8.Kapitel

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Dinner Time war längst vorüber und es drängte Altinterop seinen Dienst zu beginnen. "Wenn Lubujanka kommt, sei nett zu ihr, sie ist eine recht schüchterne Kubusdame. Es ist schwierig ihr Vertrauen zu erlangen, wenn es dir jedoch gelingt so ist sie die treueste Seele. Nun ich habe vollstes Vertrauen in dich, du wirst dich hier schon zurecht finden und nette Leutchen um dich scharren. Und das mit den Belüftungsschächten, ich denke, wir lassen es mal, wie es ist, ist eh nicht viel zu ändern. Ich komm dann irgendwann spät wieder. Bis dann." Mit diesen Worten verabschiedete sich Altinterop in seine Nachtjobberei.

So war Pixi allein. Nun ja, von allein kann man nicht wirklich reden, denn im Kubuszentrum gab es kaum Rückzugsorte. So driftete um sie herum das lebhafte Kubusleben. Pixi hat sich in eine zurückgezogene Kuschelecke gesetzt und es sich dort gemütlich gemacht. So konnte sie aus der Distanz heraus das um sie wogende Kubusleben beobachten. Im Gedanken ging sie noch mal den Rundgang durch, den Altinterop sie im Laufe des Tages durch Gradies Nr. 15 und Teile von Exsgradies geführt hatte. Alles war recht eindrucksvoll gewesen. Der Bereich von Gradies Nr. 15 zog sich über 100.000 qm hin. Auch Exgradies war ähnlich wie Pixis Ursprungskubus sternförmig angeordnet. Einzelne Kubuszentren gruppierten sich um Gemeinschaftskubusfacilities. Es gab Restaurantbereiche mit unterschiedlichsten kulinarischen Ausrichtungen, große Küchenareas zum Selberkochen für die einzelnen Kubuszentren. Fitness- und Wellnessbereiche gliederten sich an. Botanische Naturräume, nachempfundene Echtzeit-Wasserlandschaften. Hochaufgetürmte Jobber-zentralen. Alle Örtlichkeiten verbunden mit Hochleistungstreppen und Turboaufzügen. Sicher hatten sie heute höchstens dreißig Prozent von Exgradies gesehen. Genauer zeigte Altinterop Pixi natürlich Gradies Nr. 15 mit all seinen Räumlichkeiten. Meetingräumen, Gruppenräumen, Schlafräumen, Wohneinheiten. Im obersten Bereich den sie mit einem Schnellaufzug erreichten, lag der Mantainance Bereich. Von dieser obersten Area hatte man einen megamäßigen Rundumblick über ganz Exgradies. Ein atemberaubender Anblick. Als Pixi dies Altinterop sagt, erwiderte er ungerührt "Ja, ja ganz fantastisch" Und mit diesen Worten öffnete er per Hand eine schwere Eisentür. Dahinter befand sich ein kahler Technikraum. Man sah viele Röhren in unterschiedlichste Richtungen verlaufen: die Wände entlang, manche quer durch den Raum, manche von oben nach unten oder umgekehrt. Es war ein steriler geradezu unbehaglicher Raum. Auffällig war ein an der Wand angebrachter 3-D-Shot eines hässlichen Außerirdischen. Pixi sagte erstaunt: "Was soll denn das Bild eines Außerirdischen hier?" Altinterop schien selbst überrascht: "Weiß ich auch nicht wer hier versucht diesen öden Raum zu verschönern." Pixi wollte sich daraus nichts machen, aber an Altinterops Stimme hörte sie doch, dass ihn das hier angebrachte Digishot immens irritierte. Das konnte sie sich nicht erklären. Es war doch nur ein Bild. Ein hässliches zwar, aber doch nur ein Bild und kein echter Außerirdischer, so jedenfalls beruhigte sie sich selbst. "Nein hier ist es echt nicht gemütlich, warum zeigst du mir das überhaupt? Alle anderen Orte, die ich heute gesehen habe, fand ich echt schön und freue mich schon darauf, auch die Vorsteherin und Mister Keith hier herumführen zu können, wenn sie mich hoffentlich wirklich besuchen kommen." "Ein Besuch der beiden, das wäre sehr erstaunlich. Aber wenn sie wirklich kommen, dann können wir ihnen gerne einen von den schönen Guestrooms zuordnen. Und das hier oben müssen sie gar nicht zu sehen bekommen. Ich wollte nur, dass du auch die nicht so schönen Seiten von Exgradies kennen lernst. Lass uns ruhig wieder hinunterfahren."

