Nun war es endlich so weit. Nun war ich kein Spielzeug mehr für andere. Sie sollten alle meine Marionetten sein und beten, dass ich sie nicht gleich erschieße! Aber Gnade werde ich natürlich keine zeigen. Das können sie vergessen.
Als ich draußen war und Richtung Bahnhof lief, bemerkte ich, dass sich die meisten Blätter schon Orange befärbt hatten. Ich fing leicht an den Händen an zu zittern, als ein kräftiger Wind wehte. Warum zitterte ich plötzlich so stark? Ich sah Yoko's Leiche in meinem Kopf und grinste, doch zitterte nur noch mehr. War es etwa deswegen? Es war ein unglaublich schönes, aber auch beängstigendes Gefühl jemanden umgebracht zu haben. Und dann auch noch so..so...blutig.
Im Zug ging die Zeit wie im Flug vorbei, da ich ständig noch völlig gedankenversunken bei Yoko war und diesem unglaublichem Gefühl. Diese Macht.
Es war schon bald Mittag. Ob sie wohl schon Yoko's Leiche gefunden hatten? Sie hatten sicher schon bemerkt, dass ich gar nicht mehr da war. Sie wussten also, dass ich es gewesen war. Verdammt! Warum musste ich es bloß so offensichtlich machen?! Nun ja, immerhin hatte ich keine Spuren hinterlassen...
Nun war ich nur noch wütend auf mich selbst, doch für Selbsthass hatte ich heute keine Zeit.
Angekommen in Tokyo versuchte ich das erste mal ein modernes Handy zu benutzen. Das war nicht gerade einfach und dieses Hintergrundbild eines weissen Pudels war wirklich peinlich. Ein Glück fand ich endlich seine Adresse dank dem Internet und fand etwa zehn Minuten später auch schon seine Wohnung. Ein riesiges Hochhaus stand vor mir, doch Jun wohnte zum Glück im ersten Stock.
Als ich vor seiner Tür stand und nochmal kurz aufs Handy sah, bemerkte ich das Datum.
25.09.2012.
Morgen hatte ich also schon Geburtstag? Um genauer zu sein, war es mein achtzehnter Geburtstag.
Es war genau 12:15. Ob Jun wohl zu Hause war? Ich hörte Schritte hinter mir, die immer näher kamen, doch ich dachte mir nichts dabei und starrte immer noch auf die Tür. Jun stand direkt hinter mir.
"Was suchst du hier? Wolltest du jemanden besuchen?" Ich drehte mich schnell um und musste mir was einfallen lassen. "Ich wollte einen Kumpel besuchen, aber ich hab mich wohl bei der Adresse getäuscht, haha. Entschuldigen Sie." Er lächelte. "Macht nichts. Dann einen schönen Tag noch."
Als er die Tür öffnete um hinein zu gehen, bemerkte ich schnell, dass der Junge in der Klinik recht hatte. An seiner Wand sah ich ein Samurai Schwert und zwei Pistolen lagen auf einer Kommode, ganz hinten an der Wand. Ich musste es einfach haben. Ich musste! Doch wie sollte ich das nun anstellen? Er war zu Hause. Sollte ich etwa warten bis er draussen war? Wahrscheinlich. Alle nur mit meinen Fäusten tot zu schlagen würde zu lange dauern.
Dieser Junge erzählte auch, dass sein Vater Jun öfters Nachtschicht hätte. Mit etwas Glück kann ich es mir also heute Abend schon holen. Bis dahin muss das Messer reichen, dass ich von der Küche der Klinik gestohlen hatte. Da ich nicht weiter unnötig bis Abends warten wollte, ging ich in meinen Lieblingspark, der sich weiter nördlich befand.
Auf dem Weg dorthin kamen mir meine Eltern in den Sinn. War es ihnen wirklich egal dass ich weg war? Die Antwort war ganz klar: Ja. Dieses Miststück und ihr Arsch von Mann müssten nun sicher glücklich sein. Verdammte, dreckige....Ich durfte mich nicht wieder aufregen. Bald waren sie weg. Für immer würden sie in der Hölle schmoren. Obwohl..Nun war ich auch nicht besser. Ich wollte jeden nur noch leiden sehen. Ich liebte das Gefühl andere leiden zu sehen. Aber nicht nur das, es erregte mich auch. Wie gerne würd ich mir jetzt einfach eine schnappen und sie dann ganz alleine, irgendwo in einem Wald......"Pass doch auf, Idiot!" Ich erwachte aus meinen Gedanken, als ich gegen einen älteren Mann knallte. Aus meinen geilsten Fantasien..leider.
Schon stand ich mitten im Park, der für mich schönste Ort. Eine grosse Wiese, ein Restaurant, ein Riesenrad und der Teich mit den schönsten Koi Fischen, die ich schon als Kind besuchen kam und ihnen auch Namen gab. Es sah viel schöner aus, als ich es in Erinnerung hatte. Mit einem Lächeln lief ich zum Teich und sah hinein. Was für ein Glück, Ogon lebte noch. Er war der schönste und grösste von allen und seine Schuppen glätzten goldig in der Sonne.
Ich lief weiter zum Riesenrad und da ich noch Geld übrig hatte, wollte ich unbedingt noch damit fahren. Die Aussicht auf Tokyo war wunderschön. Als die Gondel ganz oben war, hielt sie für einen Moment an und ich erinnterte mich plötzlich an etwas. Ich sah mich selbst mit meiner Mutter in dieser Gondel, lächelnd. War das wirklich ich?

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Der Mörder in mir
HorrorDie Geschichte eines Jungen namens Koji, der sowohl in der Schule, als auch zu Hause geschlagen wird. Ein Junge voller Zweifel und Hass. Bald schon wird er von zu Hause weglaufen und hofft auf eine bessere Zeit..Wird er dies schaffen? ~ Dies wa...