25. Kapitel

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Am anderen Abend bekam Pixi Besuch von Esmeraldos. Sie holte ihn voll Vorfreude vom Transportationcenter ab. "Ich fürchtete schon, du würdest nicht da sein." "Aber Esmeraldos, hab ich dir jemals etwas versprochen, das ich nicht gehalten habe? Das würde mich doch stark wundern, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit sind doch priority A Werte für mich". "Ich weiß, ich weiß. Aber immer Wort halten ist sehr schwer. Und manchmal kann man es auch nicht, selbst wenn man möchte. Denk nur daran, als du mit kurzem Abschied aus Gradies abgereist bist - das warst du Pixi." "Ja das war damals. Ich hab mich nun weiterentwickelt, ich bin bereit den Weg mit dir zu gehen, wohin auch immer er führen wird". "Du hast Recht unser gemeinsamer Weg fängt ja jetzt, wo wir ihn bedingungslos bejahen ja erst richtig an. Allerdings wird es ein versteckter, abgeschiedener Weg sein. Wir werden nichts mit anderen unternehmen können, uns nicht öffentlich zeigen können. Aber wir werden unser Zusammensein trotzdem genießen, denn wir haben ja uns und unser gemeinsames Leben. Also wird's nichts mehr werden mit dem Besuch von Theaterevents oder dergleichen. Ja, was bleibt noch? Reden, lachen, diskutieren, mit dem Kind spielen, 3-D-Spiele, 3-D-DVD-Home-Cinema und ab und an Exkursionen in die unverbrauchte Natur". "Ach Esmeraldos, ich erkenne dich ja gar nicht wieder. Das soll dir genug sein? Wie bin ich dankbar dich gefunden zu haben, was kann ich mir mehr wünschen". "Ich habe dich so vermisst und da wird gemeinsame Zeit mit dir zu einem Luxus auf den ich mich sehr freue".

Esmeraldos war ernsthaft überzeugt sich auf so ein Leben einlassen zu wollen - unauffällig so oft es ging von Gradies in den Zentralkubus zu pendeln um dort unauffällige Zeit mit Pixi verbringen zu können. Meist hielten die beiden sich in Pixis kleiner Wohneinheit auf. War Esmeraldos nicht da, fiel Pixi oft in ihre alten Ängste zurück, ihre Fantasie quälte sie mit Bildern von baldiger endgültiger Trennung. Und dieser Schatten begleitete sie beständig.

Altinterop hingegen war vollkommen in sein politisches Leben eingetaucht. Er genoss sein neues Image und die damit verbundenen Privilegien und interessanten neuen Connections. Er arbeitet nun eng mit zwei Level-800-Kubujanern zusammen namens Giziski und Wüllerero. Ab und an traf man sich auf einen Guyesevening mit mannigfaltigen Entertainment und psychedelischen Entspannungssupportern. Dann redeten die Männer und erzählen sich Jokes ohne Ende und ab und an erzählte Altinterop etwas aus seinem Leben in Exgradies. "Ja die guten alten Gradieisten! Das waren echte Kubujaner wie man sie liken kann! Allen voran zu nennen, unseren ehemaligen Mondfährenführer Esmeraldos, ein moderner Aeroheld. Halb Macho, halb Frauenversteher, genau die Mischung, die alle Kubujanerinen verrückt macht. Auch meine damalige Gen-A-Partnerin ist voll auf ihn abgefahren. Was ich nachvollziehen kann, denn ich selbst fand Esmeraldos auch Klasse.""Ich schätze mal", sagte Wüllerero "das war sicher kombiniert mit einem sexy Body und eloquenten Kommunikationsformen. Ein moderner Romeo also. Fehlt nur noch, dass er auch singen und tanzen konnte und schon sind sie weg unsere lieben Kubujanerinen". Und dann lachten sie alle laut und lenkten den Abend in interessantere Richtung, indem sie ein paar Kubujanerinen dateten.

Nach und nach fand Pixi ihr seelisches Gleichgewicht wieder. Ab und an tauchten die alten Ängste zwar wieder auf, aber nachdem Wochen und Monatelang ihr Kontakt zu Esmeraldos nicht beanstandet wurde, kam sie immer mehr zur Ruhe. Esmeraldos kam sie regelmäßig besuchen und  Pixi fand für sich auch die ein oder andere Kontaktperson im Zentralkubus. Und als sie nach zwei Jahren jobmäßig in eine höhere pädagogische Erfahrungsstufe aufsteigen konnte, da war die Vergangenheit fast vergessen und ihr Stresslevel hatte sich beruhigt und ausgependelt. Die Vergangenheit war vergangen und wirkte nun für sie wie das Geschehen auf einer anderen Galaxy - Lichtjahre entfernt. Alles Bedrückende löste sich auf wie ein schwarzes Loch und wurde zum fernen Nachhall.

Ihre ehemaligen Clanmitglieder von File 15 skypten ab und zu mit ihr und hielten so den Kontakt. Alle erfreuten sich über Aufzeichnungen im Blog von Little-Anniechen, den keiner von ihnen hatte bis jetzt ein Kind aufwachsen sehen. Und so war man mega happy über all die Entwicklungssteps die Anniechen machte. Mister Keith merkte allerdings kritisch an, dass ja wie die Dinge laufen, kein weiteres Produkt aus diesem unseligen Gen-A-Projekt zu erwarten sei und sie deshalb wohl nie wieder ein weiteres Kind haben werde. Pixi schluckte bei diesen unsensiblen Bemerkungen, wusste sie doch selbst, dass dies der Preis war, denn sie für ihre Freiheit zahlen musste. Und noch dazu wurde sie älter und damit näherte sie sich ebenfalls der Altersgrenze zur erlaubten Säuglingsaustragung. Allerdings zog Pixies mit ihrem real existierenden Kind connected zu sein, als mehrer Kinder in die Welt zu setzen, die sie dann nie wieder würde sehen können.

So waren mehrer Jahre in einem stabilen Zustand vorbei gegangen, als Pixi wieder einmal eine "Geheim-Reise" plante, bei der sie viel Zeit mit Esmeraldos verbringen wollte. Als Tarnung diente ihr diesmal eine Erholungsfahrt, die sie zusammen mit einer ihr entfernt bekannten, ahnungslosen Mitkubujanerin in einen weit entfernten Entspannungskubus unternehmen würde. Der Abreisetag wurde festgelegt und Pixi begann ihre Reiseutensilien zu packen. Hilfreich zur Seite stand ihr nach wie vor Rosalinde. Diese systematisierte den Packprozess und ordnete alle Utensilien übersichtlich an und ein. Und obgleich sie ein Roboter war, hatten sie und Pixi eine vertrauensvolle, freundschaftlich anmutende Beziehung. "Sag mal Rosalinde, du bist doch eigentlich ein technisches Wunderwerk, aber kannst du eigentlich auch Gefühle spüren? Gefühle von Bedauern oder so etwas?" "Nein, ich glaube nicht, dass es etwas gibt, was ich bedauern würde. Mein Leben und meine Existenz ist für mich geplant und ich bin zufrieden damit". "Wärst du nicht liebe eine menschlicher Kubujaner mit allem was dazu gehört?" "Nein wirklich nicht - all die Gefühle, die dazu gehören, wie Angst, Schmerz, Verwirrung - auf die kann ich gut verzichten." Pixi lachte und hörte auf weiter zu fragen, verstand sie doch nur zu gut, was Rosalinde damit sagen wollte. "Ja, ich kann dich gut verstehen, manchmal wünschte ich selbst ich wäre ein Roboter, mit reinstem logischen Denken ohne gefühlsmäßige Verstrickungen." "Das sollten Sie aber nicht. Es sollte jeder das Leben leben, das ihm gegeben wurde und ohne allzu große Angst vor Fehlern oder Verlusten sein Leben voll ausschöpfen."

Pixi Keith - die Anti-EffiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt