"Hope, kommst du bitte auf die Bühne, ich möchte die Szene durchgehen, kurz bevor ihr euch küsst." Hab ich schon mal erwähnt, dass ich Donnerstage hasse?!
Ich stand von meinen Stuhl auf und ging sicheren Schrittes auf die Bühne zu, von der mich schon alle ungeduldig ansahen. Warum genau hatte ich mich nochmal in diesen Musicalkurs eingewählt? Tja, um ehrlich zu sein hatte ich keinen blassen Schimmer.
David stand bereits auf seinem Platz und grinste mich fröhlich an. Ich hasste meine Lehrerin, warum hatte sie ausgerechnet mich als Julia genommen?! Und dann musste ich diesen Kerl auch noch allen ernstes küssen?"Okay, fangt einfach mal an." Ich ging auf meinen Platz und schaute zu David, der sich nun langsam auf mich zubewegte. Die ganze Szene spielte auf einem Marktplatz, vor einem großen Brunnen und um uns herum herrschte buntes Treiben.
"Julia", sagte David leise als er bei mir angelangt war und sofort war ich wieder in meiner Rolle drin. "Romeo? Was tust du hier?" Er lachte bloß und nahm meine Hand in die seine, dann sagte er:" Wie könnte ich nicht hier sein? Julia, es ist mir egal was unsere Familien von unserer Beziehung halten. Ich liebe dich und das wird keiner ändern können!" Langsam drehte ich mich von ihm weg und wischte mir eine imaginäre Träne aus dem Auge. "Romeo, bitte sag das nicht. Wie könnte man jemanden wie mich lieben?" David ergriff mein Handgelenk und drehte mich vorsichtig zu sich herum. Seine rechte Hand legte sich sachte auf meine Wange und er fuhr immer wieder mit dem Daumen auf und ab. "Wie könnte man dich nicht lieben? Du bist klug, hübsch und lustig. Julia, bitte! Du bist der einzige Mensch, den ich an meiner Seite haben möchte! Du bist wundervoll! Bitte, komm mit mir. Wir können von hier fort gehen und uns ein neues Leben aufbauen." Und statt einer Antwort würde Romeo nun einfach nur einen Kuss erhalten und die beiden würden gemeinsam die Bühne verlassen.
Miss Daniels begann begeistert zu klatschen und kam dann zu uns auf die Bühne. David hielt noch immer meine Hand fest und wir sahen uns lächelnd an. "Das war großartig, Leute!" Langsam löste ich meine Hand und verließ dann wieder die Bühne, weil jetzt die nächste Szene kam. Also ließ ich mich auf einen der Stühle fallen und David ließ sich neben mir nieder."Hast du heute Abend schon was vor?", fragte er plötzlich und sah mich lächelnd an. Sofort huschte ein breites Grinsen über mein Gesicht und ich antwortete überglücklich:" Ja, Shawn kommt vorbei. Warum fragst du?" Sofort wurde seine Miene zu Stein und er murmelte angepisst:" Nur so." "Okay, hör mir zu. Das mit uns würde niemals was werden, David. Ich mag dich, aber nicht so. Und ich würde das Sofia auch nicht antun." Nun schaute er mich irritiert an und fragte:" Was ist denn mit Sofia?" Ich begann laut zu lachen, woraufhin ich einen tadelnden Blick von Miss Daniels erhielt, die gerade die nächste Szene besprach. "David, hast du denn nicht gemerkt dass Sofia..dass sie sich in dich verknallt hat?" Sofort begannen seine Augen wieder zu leuchten. Okay, dieser Typ war echt super merkwürdig.
S: Ich bin gleich da.Aufgeregt hüpfte ich in meinem Zimmer herum und schaute immer wieder aus dem Fenster. Zehn Minuten nachdem ich Shawns Nachricht bekommen hatte, fuhr ein silberner Audi vor und ich sprintete aus meinem Zimmer, die Treppe herunter und auf die Tür zu.
Gerade als ich dort ankam, klingelte es auch schon und ich öffnete ihm die Tür. Shawn trug eine schwarze Hose mit einem ganz einfachen Magcon-Hoodie, seine Haare standen in alle Richtungen ab und er sah aus als wäre er gerade erst aufgestanden.
"Hey", begrüßte er mich nun und zog mich in eine herzliche Umarmung. Sofort hämmerte mein Herz wieder gegen meine Brust und mein gesamter Körper begann wie verrückt zu kribbeln. "Komm doch rein." Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer, wo sich zum Glück keiner befand. Mein Vater war noch in Seattle geblieben um Opa im Haushalt zu unterstützen und meine Mutter hatte Nachtschicht im Krankenhaus, weshalb wir Sturmfrei hatten."Also, was machen wir heute?", fragte ich ihn und er grinste mich amüsiert an. Langsam kam er auf mich zu und legte mir dann eine Hand auf die Schulter. "Ich dachte wir arbeiten mal an deiner Liste?" Erst war ich etwas ratlos, weil ich keine Ahnung hatte was er meinen könnte, bis mir wieder einfiel, dass ich ihm ja die Liste geschickt hatte. "Okay? Und was machen wir als erstes?" Shawn zuckte lächelnd mit den Achseln und antwortet:" Lass dich überraschen. Oh, aber zieh dir was warmes an."
Also ging ich in mein Zimmer, zog mir eine lange Hose und ebenfalls einen Hoodie an und kehrte dann zu Shawn zurück.
Ich hatte absolut keine Ahnung wie lange wir gefahren waren. Aber da es noch ziemlich hell war, wusste ich wenigstens wo wir waren. Er hatte mich doch tatsächlich an den Flughafen nach Chino gebracht und ich fragte mich ernsthaft was wir hier wollten, jedoch brauchte ich nicht lange um es herauszufinden. Als ich meinen Blick auf den Himmel richtete, konnte ich schon einige bunte Fallschirme entdecken. "Wir werden Fallschirm springen?", fragte ich Shawn begeistert und der lachte nur.Als erstes mussten wir die Einführung mitmachen, bei der uns alles wichtige erklärt wurde. Danach bekamen wir extra Anzüge und dann ging es auch schon hinauf in den Himmel, von wo aus wir springen würden.
Fallschirm springen hatte ich schon immer mal machen wollen, aber meine Mutter hatte Höhenangst und mein Vater einfach keine Lust. Natürlich hätte ich als Option noch Sofia gehabt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie es auch nicht gemacht hätte."Wir wären dann so weit", verkündete der Pilot der kleinen Maschine und ich machte mich zum Absprung bereit. Kurz bevor wir dann sprangen, umarmten Shawn und ich uns nochmal und dann ging es auch schon los.
Das Gefühl zu fallen, war wirklich befreiend. Für einen Moment konnte man all seine Probleme und Sorgen vergessen und darüber war ich verdammt glücklich. Einfach mal für ein paar Minuten meine Krankheit vergessen und leben. Das war es was ich mir wünschte, meine restliche Zeit einfach leben zu können, ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen was morgen sein könnte.
Automatisch griff meine Hand nach der Reisleine und ich zog feste, damit der Fallschirm sich öffnete, was er auch mit einem Ruck tat. Nicht mehr lange, dann würde ich wieder in der Realität landen, mit beiden Beinen.
Vögel flogen an mir vorbei und der leichte Wind wehte mir meine Haare in das Gesicht. Kalifornien von unten war ja schon wunderschön, aber von oben war es einfach nur atemberaubend.Kurz nachdem ich heil gelandet war, kam auch Shawn wieder auf festem Boden an. Lachend joggte ich auf ihn zu und fiel ihm dann glücklich um den Hals. "Danke Shawn! Du bist der beste!" Shawn drückte mich feste an sich und flüsterte:" Ich würde alles für dich machen, Hope." Sanft löste ich mich wieder von ihm und sah lächelnd in seine braunen Augen. "Ich weiß, Shawn. Und dafür bin ich unglaublich dankbar. Du bist ein toller Freund." Nun lächelte er traurig und sagte so leise, dass man es kaum hören konnte:" Ja, ein toller Freund."
Nach dem Fallschirm springen, fuhren wir noch zu Starbucks und holten uns einen Kaffee und dann fuhr Shawn mich zurück nach Hause. Erst dachte ich, dass er noch bleiben würde, doch als ich ihn fragte schüttelte er den Kopf. "Ich muss zurück nach Chino. Cameron kommt heute Abend von der Tour für ein paar Tage nach Hause und ich hab ihm versprochen, dass ich auch komme. Aber wir holen das nach, versprochen." Ich nickte verständnisvoll und antwortete:" Klar. Gute Nacht." "Gute Nacht, Hope." Shawn drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zu seinem Auto. Mit hängenden Schultern betrat ich das Haus und schloss die Tür leise hinter mir. Warum hatte er nicht von Anfang an gesagt, dass er nach dem Ausflug keine Zeit mehr hatte?
Niedergeschlagen ging ich in mein Zimmer und legte mich so wie ich war in mein Bett. Auf meinem Handy wurden mehrere verpasste Anrufe und Nachrichten von Sofia angezeigt.So: Hope!
So: David hat mich angerufen!!
So: Hey, bist du da?!
So: Okay, dann schreib ich's dir einfach.. Er hat mich gefragt ob ich mit ihm ausgehe!
H: Das freut mich für dich, Sofia :D
So: Hey, alles okay bei dir?
H: Klar, Shawn war nur da.
So: Und jetzt ist er schon wieder weg? Es ist doch erst kurz nach 8? Hattet ihr Streit?
H: Nein.. Er meinte Cameron kommt heute von Tour nach Hause oder so..ach kein Plan.
So: Soll ich vorbeikommen?
H: Ne, alles gut, wirklich.
So: Okay, dann gute Nacht, Hope. Wir sehen uns in der Schule.
H: Klar, bis morgen. Gute Nacht.Seufzend legte ich das Handy zur Seite und schlüpfte aus meinen Klamotten, dann zog ich die Bettdecke über meinen Körper und versuchte alle Gedanken an Shawn zu verdrängen. Jedoch gelang mir das nicht so ganz, denn ich brauchte ewig bis ich endlich eingeschlafen war.
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All about you| #Wattys2019
Fanfiction"Und er sah mich an, wie mich noch nie ein Junge angesehen hatte. Seine braunen Augen stachen im meine blauen Augen, die Zeit schien stillzustehen und ich hielt die Luft an. Das konnte nicht sein, das war alles ein Traum. Oder stand dieser Mensch, d...