Und jetzt saß Pixi dort und ließ sich den Tag noch einmal durch den Kopf gehen. All das Gesehene verarbeitenden, über den Außerirdischen nachdenkend und auch über Lubujanka, die immer noch nicht da war. Vor circa einer viertel Stunde war zwar eine interessant aussehende Frau vorbeigelaufen und hatte auch kurz zur ihrer Sitzecke herübergeblickt war dann aber nonchalant weitergelaufen. Aber diese Kubujanerin war doch sicher nicht Lubujanka gewesen. Eine solch hochgewachsene Lady, in eleganteste mineralisierte Stoffe gehüllt erwartete Pixi nicht. Kaum hatte sie sich jedoch diese Gedanken gemacht, da tauchte die Kubujanerin wieder auf und näherte sich nun ganz bestimmt Pixis Rückzugsort. Sie hatte wohl vorhin erst vorsondiert und die Lage gecheckt, bevor sie sich Pixi nun zu erkennen gab. Mit Schwung ließ Lubujanka einen langen Seidenmantel auf die zweite Großcouch gleiten. Und schon saß sie direkt neben Pixi. Doch es war Pixi, die die ersten Worte an Lubujanka richtete: "Schön, dass du vorbeischaust. Altinterop hat mir schon viel von dir erzählt. Und gemeint, das wir Seelenverwandte seien". Sie lächelte freundlich. "Und ich habe mich sehr über deine Natur-Ikebana-Arrangements und das Digitalsheet gefreut. Ich hab mich dadurch gleich weniger einsam gefühlt." "So was hat er gesagt, Naja hoffen wir mal, dass er damit recht hat. Altinterop ist schon ein feiner Kerl. Und da ihr ja gematcht wurden, geh ich mal davon aus, dass auch du eine Nette bist." "Ach nett bin ich sicher, aber manchmal irgendwie unkubusmäßig." "Ach sag doch so was nicht. In einen neuen Kubus zu wechseln und sich einzupassen ist sicher nicht einfach. Nur dabei kann ich nicht mitreden, ich selber wurde leider von den Computern nicht gematcht und lebe immer noch in meinem Ausgangskubus. Ich hatte Affäre um Affäre und ein erfülltes Sexleben, aber irgendwie gehört man nirgendwo dazu. Und so gehen die Jahre dahin und man nähert sich dem Elderlystatus schneller als man denkt und schon ist die Kubuszeit um." "Ach das hört sich so traurig an. Wie könnte ich dich nur trösten. Ich sehe doch gleich, dass du ganz anders bist als ein Durschnittskubujaner, dafür habe ich ein scharfes Auge. Und auch dein Name weist in diese Richtung Lubujanka ist schon ein ganz besonderer Name. So wohlklingend und erfrischend, fast schon romantisch". Lubujanka taten die Komplimente sichtlich gut. Echter Kontakt und der Austausch von tiefer gehenden Gefühlen und Gedanken war eine seltene Angelegenheit unter Kubujanern. "Deine Mutter muss wohl eine romantische Ader gehabt haben, um dir diesen schönen Namen zu geben. Du hast sie sicher nicht kennengelernt. Aber mit dem Namen hat sie dir ein schönes Geschenk gemacht". "Ja es stimmt wie die meisten Kubujaner weiß ich nicht wer meine Eltern sind, aber ich stelle mir meine Mutter als tolle Frau vor auch wenn sie jetzt schon sehr alt sein muss." "Naja was wirklich gilt sind ja zum Glück die Wahlverwandten, die ähnlich Werte und Vorstellungen haben wie man selbst. Werte von Aufrichtigkeit und Freundschaft von Mut und Selbstbewusstsein. Und ich denke, Altinterop hat ganz Recht gehabt, wir werden gute best friends werden, wenn du das willst Lubujanka." Lubujanka selbst war äußerst happy überraschend heute Abend einer solch netten Mitkubujanerin begegnet zu sein, doch auf der anderen Seite überforderte sie diese ungewohnte Art der offenen Konversation auch, so dass sie sich schnell erhob, ihren Mantel schnappte, sich verabschiedete und sehr schnell verschwand.

Pixi Keith - die Anti-EffiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt