4.Kapitel

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Pixi hatte die Zeit mit Sandy sehr genossen. Sie blühte richtig auf so im Zentrum der Aufmerksamkeit der Vorsteherin stehen zu dürfen. Sie war sehr dankbar, dass ihr Sandy diesen "letzten Wunsch" erfüllte - allein ohne ein Tross von Clan-Mitgliedern zu sein. Es war wie immer eine wahre Pixi-Idee gewesen, aber Sandy hatte den für Clanverhältnisse sonderbaren Wunsch akzeptiert, obwohl es ungewöhnlich war in so persönlicher Zweisamkeit Zeit zu verbringen. Und obwohl dieses Vorgehen für Sandy ungewöhnlich war und ihren Normen widersprach, genoss sie es auch von ihrer Seite aus insgeheim diese Zeit mit Pixi intensiv.

Wieder zurück im Kubus wurde diese Zweisamkeit sofort aufgelöst. Schnell fanden sich beide Frauen in einer Menger neugieriger, sich freuender Clan-Mitglieder wieder. Alle wollten alles sehen, hören, die Klamotten Auswahl besichtigen. Intimsphäre so etwas gab es im Kubus nicht - alle wussten alles über alle.

Beim Essen erzählte Mister Keith von einem Zwischenfall im Kubus. Er habe für Plink und Gladiolia ein Trennungsgebot ausgesprochen. Diese hätten sich deutlich zu lange vom Clan abgesondert. Sie wären nur sehr selten in den letzten Tagen aus den Einzelzimmern in die Gruppenräume gekommen. Dies schade dem Zusammenhalt der Gruppe und musste deshalb unterbunden werden. Ein weiteres Gesprächsthema war Pixis seltsamer Wunsch nur mit Sandy alleine auf ihre GenA-Shopping-Tour zu gehen. Einige Mitglieder fanden es skandalös, andere akzeptierten es, wieder andere hatten dazu keine Meinung. Mister Keith selbst zeigte offiziell sein Missfallen, aber inoffiziell gefiel es ihm, dass Pixi damit einen erkennbaren eigenen Willen zeigte. Der Blick auf das claneigene Cash-Konto ernüchterte ihn zwar etwas, da die Shopping Kosten von Pixi doch höher ausgefallen waren, als er als Clanvorsteher das geplant hatte. Auf der anderen Seite regte es ihn an in Erinnerungen einzutauchen. "Ach Sandy, wie wäre es grandios noch mal auf GenA-Reise gehen zu können." "Zu spät, leider zu spät" murmelte die Vorsteherin.

Im Familienkubus liefen die Vorbereitungen für die GenA-Feier auf Hochtouren. Es wurden 3-D-Zauber vorbereitet, Räume multimodal dekoriert und ein Online Avatar Spiel extra für die Feier programmiert. Für dieses Rollenspiel hatten sich die Clan-Juvenillen ein hochdramatisches Skript ausgedacht. Eine Geschichte, in der der Austauschkubus dem Untergang geweiht ist und letztendlich durch die Genaustauschbereitschaft eines fernen Unterkubuses gerettet werden konnte. Ihr Kubus war, wie konnte es anders sein, natürlich der rettende Impact. Mister Keith fand das alles viel zu theatralisch und meinte nur: "Wir sind doch alle gleich, was soll der Quatsch mit dem Unterkubus- das stellt ja die Welt auf den Kopf."

Pixi selbst machte sich wenig aus den Vorbereitungen, sie zog sich viel zurück und dachte nach. Dies war so auffällig, dass Sandy daran dachte Pixi anzusprechen, ob denn alles in Ordnung sei. Zu anderen Zeiten hätte keiner Pixi vom Mitprogrammieren eines Storyboards abhalten können. Da hätte sie all ihre Fantasie und Emotion einfließen lassen. Diesmal aber hielt sie sich völlig zurück. Der Mangel an Neugier und Engagement fiel im Vergleich zu ihrem sonstigen Behavior deutlich auf. Dass Pixi über ihr Mitjuvenilen lästerte, über deren Secrets und Ausgelassenheit, hingegen war mal wieder typisch unnahbare Pixi. "mei was das wohl für eine Hack und Slay Adventure wird. Ohne meine Mithilfe wird das doch ein Desaster." Diese und ähnliche Komments ließ Pixi immer wieder vom Stapel. Sandy war erst wieder beruhigt, als sie feststellte, dass Pixi am Computerbrett alles über ihren neuen Aufenthaltsort herauszufinden suchte.

"Stell dir vor Sandy die haben dort unterirdische Thermen und einen Sternen-All-Baldachin und noch vielerlei mehr solchen Schnickschnacks. Allerdings gelingt es mir nicht herauszufinden, ob sie eine Folianten-lagerung haben. Ob es das dort wohl nicht gibt, fragte Pixi bekümmert. In diesem Gespräch bot Sandy Pixi an, ihr noch ein 'Weggehgeschenk" mitgeben zu wollen. Pixi freute sich sehr über das Angebot und wünschte sich das neueste physik-philosophische Kompendium mit 3 Mrd. Tetrabytes Bildmaterial. "Aber Pixi das brauchst du doch nicht, das haben die in Exgradies sicher in ihrem Zentralserver. Denkst du die leben dort hinter dem Mond. "Die sind dort doch kultiviert", rief Sandy entrüstet. "Was glaubst du denn, wo wir dich hinschicken."

Ein paar Tage später trafen sich Sandy und Pixi zufällig im Palmenturm und dort führen sie ihr Gespräch fort. Pixi sagte: "Oh wie traurig ich bin, ich will hier nicht weg. Nicht weg von dir, nicht weg von Mister Keith und nicht weg vom Kubus File 15." "Mensch Pixi so sollst du nicht sprechen. Welche Anmaßung immerzu mit den gleichen Personen und Orten verbunden bleiben zu wollen. Das gibt es nicht. Aber falls dir doch noch ein guter Wunsch eingefallen ist, den ich dir erfüllen kann, - so sag ihn mir." "Na ja was ganz toll wäre, wäre so ein Baldachin-Bett mit Vorhängen, die sich per Stimmbefehl ringsum automatisch schließen." Die Vorsteherin schwieg. "Mei Sandy, wodurch hab ich dich denn jetzt geschockt?" "Also geschockt nicht gerade, aber ich hätte dir schon mehr Realismus zugetraut. Was du dir immer fantasierst. So romantische Gedanken von elitärer Zweisamkeit. Du möchtest gerne einen Avatar der nur und ausschließlich für dich da ist". "Das wäre toll" "Ja so bist du. Nur so geht es nicht und das weißt du. Handle dir keinen Ärger ein. Altinterop gehört allen im Clan, wie alle zu allen gehören und auch du wirst bald dazu gehören. Also komm in keinen schlechten Ruf indem du romantische Liebe einforderst." "Darauf möchte ich aber kaum verzichten!" "Du Träumerin. Die Wirklichkeit ist anders und oft ist es sogar gut, wenn es nicht zu zu großer Nähe kommt." "Aber Heimweh darf ich doch wenigstens noch haben und ein sprechendes Hologramm von dir und Mister Keith - oh ja bitte. Und ihr kommt doch sicher mal auf Besuch, - auch wenn es eine lange Reise ist. Oder werdet ihr mich gleich vergessen?". Sandy ging auf die überschwänglichen Gefühlsäußerungen von Pixi gar nicht ein, sondern fragte abrupt: "Und Pixi wie läuft der Chat mit Altinterop so?" "Nun ja, so oh la la. Oberflächliches-Höflichkeitsgeschwaffel. Ich weiß ja das ist die Norm und er ist ein ganz normaler polygamer Kubusmensch - wo ich nur eine unter vielen bin, aber dennoch werde ich die Mutter seiner Kinder sein."

Sandy nickte ihr bestätigend zu: Genau darum geht es. Kinder zu zeugen für den Erhalt der menschlichen Rasse und dazu ist er ehrenvoll bereit. Er wird sich gut um dich kümmern, für dich da sein, wenn du krank bist, vielleicht werdet ihr sogar Freunde." "Nein, nein. Pixi stampfte wütend auf "das mir das passiert- ein Muttertier zur Zucht freigegeben. Mir reicht das nicht!" "Ja was bildest du dir denn ein?" "Ich bin für Romantik und Liebe, für Einzigartigkeit und Verbundenheit. Auch wenn das für euch alle anderen scheinbar nur Papperlapapp ist. Und wenn das nicht geht, dann bin ich für Weisheit, für Wissen, für inneren Wachstum, für Enthaltsamkeit." "Pixi du schockierst mich jetzt wirklich, so kannst du all das nicht sehen - du stößt an die Säulen unserer Gesellschaftsordnung - Kind Kind vielleicht bist du doch noch zu jung für so einen weitreichenden Schritt. Und jetzt verstehe ich, warum du so oft da auftauchst, wo ich bin. Pixi, Pixi. Es gibt keine elitären Bindungen im Clan. Wir sind alle eins." "Aber was ich empfinde empfinde ich, sagte Pixi und umarmte ihre widerstrebende Mutter. Sandy zeigte wieder keine Reaktion. Statt dessen wich sie wieder auf das Chat-Thema aus: "also was schreibt Altinterop dir denn so?" "Ach wie gesagt nur Oberflächliches aber lies selber und mit diesen Worten reichte sie Sandy ihren Pagerbutton. Sandy las: Hi Pixi, ich freue mich schon auf deine Ankunft. Dann kann ich dir alles zeigen. Angefangen von den berühmten unterirdischen Thermen bis hin zum singenden Wald. Du wirst begeistert sein von deiner neuen Kubus-Gemeinschaft. Alle hier freuen sich schon auf dich. "Siehst du Pixi, es wird sicher gut, alle freuen sich dort schon auf dich. Träum doch nicht von der ewigen Liebe und weine bitte nicht. Altinterop ist doch ein hübscher liebevoller Kerl, sicher ein guter Lover, es könnte schlimmer sein. Weshalb kannst du ihn nicht einfach mit umfassender Generalliebe begegnen - mit offenen aufgeschlossenen Herzen?" "Ich begegne jeden mit offenen Herzen. Ich liebe dich, Mister Keith, sogar für Ostrawa, die sicher nicht einfach ist, empfinde ich Liebe. Ich liebe alle, die gut zu mir sind. Aber diese Art von Liebe reicht mir nicht - ich möchte mehr". Sandy jetzt neugierig geworden fragt: "Hättest du wohl gern jemand anderen als Genaustauschpartner gehabt? Hast du jemand im Auge, bist du gar bereits in jemanden verliebt, fragte Sandy misstrauisch. "Nein Sandy ich war noch nie verliebt, aber in Theorie klingt das so anstrebenswert. Ich möchte gerne jemand für mich, den ich blind vertrauen kann, einen wahren Vertrauten" "Vielleicht wird Altinterop das ja für dich, wer weiß, auch wenn das nicht sein darf oder es gibt dort vielleicht auch noch andere interessante Clan-Männer. Vielleicht passiert das ja, auch wenn es nicht sein darf, aber sei nur recht recht vorsichtig." "Schau Sandy, Altinterop ist so anders als ich, er ist so ein Gut-Kubujaner. Er bejaht alle kubujanischen Regeln. Er spielt das Game genau wie es die Gesellschaft von ihm erwartet. Ich habe ganz andere Erwartungen ans Leben. Ach Sandy es ist mit diesem Genaustauschprogramm alles so gut geplant und vorherbestimmt und in korrekten Bahnen, aber ich fürcht mich so".

Pixi Keith - die Anti-EffiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt