2.

842 33 9
                                    

Ich war auf den Schnee fixiert, der immer mehr und mehr den Boden bedeckte. „Jetzt seid endlich still,oder ihr müsst alle Nachsitzen!" Als der Lehrer das sagte, dachte ich nur, wie schön das jetzt wäre. Man hat dann nämlich seine Ruhe und ich müsste mir nicht mehr anhören, wie meine Eltern stritten. Schade, das ich nicht Nachsitzen konnte. „Nehmt jetzt alle euer Mathematikbuch hervor und rechnet weiter auf Seite 53." Mathematik.Wie ich das hasste. Ich hatte wie immer nichts kapiert, doch das war mir wirklich völlig egal. Ich war der schlechteste Schüler von allen. Aber die anderen wären genau so schlecht, wenn sie nur schon solche Eltern hätten.


Als es dann endlich Pause war, schlenderte ich durch den Pausenplatz und dachte nach. Das war meine Lieblingsbeschäftigung wenn ich nicht wusste, was ich machen sollte. Als ich es dann satt hatte herumzulaufen, setzte ich mich auf eine Bank und sah mich um. Ich sah die Gruppe der „reicheren" Kids.Sie standen unter einem Baum und gaben an, was sie für tolle Sachen hätten. Wir hatten selbst kein Geld, weil meine Mutter sich mit Klamotten überhäufte und mein Vater das Geld für den teuersten Sake ausgab. Ich hatte nie irgendetwas von dem Geld. Ich wusste gar nicht mehr, wie sich Geld anfühlte. Als ich dann aufhörte, die reicheren zu bewundern, traf mein Blick auf die Jungs der Klasse gegenüber. Sie waren vier Stück und waren „anscheinend" die schönsten Jungs der ganzen Schule. Jedes Mädchen bewunderte sie und gaben ihnen Geschenke. Vor allem Yusuke, der Anführer dieser Bande, war beliebt. Der, mit der aller größten Klappe. Wie ich sie hasste! Sie sahen mich auch und ich wusste, der Spaß war vorbei. 

Sie kamen mit einem breiten Grinsen auf mich zu. Nun war es zu spät. Ich konnte nicht mehr fliehen, denn sie hatten mich umzingelt. Ich stand auf und versuchte zu gehen, doch Yusuke packte mich am Kragen und warf mich in den Schnee. „Na, wen haben wir denn da? Der hässliche, magere Schwächling der nichts kann! Der Junge, der nie ein Mädchen bekommen wird! Kein Wunder, oder nicht? Kannst ja nicht mal reden!Kannst dich nicht mal wehren! Weder gutes Aussehen, noch Geld. Du kannst froh sein, dass du dir wenigstens diese Schuluniform leisten kannst." Die anderen lachten und ich versuchte aufzustehen. Er hatte ja recht. Ich war ein hässlicher, magerer Junge ohne Geld. Zudumm um zu lernen und zu dumm um sich zu wehren! Ich hatte Kleider voller Löcher und konnte mir nichts leisten. Doch für all das konnte ich nichts dafür! Sie fingen an auf mir herum zu treten und ich lag wehrlos am Boden. Ich versuchte immer wieder aufzustehen, doch sie drückten mir immer wieder den Kopf in den Schnee und schrien mir ins Ohr. Genau so laut, wie es mein Vater immer machte. „Komm schon Feigling, steh auf!" Einer zog mich von hinten hoch, während mich die anderen in den Bauch schlugen. Warum konnte ich mich nicht wehren?


Plötzlich hörte ich unsere Lehrerin,die auf uns zu rannte. „Sagt mal was macht ihr? Geht's noch?! Ihr kommt jetzt sofort mit zum Direktor!" Sie ließen mich liegen und sahen mich mit einem finsteren Blick an. „Wenn ihr das noch einmal macht, werdet ihr von der Schule fliegen Und du Jin.." Jin war der kleinste der Bande und machte manchmal den Eindruck, als ob er gar nicht dazu gehören wollte. Die anderen waren bereits auf dem Weg zum Direktor und ließen Jin alleine. Jin blieb stehen und sah die Lehrerin mit einem unsicheren Blick an. „Ja? Was ist denn?" Er lief mit senkendem Kopf auf die Lehrerin zu und als er vor ihr stand, getraute er sich nicht sie anzusehen. „Jin warum machst du so etwas? Und seit wann bist du mit diesen Jungs zusammen in der Pause? Ich kenne dich so gar nicht Jin. Du warst immer der netteste in der Klasse. Und jetzt, seit du mit denen zusammen bist, bist du völlig anders." , „Es tut mir leid." Von wegen erst seit jetzt! Er war schon mindestens seit fünf Jahren mit diesen Vollidioten zusammen! Und die machten mich auch schon seit einer Ewigkeit fertig! Als ich langsam versuchte aufzustehen bemerkte ich, dass sich der Schnee am Boden rot gefärbt hatte von meinem Blut. Als ich aufgestanden war,humpelte ich zur Lehrerin und zu Jin. Die Lehrerin sah mich sehr besorgt an. „Es tut mir ja so leid was passiert ist. Jin..Ich fasse es einfach nicht, dass du so etwas getan hast." Die Lehrerin begleitete mich gegen meinen Willen zur Schulkrankenschwester.

Als wir dann vor der Tür standen,verabschiedete sie sich von mir und ich wusste, jetzt würde sie endlich eine Strafe erhalten. Obwohl, irgendwie konnte ich das gar nicht glauben. Sie müssten sicher wieder nur Nachsitzen oder so.

Der Mörder in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt