Ich klopfte an die Tür und wartete einen Moment. „Herein." Ich ging hinein und sah dort ein kleines Mädchen auf einem Stuhl sitzen, die die Schwester gerade am Knie pflegte. Die Schwester hatte eine blonde Perücke an und trug typische Krankenschwester Kleidung. Ich setzte mich auf die Couch,die neben dem Mädchen war und wartete. Als sie fertig waren,bedankte sich das Mädchen bei der Schwester und verabschiedete sich von ihr. Dann sah sie mich mit einem traurigen Gesicht an. Ich war etwas verwirrt und sah zuerst das Mädchen und dann die Schwester an.Nach einer Weile beugte sich die Schwester zu dem Mädchen und sah ihr in die Augen. „Was hast du denn meine kleine? Geh schon, deine Mutter wartet doch draußen auf dich." Das Mädchen ging ohne etwas zu sagen und schloss die Tür langsam hinter sich zu. „Ich glaube sie hatte Mitleid mit dir. Du blutest stark aus dem Mund. Oh und zeig mal!" Sie nahm meine Hand, drehte sie um und erst dann bemerkte ich, dass meine ganze Hand voller Risse war. Es sah schrecklich aus und ich wunderte mich, warum ich das nicht bemerkt hatte. Naja, die Schmerzen in meinem Bauch waren eigentlich schon mehr als genug Qual.Sie ließ meine Hand los, fing an sie zu behandeln und legte mir einen Verband an. Als sie mit allem fertig war, sah ich mich kurz an.Ich kam mir vor, als wäre ich jetzt eine Mumie und alle hätten Angst vor mir, wenn ich jetzt nach draußen ging. Dann sah ich auf die große Uhr die vor mir an der Wand hing und bemerkte, dass es schon zwölf Uhr war. War ich schon so lange hier? Ich kam zum Glück nie am Mittag nach Hause. Ich hätte riesigen Ärger bekommen, wenn ich so spät nach Hause gekommen wäre. Ich hatte danach gefragt ob ich nach Hause könne, da es mir immer noch sehr schlecht ging. Sie sagte dazu ja, setzte sich gleich an den Computer und schrieb meiner Lehrerin. Dann drehte sie sich mit dem Stuhl zu mir und sah mich mit einem Lächeln an. „Wenn es morgen nicht besser ist, dann bleib einfach zu Hause. Ich werde es deiner Lehrerin mitteilen, keine Sorge." Als sie das sagte dachte ich nur: 'Oh nein! Alles aber nicht zu Hause bleiben!' Die Schule war schon genug schlimm, aber zu Hause war die Hölle los. Mein Vater würde mich nur noch mehr schlagen wenn ich sagen würde, dass ich zu Hause bleibe nur weil ich so was habe. Und ich würde auch niemals zu Hause sagen, dass ich zusammengeschlagen worden bin. Das wäre denen eh egal. Ich war wütend, aber dann viel mir etwas ein. Ich musste nicht nach Hause.Ich konnte einfach den heutigen Nachmittag in der Stadt verbringen.Dann hatte ich endlich mal Ruhe. Ich verabschiedete mich und ging aus dem Zimmer. Dann nahm ich unauffällig meinen Verband ab. Ich wollte nicht so dämlich herumlaufen.
Als ich an meinem Klassenzimmer vorbei lief sah ich durch die Glastür. In diesem Moment musste ich schaden freudig lächeln und ging weiter. Sie schrieben nämlich gerade eine Mathe Prüfung und ich musste nicht mitmachen. Ich zog meine Schuhe und meine Jacke an, wickelte mir meinen roten Schal um und ging nach draußen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich seit langer Zeit besser fühlte und lief Richtung Stadt.
Die Stadt sah wie immer aus, wie ein Meer voller Menschen. Mir gefiel es nicht hier zu sein, denn hier war ich wie unsichtbar. Ich lief an vielen, teuren Boutiquen vorbei und wie immer wünschte ich mir auch solche Klamotten. Überall hatte es Restaurants voller Leute, die ihr Mittagessen genossen. Mal wieder knurrte mir der Magen, aber was soll's? Dieses Gefühl kannte ich schon seit ich denken kann. Es war reine Gewohnheit. Ich blieb einen Moment lang vor einem Game Shop stehen und sah dort eine neue Konsole mit vielen neuen Games, die sicher jeder zu Weihnachten bekam. Da ich nicht anders konnte, ging ich ohne zu zögern in den Laden und sah mich um. Ich durfte bis jetzt nur einmal so was spielen. Das war bei einem alten Kumpel von mir, der aber leider an einem Autounfall gestorben war. Ich stand einen Moment lang völlig bedrückt da, weil ich an die schöne Zeit mit meinem Kumpel dachte. Als ich wieder zu mir kam, ging ich aus dem Laden und lief mit gesenktem Kopf querdurch die Stadt.
Nach einer ganzen Weile setzte ich mich auf eine Bank, da mir die Beine weh taten. Warum hatte es plötzlich viel weniger Menschen? Als ich in den Himmel sah bemerkte ich mitschrecken, dass es schon dunkel wurde. Verdammt! Es war sicher schon mindestens vier Uhr. Ich wollte zuerst nach Hause rennen, aber dann fiel mir ein, dass mein Vater so oder so ausrasten würde. Ich war nämlich eh schon viel zu spät.
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Der Mörder in mir
HorrorDie Geschichte eines Jungen namens Koji, der sowohl in der Schule, als auch zu Hause geschlagen wird. Ein Junge voller Zweifel und Hass. Bald schon wird er von zu Hause weglaufen und hofft auf eine bessere Zeit..Wird er dies schaffen? ~ Dies wa...