten zwar nur selten zu ihr, aber trotzdem liebte ich sie über alles. Als die Schmerzen etwas besser wurden konnte ich endlich schlafen.
Als ich aufwachte war es noch dunkel, denn ich musste so schnell wie möglich aus dem Haus. Nicht nur weil ich den frühen morgen so liebte, sondern auch weil mich sonnst meine Eltern bemerkten.Angezogen schlich ich so leise wie ich konnte die Treppe hinunter und ging noch schnell in die Küche. Ich sah mich um und öffnete danach den Kühlschrank. Nichts, er war völlig leer. Das hatte mich nicht gewundert, denn mein Vater aß wie ein Schwein. Ein weiterer Grund um froh zu ein endlich von hier wegzukommen. Desto mehr ich über die vielen Sachen nachdachte die ich hier Tag für Tag erlebte, desto mehr freute ich mich.
Ich war nun endlich draußen und strahlte, während mir der Regen ins Gesicht tropfte. Wie ich den Regen liebte. Dieser Tag fing schon perfekt an. Ich wollte losgehen, als ich eine schwarze Katze sah die miaute. „Hallo meine kleine." Sie kam langsam auf mich zu und schmiegte sich an mich. Als ich sie anfing zu streicheln, schnurrte sie. Dieses Schnurren war das schönste für mich.
Ich hatte mal eine Katze, aber leider nicht sehr lange. Ich hatte sie auf der Straße gefunden. Da sie fast verhungert war, hatte ich ihr Fleisch aus einer Metzgerei geklaut. Ich hatte sie Mizuki getauft und nahm sie zu mit nach Hause. Da fanden wir aber heraus das meine Mutter eine Katzenhaarallergie hatte. Mein Vater hasste Tiere über alles. Also hatte er, als ich gerade von der Schule nach Hause gekommen war, Mizuki draußen im Garten geschlachtet. Ich konnte diesen Anblick nie vergessen.
Ich verabschiedete mich von der schwarzen Katze und lief gemütlich zum Bahnhof. Das Ticket nach Hokkaido war genau 30'000 Yen. Dazu noch die Schifffahrt. Also blieben mir am Schluss noch 40'000 Yen. Das klang vielleicht nach viel, aber so lange konnte ich von dem Geld nicht leben. Das würde ungefähr zwei Monate halten, wenn ich sehr wenig aß. Aber das war ja kein Problem für mich. Es kann also auch gut sein, sich an so etwas zu gewöhnen.
Ich war mit dem Rücken an einer Wand angelehnt, als ich auf den Zug Richtung Aomori wartete. Dann musste ich nur noch das Schiff Richtung Hokkaido nehmen und dann mit dem Bus nach Sapporo. Sapporo war die Schönste Stadt die ich kannte. Schade war nicht schon Februar. Ich wäre gerne zu dem Eis-Festival gegangen. Diese wunderschönen Skulpturen aus Eis, konnte ich bis jetzt nur auf Bildern sehen. Es war erstaunlich kalt geworden und ich hatte nicht einmal eine warme Jacke dabei. Eine warme Jacke? Ich hatte doch gar keine. Ich rieb mir die Augen, als ich von meinen Gedanken erwacht war. Warum war ich bloß so müde? Aber was wunderte ich mich, es war ja schon Mitte November.
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Der Mörder in mir
TerrorDie Geschichte eines Jungen namens Koji, der sowohl in der Schule, als auch zu Hause geschlagen wird. Ein Junge voller Zweifel und Hass. Bald schon wird er von zu Hause weglaufen und hofft auf eine bessere Zeit..Wird er dies schaffen? ~ Dies wa...