21. Kapitel

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Altinterop war gerade vier Tage fort, als Esmeraldos von seiner Mission zurück kam und erklärte, die Sache mit den Aironauten hätte sich erledigt. Im Grund sei es eine große Ehre gewesen, dass Kubus File15 gefragt worden sei, aber nach dem der hiesige Vorsteher so zögerlich gewesen war, ging das Engagement letztendlich an ein benachbartes Kubuszentrum. Dort fühlte man sich uneingeschränkt glücklich so hohe Kubujaner im eigenen Kubus anzusiedeln und da war es keine Frage mehr wie die Entscheidung fiel. Da gab es im Kubus File 15 manch langes Gesicht. So hatte man sich das doch nicht imaginiert. Enttäuschung machte sich breit. Platzprobleme hin, Platzprobleme her, aber es wäre halt schon eine tolle Sache gewesen. Aber, wie sie so waren die Kubujaner, hielt sich diese Stimmung nicht lange. Schnell fand der Kubustratsch neue Ziele. Alle zerbrachen sich den Kopf, was Altinterop denn in seiner Abwesenheit vom Kubus trieb. Es war bekannt, dass er ein hohes politisches Level hatte, aber was das nun genau bedeutete, wusste keiner so genau. Es wurde spekuliert, ob er wohl eine topsecret Weltraummission wahrnahm, auf der Mondbasis die kubujanischen Wirtschaftsbasen kontrolliert oder gar dabei war ein Handelsabkommen mit einer asiatischen Partnerkubusgemeinschaft abzuschließen. Pixi hörte auch von diesem Tratsch. Früher hätte sie sich köstlich darüber amüsiert, nun aber in ihrer derzeitigen Emotionalität fehlte ihr jede Lockerheit und gefühlsmäßige Flexibilität über solche Dinge herzhaft zu lachen. Ihre Gesichtszüge hatten einen ganz andern Ausdruck angenommen. Alles Kindliche was bisher noch ihre Gesichtszüge geprägt hatte, war quasi über Nacht verschwunden. Immer noch hielt sie an ihrer vermeintlichen Fitnessroutine fest. Kurz hatte sie während der Abwesenheit von Esmeraldos davon abgesehen. Dann aber verschwand sie tagsüber wieder oft und häufig in den Naturräumen und tauchte erst gegen Abend wieder auf. Die anderen lästerten bereits über ihren Fitnesswahn. Aber der Clan nahm es hin, dass sie sich damit immer weiter aus dem Kubusgeschehen heraus zog. Allein zu Rosalinde und ihrem Kindchen Little-Annichen hielt Pixi Kontakt. Ab und an traf sie sich noch mit Svenjaka, aber neben Lubujanka war das schon fast ihr einziger sozialer Kontakt.

Svenjaka war eine freundliche Kubusdame, die sich derzeit intensiv mit Dajanos eingelassen hatte. Mit ihm schwatzte sie vertrauensvoll über alles Mögliche.  Auch die Kanalschächte mit ihren möglichen Gefährdungsrisiken waren bei ihnen Thema. "Wie es damals wohl zu diesem Gesundheits- drama gekommen ist. Ob Gustason die Viren unerkannt bereits einige Zeit in sich getragen hatte oder ob jemand von den Gästen die Infektion eingeschleppt hat. Und ob so etwas heutzutage auch passieren könnte. Vielleicht ist es ja möglich, dass Virenstämme über das Kanalgebläse eingeschleust wurden. Und war das vor 150 Jahren nicht eine komische Geschichte, vielleicht war es ja gar ein Anschlag?" "Unsinn, ihr Frauen seid doch alle gleich, immer wollt ihr gleich eine große Story draus machen. Es war eine rasante Infektionswelle und basta, nichts Geheimnisvolles dran, das sage ich auch andauern meiner Gen-A-Partnerin, aber sie will lieber weiter rumspekulieren und dumm rumreden. Immer dieses esotechnische Geschwatze, ich kann es schon nicht mehr hören""Also recht nett redest du ja nicht von deiner Gen-A. Vielleicht sollte ich ihr das ja mal erzählen. Ich dachte immer du bist ein netter Checker, aber du kannst ja auch ganz schön rumzicken". Svenjaka lachte Dajanos flirtend an, "aber über mich redest du bestimmt viel positiver!" Genau in diesem Augenblick kam Pixi von einen ihrer Ausflüge zurück. Sie sah noch, wie beide verliebt herumalberten. Es war Pixi schon eine ganze Zeit aufgefallen, dass beide sehr viel Zeit miteinander verbrachten und als sie sie jetzt so vertraut miteinander shakkern sah, kam ihr ein Verdacht. "Hallo ihr beiden, na Svenjaka wie geht'sso?" Irgendwie fühlte sich beide doch fast wie ertappt, so verabschiedete sich Dajanos schnell und ließ die beiden Frauen allein. "Du Svenjaka, ich muss nur schnell duschen, hast du Lust auf einen Ratsch, wir können uns ja gleich in einem Gesprächsseparee treffen. Kurze Zeit später saßen sie zusammen. Ohne Umwege sprach Pixi Svenjaka an: "Was ist eigentlich mit dir und Dajanos los, das wirkte ja schon sehr intim und vertraut. Und du weißt es sicher selbst, du bist nicht die Gen-A-Partnerin von Dajanos. Lass dir also nicht den Kopf verdrehen, das kann übel ausgehen.""Ich weiß, ich weiß, du hast ja Recht." "Ja, ja was man nicht alles weiß und doch anders handelt. Ich sag dir, das kann nie was Besonderes werden." "Ach Pixi, du täuscht dich da, ich bin mir dessen doch sehr bewusst" "Und wenn du denkst, da schaut der Clan noch viel länger drüber weg, dann glaub ich, dass du dich täuscht." "Ach Pixi, du missdeutest mich, ich mag es halt so gern mich mit Dajanos zu unterhalten. Mit ihm kann man so gut wie über alles ratschen. Stell dir vor, was er über die Kanalschächte gesagt hat. Er denkt, dass die Geräusche von Ratten kommen, die dort in den Schächten herumlaufen.""Oh je Ratten, das ist ja grad noch schlimmer. Sind das nicht Tiere, die Infektionskrankheiten mit sich herumschleppen. Das ist ja ekelerregend, wie kann es so was denn in Exgradies geben. Das ist nicht zu glauben. Aber lenk jetzt nicht von dir und Dajanos ab. Ich sehe doch was ich sehe, und da mache ich mir große Sorgen um dich. Denn nachher sitzt man da, ein Trennungsgebot wird ausgesprochen und du musst schlagartig den Kubus verlassen. Ist es das, was du willst?" "Um keinen Preis der Welt will ich das, so etwas Ähnliches ist mir schon passiert. Ich bin richtiggehend traumatisiert dadurch. Nein, nein Pixi, ich passe da schon auf." "Wie, so etwas ist dir schon mal passiert. Sag nur! Wie kam das zustande?""Ach, da war ich noch recht jung, glaubte in all secrecy an die ewige Liebe und traf auf einen Mitkubujaner der mir auch einredete er liebte mich über alle Maßen. Ich hatte noch keinen Gen-A-Partner, deshalb waren die Kontrollmechanismen nicht sehr hoch. Und ich war sehr naiv, sehr sehr naiv. Ich dachte, dass mit dem Schwanger werden geht nur in einer Gen-A-Partnerschaft und deshalb verdrängte ich auch alle körperlichen Veränderungen. Bis es dann zu spät war. Oh welch ein Drama entwickelte sich daraus. Ich brach zusammen, wurde ins dortige Medizentrum gebracht und dort kam alles heraus. Es fand eine Notsectio statt. Ich bekam das Kind nie zu sehen. Man hat es gleich in einen anderen Kubus gegeben. Welch Schande war das, ein nicht genetisch passendes Kind gezeugt zu haben. Und auch ich wurde zwangsversetzt, man machte mir keine Hoffnung jemals wieder ins Gen-A-Projekt aufgenommen zu werden. Die Chance auf ein eigenes Kind ist damit dahin. Mein Leben auf einem Schlag in Trümmern. Nein sicher will ich so etwas nie wieder erleben. Und auch dir wünsche ich, dass du so etwas nie erleben musst." "Wie kommst du denn darauf, dass mir so etwas passieren kann, ich bin doch im Gen-A-Projekt und habe bereits ein süßes Kind gezeugt. Mir kann Vergleichbares nicht passieren, also red nicht so einen Schmarn!" "AchPixi, es kann schneller gehen als man denkt, die Allmacht der Gemeinschaft sollte man nie unterschätzen." "Und wie ist es dann weitergegangen". "Na wie schon, ich landete hier in Kubus File 15 und wo meine großeLiebe hin strafversetzt wurde habe ich nie herausgefunden. Mein Kind habe ich nie wiedergesehen und weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Na ja und jetzt bin ich hier und habe auch vor hier zu bleiben. Ich habe meine Fehler erkannt und es wird sicher nie wieder soweit kommen. Ich passe mich jetzt viel besser an und deshalb fühle ich mich langsam wieder sicher. Jetzt bin ich umgeben von lauter netten Kubujanern und auch ein ganzes Stück reifer geworden. Und das ist gut so, also mach dir mal keine Sorgen.""Schrecklich, was dir da widerfahren ist. Nur gut, dass es jetzt gut ausgegangen ist. Aber pass nur auf, dass es wirklich kein zweites Mal passiert." "Ach Pixi, es hat sich doch jetzt wirklich gut ergeben, dass ich hier bin. Niemals wieder soll so etwas passieren und wenn doch, weiß ich diesmal was zu tun ist. Entweder eine Abrasio oder falls das nicht möglich ist, würde ich mich schlicht suizidieren. Nicht zu wissen, ob mein Kind überlebt hat, oder ob sie es genetisch ausgesondert haben macht mich oft fast wahnsinnig.  Aber das scheint die Strafe zu sein." Diesmal versuchte Pixi schnell das Thema zu wechseln, gar zu intensiv wurden ihr die auftauchenden Gefühle. "Komm Svenjaka, lass uns die neusten Modetrends anschauen und darüber alles andere vergessen. Schau ich schalt mal den Tablett-Projector an. Guck, wie die da ausschauen, möchtest du auch so ein Minidress. Sieht irgendwie komisch aus, na ja auch die Mode ändert sich beständig. Aber was wären wir nur ohne diese Ablenkung. Guck, sieht dieses Modell nicht megamäßig surreal aus?"

Pixi Keith - die Anti-EffiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt