26. Kapitel

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Pixi war nun schon die fünfte Woche aus dem Zentralkubus weg und tippte glückliche, lustige Messages an Little-Anniechen, die zusammen mit Rosalinde im Zentralkubus geblieben war. Pixi genoss die Zeit mit Esmeraldos sehr. Sie machten Ausflüge und Kuranwendungen und verstanden sich, wie immer wenn sie zusammen waren erstklassig.

Zu Altinterop, der nach wie vor im Weltregierungskubus lebte, gab es keinerlei Connections mehr. Altinterop hatte sich in sein Leben eingefunden. Gefühle von Einsamkeit oder Sinnlosigkeit schob er weit von sich weg. Alle Emotions, die Pixi oder Little-Anniechen betrafen, hatte er tief in sich verdrängt. Es gab für ihn auch schlicht keinen Anlass an Pixi zu denken. Bis zu diesem heutigen Tag, der alles veränderte.

Pixi hatte Little-Anniechen in der Obhut von Rosalinde und Mandreaka gelassen. Ja von Mandreaka, Mandreaka war bereits vor längerer Zeit zu ihnen in den Zentralkubus gezogen. Mandreaka schätzte Pixi so stark, dass sie gerne in ihrer Nähe sein wollte. Die Beziehung zwischen Mandreaka und dem Medi-Doc, die dadurch gezwungenermaßen entstand, war hingegen ziemlich außergewöhnlich. Beide konkurrierten sichtbar um die Liebe und Aufmerksamkeit von Little-Anniechen. Es menschelte massiv zwischen beiden, so dass man fast vergessen konnte, dass es sich bei Rosalinde um einen einfachen Techno-Roboter handelte. Auch von der Optik her glichen sich beide stark, so dass wer die beiden nicht so gut kannte beide durchaus verwechseln konnte. Beide waren brünett, mittelgroß und mittelschlank. Ohne es jedoch jemals verbal auszudrücken fühlte sich Mandreaka allerdings Rosalinde gegenüber überlegen und priveligiert. So konnte sie gut damit leben, wenn Little-Annichen(zu ihrer Verwunderung) dem Techno-Robo ab und an den Vorzug gab. Es verwunderte sie zwar, wie man einen Roboter mehr liken könne als eine Kubujanerin aus Fleisch und Blut, aber da Anniechen ihre Gunst recht gleichmäßig auf beide verteilte gab es diesbezüglich nie offen ausgetragene Konflikte. Darüber hinaus hatten beide auch klar aufgeteilte Rollen. Rosalinde war für alltägliche Belange zuständig, Essen, Bekleidung, Beschäftigung. Mandreaka hingegen war zuständig für spielerisches Lernen und die Vermittlung kulturspezifischen Wissens- und Charakterbildung.

Heute allerdings verbrachte Anniechen viel Zeit mit Rosalinde, denn es war für Pixis Rückkehr eine Überraschung geplant. Little-Anniechen wollte für ihre Ma ein wohlklingendes Poem aufsagen. Die Vorbereitungen dafür waren voll in process, es wurde gedichtet und gereimt was das Zeug hält. Rosalinde gab immer wieder sich reimende Satzbruchstücke aus ihrem Speicher aus, die Little-Anniechen lachend versuchte zu etwas Sinnvollem zu verbinden.

Mama, da bist du ja

Das ist ja richtig interstellar

Greetings von Nah und Fern

Da lacht sogar das Anniechen gern

Rosalinde und Mandreaka quietschen vor Vergnügen

Bestimmt wirst du uns nicht rügen

Sondern gerne uns begrüßen

Ein bisschen holprig klang das schon, aber was kann man an Dichtkunst erwarten von einem Robo-Doc und einem kubujanischen Girli. Als das Dichten nun geschafft war, ging's ans Auswendiglernen, was für Little-Anniechen eine richtige Herausforderung war. Aber schließlich hatte sie auch das gemeistert. Eine eingehende Message hatte die Rückkunft von Pixi für Freitag dieser Woche gemeldet. An diesem Tag kamen Rosalinde und Little-Anniechen, die gerade direkt aus dem Elyseum kam, zufällig gemeinsam vor den Stahltüren des Escalators zu stehen. Dieser Zufall animierte Anniechen dazu ein Wettrennen gegen den Aufzug zu versuchen. Sie nahm statt des Escalators die Security-Treppe und raste zum ersten Stock los. Rosalinde rief ihr noch hinterher, dass dies sicher keine gute Idee sei, aber da war es bereits zu spät. Little-Anniechen stolperte und fiel badly, so dass sie mit der Stirn direkt auf eine Treppenkante traf und sich eine blutende Wunde zuzog. Anniechen rief lautstark nach Rosalinde, die auch sofort zu ihr stürzte und sogleich damit begann Anniechen medizinisch zu bedoctoren. Schnell wurde sie nach oben getragen und Rosalinde checkte all ihre Vitalfunktionen, ließ mit dem integrierten Sensor ein EEG über Anniechens Kopf laufen und gab dann Entwarnung. Dies sei nur eine einfache Schnittwunde, keine Gehirnerschütterung oder sonstiges. Angeordnet werde strikte Ruhe und eine liegende Position. Rosalinde und Mandreaka entschieden sich diesen Vorfall nicht direkt Pixi zu melden, diese sollte sich keine unnötigen Sorgen machen. Mandreaka setzte sich zu kurz zu Litte-Annichen. "Annichen, du bist so wild, das hast du wohl von deiner Ma. Immer wie ein Tornado unterwegs. Du musst vorsichtiger sein, sonst kommt so was dabei heraus." Sanft strich sie Little-Anniechen über das verletzte Gesicht. "Wir tun Narbensalbe drauf, und elektrolasern später, da wird in ein paar Tagen schon nichts mehr zu sehen sein. Und wenn Pixi dann kommt, bist du wieder total hergestellt. Pixi kommt nämlich Ende nächster Woche. Es kam gerade eben eine Instant-Message rein. Sie lässt dich grüßen, sie freut sich riesig sich bald wieder mit dir zu reconnecten." "Oh, lass mich diese Mail schnell selber checken Mandreaka" "Später, später, jetzt sollst du erstmal chillen".

Zeitgleich, aber hunderte von Kilometern entfernt, war dies der Tag an dem Altinterops Bekleidungsroboter ihm meldete, dass seine Koffer- und Storagecompartment ultimativ ausgelastet sei und dringend geleert und umgeschichtet werden müsste. Da alle Warnlampen bereits von Gelb auf Rot umgesprungen waren blieb Altinterop nichts anderes übrig als genau heute seine Storage zu checken und umzuschichten.

So ließ er am Storagband die jeweiligen Storageteile an sich vorbeilaufen, eine Computerstimme meldete ihm zeitgleich, um was für ein Teil vor ihm es sich da genau handelte. "Outdoor-Bekleidung..., Exkursionsmaterialien...-, Sommerbekleidung...., Pixi Keith Koffer...""Stopp" rief Altinterop, "wie kommen nur Sachen von Pixi in mein Storage. Sonderbar und dass sie diese Sachen all die Jahre nicht vermisst hat." Er wollte nur kurz schauen, um was es sich da handelte, um es dann von seinem Bekleidungsroboter entfernen zu lassen. Als er die Elektroklappen öffnete, um einen kurzen Blick hinein zu werfen, war er ultra erstaunt, was er dort fand. Er hatte mit Kleidungsartefakten gerechnet, mit Folianten oder Ähnlichem. Aber der Transportkoffer enthielt nur eine Reihe von Mailhülsen. Zögernd öffnete er eine der Sendungen und war wiederum erstaunt, darin handschriftliche Notizen zu entdecken.

Pixi Keith - die Anti-EffiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt