Der Umzug

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Noch halb im Schlaf versuche ich mich um zu drehen. Doch es geht nicht. Aiden hat während dem Schafen seine Arme um meine Hüfte geschlungen und hält mich so fest als müsste er mich vor irgendetwas beschützen. Bei dem Versuch seine Hände von mir zu lösen, wacht er auf und grummelt verschlafen irgendetwas.

Als er merkt wo seine Arme sind, zieht er sie schnell weg und sagt leise: "Oh, Entschuldigung. War nicht mit Absicht."

"Schon OK."

Ich schaue auf die Uhr und es ist bereits verdammt spät. Ohne zu überlegen springe ich auf, bleibe an der Decke hängen und kippe rittlings um. Circa wie ein Baum, der gefällt wird.

"Was war denn das jetzt?"

"Es ist schon zehn Uhr."

Ich schaue auf mein Handy und sehe 18 verpasste Anrufe.

"Ja, na und?"

Ich zeige Aiden mein Handy und er überlegt einen kurzen Moment bevor er schnell aufsteht und sich seine Hose von Gestern wieder über streift. Wir laufen schnell runter und treffen meine Mutter schon am Esszimmertisch. Sie hatte das Frühstück gerichtet und war gerade am Essen.

"Mama, wir müssen uns beeilen. Die, die die Möbel aufbauen haben uns schon ganz oft angerufen. Die warten wahrscheinlich schon auf uns."

"Nein. Als ich gemerkt habe, dass ihr länger schlafen würdet habe ich Ethan bescheid gegeben, dass er schnell zum Haus fahren soll und aufschließen soll. Er hatte ja einen Ersatzschlüssel."

"Seit wann hat er denn einen Schlüssel?", fragt Aiden entgeistert.

Naja, verständlich. Ethan würde ich auch keinen geben.

Meine Mutter geht nicht weiter darauf ein sondern sagt, dass wir trotzdem los sollten und sie schon Brote für den ganzen Tag geschmiert hat. Also fahren wir, nachdem ich mir ein Top angezogen habe, die alte Schlaf-Jogginghose gegen eine schickere ausgetauscht habe und in meine Sportshuhe geschlüpft bin los. Wir wollten zumindest losfahren, denn beim Einsteigen ist mir aufgefallen, dass wir die Kartons mit meinen Sachen aus meinem Zimmer noch nicht eingepackt haben.

Als wir ankommen sind ist bereits alles auf Hochbetrieb. Der Esszimmertisch ist schon aufgebaut, genauso wie die Stühle. Das Sofa steht, mitsamt Couchtisch. Die Wand mit Schränken und Fernseher sind auch schon fertig. Genauso die beiden Gästezimmer mit jeweiligem Bad wurden nach den vereinbarten Plänen eingerichtet.

Sie machen sich gerade drauf und dran unser Bett auf zu bauen. Ja, richtig gehört. Wir haben zusammen ein Bett. Ich stehe daneben und beobachte alles genaustens. Ich zeige, wo das Bett hin soll und beziehe es schon, während die Männer die Nachtschränke aufbauen und daneben stellen. Etwas genervt merke ich, dass mir einer von denen andauernd auf den Arach guckt.

Im begehbaren Kleiderschrank montieren sie Stangen, Schubläden und Fächer nach meinem Plan, sodass beide Seiten exakt symetrisch sind. Eine Seite für mich, eine für Aiden. Als nächstes machen sie im Badezimmer weiter, wo nur ein Schrank unter das Waschbecken kommt und ein Spiegel darüber.

Um halb zwei essen wir die Sandwiches meiner Mutter, die die Küche vollends eingerichtet und vervollständigt hat und die Gästezimmer hergerichtet hatte. Ethan hatte außen geschaut, dass die Gartenmöbel ordentlich aufgebaut wurden und Aiden war mit den Möbelbauern in den beiden Hobbyräumen tätig. Somit stehen jetzt alle Möbel aufgebaut in ihren Zimmern. Nur unsere Beiden Privaträume sind noch leer. Dafür müssen wir uns irgendwann noch Möbel und so aussuchen.

"Die schmecken echt gut!", lobt Aiden die Sandwiches meiner Mutter.
Ja, sie sind echt gut. Wenn meine Mum eins kann, dann Kochen.

Meine Mutter lächelt dankend und schluckt ihren Bissen herunter. "Danke. Schön, dass es euch schmeckt."

Ich trinke mein Glas Orangenschorle aus und gebe bescheid, dass ich schon mal weiter mache. Also hole ich den neuen Staubsauger, einen Eimer Wasser mit Putzmittel und einen Lappen. Im begehbaren Kleiderschrank angekommen, sauge ich erst einmal den Dreck vom Aufbau auf und wische dann die Regale aus, damit alles wieder sauber ist.

Ja, vielleicht bin ich etwas empfindlich mit so etwas.

Fertig damit, hole ich meine Kartons mit den Klamotten aus der Gerage und fange an, diese in den Schrank zu räumen. Das geht relativ schnell, da ich nicht so viel Kleidung habe. Ich mache einen Schritt nach hinten und betrachte mein Werk. Wow, meine Schrankhälfte ist vielleicht zu einem Viertel gefüllt. Wie riesig ist der Schrank bitte?

Als nächstes hole ich Aiden, damit er auch einräumen kann. Ich gehe währenddessen Lebensmittel einkaufen. Ich schiebe den Einkaufwagen, der voller Zeugs ist um die letzte Ecke und fahre damit volle Kanne gegen jemanden.

"Oh, shit! Tut mir Leid!"

Der Typ vor mir schaut mich böse an und meint: "Jaja, schon gut."

Während er mich genauer betrachtet, erhellt sich sein Gesicht.

"Moment mal, du bist doch Kaitie. Die Kellnerin."

Ich nicke fragend. Mich kennen viele Leute und ich sie, aber es gäbe nur eine Gruppe Jungs, an die ich mich errinnern würde. Jetzt geht auch mir ein Licht auf. Es ist einer aus der Gruppe Jungs die bei meinem ersten Kellnerjob Stammkunden waren. Es ist der immer betrunkene Louis. Oh man, wie ich diese Jungs einfach gar nicht vermisst habe.

"Was machst du denn hier?", frage ich Smalltalk mäßig.

"Mein Kumpel zieht heute richtig in sein Haus und ich wollte in ein paar Tagen mit ein paar Kumpels vorbei kommen um das zu feiern. Und wir wollten jeder was für ihn mitbringen. Ich soll was nützliches kaufen. Voll langweilig."

Wow, der plappert nüchtern wie ein Wasserfall!

Was für ein Zufall, ich ziehe heute auch um.

"Soll ich dir helfen? Der Alkohol ist jedenfalls nicht nützlich für einen Einzug.", bemerke ich grinsend mit einem Blick zu dem Regal, vor dem er steht.

"Ja, das wäre Nett."

Ich überlege kurz, lasse den Einkaufwagen stehen und laufe zur Planzenabteilung.

"Dein Kumpel hat ja bestimmt einen Garten."

Er nickt nur und ich deute auf ein paar Beerensträucher: "Die sind hübsch und nützlich. Wenn er ne Freundin hat, wird sich die bestimmt darüber freuen. Und wenn nicht, dann er vielleicht auch."

"Ja, danke. Gute Idee. Und ja, er ist sogar verlobt. Hab die kleine aber noch nicht gesehen. Und er erzählt auch nichts von ihr."

Wir verabschieden uns und ich gehe zu den Kassen um zu bezahlen. Während die Kassiererin kassiert und eine junge Schülerin mein Zeugs in die Tüten packt um ihr Taschengeld aufzubessern, sehe ich wie Louis von jedem Strauch einen in seinen Wagen tut.

Me runnigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt