10.Kapitel

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Altinterop war erst um sechs Uhr früh ins Kubuszentrum zurückgekehrt und hatte sich in einem Schnell-Schlaf-Abteil niedergelassen, wo er für ein paar Stunden schlief bis ihn der automatische Support weckte. Am Gang begegnete er gleich zufälliger Weise Mandreaka. "Wo ist denn Pixi""Ach, die schläft noch in den Gemeinschaftsräumen" "In den Gemeinschaftsräumen, - komisch, ist etwas passiert?" "Ja, Pixi hat in der letzten Nachte den Notknopf gedrückt. Ich hatte zufällig Nightwatch-Dienst und bin gleich zu ihr hin. Sie hatte wohl schlecht geträumt, oder vielleicht war es auch das andere" "Wovon sprichst du?" "Ach du weißt schon" "Ich weiß nicht. Oder ich will es auch nicht wissen und überhaupt, was war denn genau los mit Pixi?" "Sie war als ich bei ihr ankam aufs Höchste erregt, klammerte sich an Rollo und äußerte große Angst" "Was hat sie denn so aufgebracht?" "Sie sagte jemand sei durch ihr Zimmer geschlichen, dicht an ihr vorbei" "Was? Wer?" "Der von oben aus dem Maintenance-Bereich" "So ein ultimativer Unsinn. So ein pseudoesoterisches Zeugs. Ich mag gar nichts mehr davon hören. Und dann ist sie in die Gemeinschaftssuite umgezogen?" "Ja und da ist sie jetzt immer noch" "Hm das ist seltsam. Es ist ja jetzt schon später Vormittag. Kannst du sie vielleicht wecken gehen - ganz vorsichtig bitte, damit sie sich nicht noch einmal erschreckt?" "Ja das mache ich, kein Thema."

Eine halbe Stunde später kam Pixi in die Frühstückslounge. Sie sah angeschlagen aus. Sie hielt sich Halt suchend an Mandreakas Arm fest. Als sie aber Altinterop sah, lief sie auf ihn zu, umarmte und küsste ihn stürmisch. Und dabei liefen ihr die Tränen übers Gesicht. "Ach Altinterop, zum Glück bist du wieder da. Nun ist alles wieder gut. Lass mich nie wieder alleine - es war einfach schrecklich". "Ach Pixi'! Mandreaka kannst du uns bitte kurz allein lassen. Liebe Pixi, was soll das, ich lasse dich doch nicht einfach so allein, ich habe wichtige Gründe. Ich habe keine Wahl, wenn ich ins nächste politische Level aufsteigen will, muss ich voll präsent sein. Und was sollen die Kubujaner hier von mir denken, wenn ich wegen meiner Gen-A-Partnerin zurückstehen würde. Ein Trennungsgebot aufgrund zu großer Nähe wäre dann für uns nur noch eine Frage der Zeit. Aber nimm erstmal eine Tasse Kaffee." Pixi nahm einen Schluck, was sie sichtlich belebte. Dann ergriff sie Altinterops Hand. "Schade, dass du das so siehst. Das gefällt mir irgendwie nicht. Ich will ganz sicher keine Bremse für deinen Erfolg sein. Nur möchte ich nicht, dass du mich und meine Bedürfnisse aus den Augen verlierst." "Das klingt angemessen" sagte Altinterop. "Also abgemacht, du arbeitest dich von Level zu Level und kümmerst dich trotzdem angemessen um mich. Was mir aber bei diesem Kompromiss wichtig ist: ich bleibe allein, wenn du auf ein Geschäftsevent musst, allerdings nicht in diesem Kubuszentrum. Lass uns gemeinsam das Kubuszentrum wechseln. Kubuszentrum 14 so hab ich herausgefunden ist ein kleiner Unit in dem keine Belüftungsschächte verlaufen. Was eine riesige Erleichterung für mich bedeutet. Sind mir die Geräusche aus diesenSchächten doch gar zu unheimlich. Umzuziehen, das ist doch möglich, das machen andere doch auch. Und Kubuszentrum 14 ist doch grad nebenan. Tagsüber könnten wir ja hier sein. Und wenn andere umziehen können, dann sicher auch du, wo du doch schon in Level 240 bist, da sind Sonderwünsche doch sicher nichts besonderes. Und nun sprich, können wir nicht wegziehen aus diesem Unit, in dem sich Schächte befinden, die bis an den Mondflughafen heranreichen. Nicht das sich durch die Schächte eine außerirdische Wesensform hereinschleicht." "Ein ET willst du wohl sagen. Mensch Pixi, was du da gesehen hast, oder meinst gesehen zu haben, war sicher kein Außerirdischer. Auch wenn da oben ein 3-D-Bild eines Außerirdischen hängt, das sagt noch gar nichts. Es kann sich um einen Traum oder eine Sinnestäuschung handeln und sonst nichts. "Außerirdische, das weiß jeder und es ist wissenschaftlich bewiesen, gibt es nicht. Hat dir wohl Mandreaka etwas vom Mondflughafen und seinen Transporten erzählt." "Nein, hat sie nicht" "Das ist auch besser so""Kein Wort hat sie mir erzählt. Aber mit den Schächten hat es sicher etwas auf sich. Und dann die ausgestopften extinkten Tiere -es ist alles so unheimlich hier." "Komisch wie du hier angekommen bist, hast du doch das gesamte Interior hochgradig gelobt." "Ja, damals." "Und dann, Pixi, will ich gar nicht hier fort auch, wenn ein Tausch des Units theoretisch möglich wäre. Aber das wäre eine Absage an meine Clanfreunde und an alles was ich richtig finde. Ich will keine verabsolutierte Paarbeziehung, das geht nicht und das will ich nicht. Und was würden die restlichen Kubujaner über mich denken und zu recht über mich denken. Da ist er ja der Werteverräter, der an den Grundfesten unserer Gesellschaftsordnung Sägende. Glaubt er denn die gesellschaftlichen Regeln seien nicht für ihn gemacht. Werden sie nicht sagen, der lässt sich von seiner Gen-A-Partnerin, die Angst vor imaginären Außerirdischen hat, beeinflussen. Das ist fast gesellschaftlicher Selbstmord. Von so was kann man sich nicht mehr erholen, dann ist das Vertrauen der Gesellschaft und der Clanmitglieder weg." "Mensch Altinterop bist du dir denn wirklich so sicher, dass es überhaupt keine Gefahr durch Außerirdische gibt?" "Will ich gar nicht behaupten. Das ist eine Sache, die man glauben kann oder eben nicht. Aber angenommen es gäbe Außerirdische, warum sollten die gerade hier bei uns auftauchen? Dass in der Raumluft extraterestische Bazillen herumfliegen könnten,ist eine viel realere Gefahr als erträumte Außerirdische. Und was ich auch erstaunlich finde, dass gerade du so ängstlich und leicht beeinflussbar bist. Hätte ich gar nicht gedacht, das so was in deiner DNA abgespeichert ist." Pixi schwieg. "Nun Pixi, keine Antwort?" "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich bin sprachlos und tief erschüttert. Ich war kompromissbereit und bin jetzt erschüttert wie kalt und analytisch du dich verhältst. Keine Spur von Empathie. Ich habe heute Nacht wirklich große Angst gehabt und auf Verständnis und Unterstützung von dir gehofft. Aber nun redest du nur von dir selbst, von den Gefahren für deine Karriere, von der Meinung anderer über dich, über deine zementierten Werthaltungen. Keine Spur jedoch von Mitgefühl oder gar Intimität. Ich bin deine Gen-A-Partnerin und ich finde dein Engagement mir gegenüber echt spärlich. Und dann der Höhepunkt - du scheinst selber doch irgendwie an Außerirdische zu glauben oder weitergefasst an Gefahren aus dem Weltraum. Und dann machst du dich zu guter Letzt auch noch über meine Genausstattung lustig. Bei mir ist alles in Ordnung. Angst hat schließlich jeder einmal. Das heißt nicht, dass ich grenzdebil bin.Damit du das weißt.

Pixi Keith - die Anti-EffiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt