fröhliche Fotos

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Aiden kommt aus dem Esszimmer wieder mit den letzten Gläsern. Fertig gehen wir hoch in mein Zimmer.
Zum Glück hatte ich vorhin noch grob aufgeräumt.

"Schönes Zimmer. Es ist schlicht und kühl. Aber trotzdem irgendwie heimelig."

"Danke. So wünsche ich mir auch, dass dein Haus wird."

"Erstens, das fände ich toll. Aber zweitens, es ist nicht mehr nur mein Haus. Es ist jetzt unser Haus. Du solltest dringend den Vertrag komplett lesen."

"Ja, vielleicht sollte ich das."

Ich stehe schweigend da und schaue zu wie Aiden mein Zimmer inspiziert. Er bleibt mit seinem Blick an meiner Bilderwand hängen. Es ist eine Wand voller Bilder von Früher.
Zumindest die eine Hälfte. Die andere Hälfte von jetzt.
Man sieht den Unterschied deutlich beider Seiten.
Früher gab es viele fröhliche Familienfotos, von Blumen, Tieren und Stränden, die ich größten Teils selbst gemacht habe. Auf der anderen Seite sind keine Familienfotos mehr. Nurnoch welche von meinen Freunden, Von kahlen Bäumen, stillen Seen und Regen, alle in schwarz weiß gehalten. Sie wirken alle ein wenig bedrückt.

"Weißt du was? Wir machen einen eigenen Vertrag. Also zusätzlich."

"Was denn für einen?"

"Wir versprechen uns einfach ein paar Dinge. Ich werde zum Beispiel dafür sorgen, dass du wieder fröhliche und farbige Fotos machen kannst."

"Ok. Und was soll ich für dich machen?"

"Ich weiß nicht. Lern mich besser kennen und dann schauen wir ob wir was finden, das ich brauche. Wir haben ja Zeit."

Ich lächle ihn an und setze mich auf meine Bettkante.

"Ja. Was wollen wir heute noch machen?"

Er geht auf die Kartons in der Ecke zu, hebt einen hoch und sagt: "Wollen wir anfangen zu packen? Morgen und übermorgen kommen schon die Möbel und werden aufgebaut."

"Ok. Machst du die Klamotten? Ich fange mit dem Krimskram an."

Lächelnd gehe ich mit einem Karton auf meinen Schreibtisch zu und fange an das Zeugs aus den Schubladen ordentlich in die Kartons zu stapeln. Aiden geht auf meinen Kleiderschrank zu und packt meine T-Shirts ein.

Nach einer Weile gehe ich runter und hole etwas zu Trinken. Auf dem Weg nach oben treffe ich meine Mutter.

"Was macht ihr denn noch?" "Wir packen nur. Bis übermorgen sind alle Möbel im Haus angekommen und aufgebaut."

"OK. Wie wäre es wenn Aiden hier übernachtet und wir morgen alle zusammen das Haus anschauen?"

"Ja, das wäre toll. Nach dem Frühstück fahren wir. Und wir nehmen gleich die ersten Kartons von mir mit."

Meine Mutter wendet sich ab.

Bevor sie um die Ecke läuft, frage ich noch: "Findest du es schlimm, dass gerade alles so schnell geht?"

"Nein es ist schon OK. Ich will nur, dass du mit der Situation glücklich bist."

"Ja, das bin ich." Wir gehen beide in unsere Richtungen.

Vor meiner Türe bleibe ich stehen und frage mich:
Kann ich denn wieder glücklich werden? Mit meiner geheimen Vergangenheit? Was, wenn sie mich wieder einholt? Damit meine ich nicht meinen Exfreund.

Aiden steht vor meiner Unterwäscheschublade und sagt schmunzelnd: "Nicht schlecht, aber viele Oma-Unterhosen."

"Die sind halt bequem.", rechtfertige ich mich ernst.

Er schaut mich verwirrt an und ich pruste los. Sein Gesichtsausdruck ist echt zum brüllen. Fertig mit lachen sage ich: "Sie sind aber wirklich bequem."

Als mein Kleiderschrank komplett leer ist, genauso wie mein Bücherregal, machen wir Feierabend.

Ich ziehe mir eine Jogginghose und ein graues T-Shirt an und setze mich auf mein Bett. Aiden setzt sich neben mich und wir reden noch über das Haus. Irgendwann, halb am Schlafen merke ich noch wie Aiden seine Hose auszieht und zu mir unter die Decke kommt.

Unsere erste Nacht gemeinsam in einem Bett.

Me runnigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt