Wer jetzt dachte, dass mein Leben endlich richtig lief, hatte falsch gedacht.
Zwar verbrachten Shawn und ich eine schöne Zeit miteinander, aber schneller als wir gucken konnten, holte das Leben uns ein.Mit zitternden Händen strich ich mir durch meine kurzen braunen Haare und schaute mit leerem Blick auf das Grab vor mir.
Der Winter in Seattle war vor einigen Tagen eingebrochen und dementsprechend kalt war es auch. Meine Eltern hielten sich gegenseitig schluchzend in den Armen und ich? Ich stand alleine am Grab meiner Großmutter und es kullerte eine Träne nach der anderen an meiner Wange herab.Ihr fragt euch jetzt sicher warum ich alleine war. Tja, Shawn war in Deutschland. Auf Tour.
Ganze vier Monate waren seit Australien vergangen und schon zweifelte ich an unserer Beziehung. Alles war wichtiger als ich. Seine Kumpels brauchten 'Hilfe'? Shawn war zur Stelle. Ich brauchte Hilfe? Shawn hatte einen wichtigen Termin.
Natürlich, er war momentan in Deutschland, aber sein nächstes Konzert würde in zehn Tagen sein. War es zu viel verlangt zu hoffen, dass er an einem Tag wie diesem an meiner Seite war?
Vielleicht hatte ich mich von Anfang an in ihm getäuscht und die Augen vor der Wahrheit verschlossen. Es schmerzte einfach, weil ich ihm mein Herz geschenkt hatte und ihn so nah wie niemanden an mich herangelassen hatte."Ich wünschte, du würdest mich jetzt in den Arm nehmen können." Vorsichtig strich ich mir eine Träne von der Wange und legte eine rote Rose auf das Grab.
Schweren Herzens bewegte ich mich vom Grab weg und ging zu meinem Auto, wo ich mich auf den Sitz fallen ließ.Irgendwann riss mich das Klingeln meines Handys aus meinen Gedanken. Verwirrt schaute ich auf das Display. Shawn.
"Ja?", fragte ich angepisst und ließ mich noch tiefer in den Sitz sinken. Ausgerechnet jetzt musste der Vollidiot anrufen. Shawn seufzte und fragte:" Wie geht es dir?" Ganz ehrlich? Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber es klappte schlichtweg einfach absolut gar nicht. "Wie es mir geht?! Das fragst du mich echt noch?! Meine Großmutter ist gestorben, natürlich sitze ich lachend mit Sofia zusammen und wir erzählen uns gegenseitig witze!" Okay, der Sarkasmus war in dieser Situation vielleicht nicht angebracht, aber seine Frage erschien mir einfach zu..überflüssig. Nun stöhnte er genervt auf und sagte wütend:" Ich hab dich verdammt nochmal nur gefragt wie es dir geht! Wo liegt also dein scheiß Problem, Hope?!" Ich lachte verbittert und antwortete:" Du bist mein Problem, Shawn Mendes. Was ist aus unserer scheinbar perfekten Beziehung geworden?! Immer wenn ich dich brauche, hast du plötzlich was besseres zu tun! Sag mir einfach, wenn ich dir nicht mehr gut genug bin! Dann kann ich mir die ganze Kacke nämlich sparen. Tschau." Und somit legte ich auf.
Die Tränen liefen erneut an meinen Wangen herab. Es war doch alles so gut gelaufen und jetzt? Jetzt ging wieder alles den Bach hinunter. Nicht nur hatte ich meine Oma verloren, sondern ich hatte auch schon im Herzen realisiert dass ich Shawn verlieren würde. Es tat so verdammt weh.
Doch dieser kleine Streit war erst der Anfang eines großen gewesen. Kaum hatte ich mein Handy zur Seite geschmissen, klingelte es erneut. Nur dass es diesmal eine Nachricht war.
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S: Ist das dein fucking Ernst?! Ich hab dich lediglich gefragt wie es dir geht und du rastest grad so aus?!
H: Ja verdammt noch mal! Die letzten Monate hat es dich auch nicht interessiert wie es mir ging!
S: Hast du mal mich gefragt wie es mir geht?! Denkst du mir geht es gut?! Wer hat Termine abgesagt um bei deinen Untersuchungen dabei zu sein?! Wer war mit die in Australien, Neuseeland und Deutschland?!
H: Ich hab dich nicht gezwungen das zu tun! Und ich hab dich immerzu gefragt wie es dir ging! Aber scheinbar bist du so bescheuert und taub, dass du das nicht mitbekommen hast!
S: Ja, jetzt bin ich Schuld! Du bist so naiv und ich frag mich grad, warum ich mir das noch antue! Wenn du ja sowieso das Opfer bist und ich alles falsch mache, melde dich halt nicht mehr!
H: Du kannst mich mal! Werd doch glücklich mit deinen kleinen Flittchen, die im Hotel ein und ausgehen! Und ja Mendes, Cameron hat mir erzählt dass du was mit Camilla hattest! Vögel sie so oft du willst, das mit uns ist Geschichte!
S: Alles klar. Halt dich einfach von mir fern, Hope!
________________________Was hatte ich getan?! Ich schlug immer und immer wieder auf mein Lenkrad und wünschte mir, dass das gerade nicht passiert war. Wie hatte ich mich so in ihm täuschen können? Zwei Verluste waren zu viel für mein Herz und ich brach endgültig zusammen. Ich konnte und wollte dieses Leben nicht mehr leben und in eben diesem Moment wünschte ich mir, ich hätte mich niemals operieren lassen.
Weinend ließ ich den Motor an und fuhr von dem kleinen Parkplatz runter. Ich hatte keine Ahnung wohin ich fuhr, alles was ich wusste war, dass ich hier weg musste. Ich brauchte meine Ruhe und ich brauchte Zeit.
Zeit um mir über meine Gefühle klar zu werden und Zeit um zu vergessen was ich gerade zerstört hatte. Ich hatte ihm Vorwürfe gemacht und er hatte mich verlassen.
Ich hasste. Ich hasste mich so sehr.
Warum hatte ich mich auch in ihn verlieben müssen?!
Irgendwann fand ich mich am Strand wieder. Mein Auto kam auf dem geschotterten Parkplatz zum stehen und ich stieg eilig aus.
Es war weit und breit niemand zu sehen und ich ließ mich einfach in den feuchten Sand sinken, dessen Kälte sofort auf mich überschwappte.
Ohne dass ich es wollte, begann ich zu singen. Eine Melodie, die ich noch nie im Leben gehört hatte und ein Text, der wie aus dem Nichts in meinen Gedanken erschien.
"And now, that you're not longer mine, I start to think about what I've done.
You asked me if I was fine, and now you're gone.
I feel empty without you, now that you're not longer there
I need you to hold me when I fall, but that's not what you want.."
Ich zerbrach. An mir selbst. An meinen Gefühlen. An meiner Naivität.
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All about you| #Wattys2019
Fanfiction"Und er sah mich an, wie mich noch nie ein Junge angesehen hatte. Seine braunen Augen stachen im meine blauen Augen, die Zeit schien stillzustehen und ich hielt die Luft an. Das konnte nicht sein, das war alles ein Traum. Oder stand dieser Mensch, d...