25

1.9K 92 4
                                    

Tag 702

Ob wir die anderen gefunden haben? Nein. Sie blieben wie vom Erdboden verschluckt. Daryl und Ich suchten Tag und Nacht, doch fanden taten wir sie nicht. Nicht mal Hinweise oder Spuren...
,,Sie können doch nicht so weit weg sein", seufzte ich, als ich versuchte gegen die Sonne den vor uns liegenden Weg zu sehen.
,,Vielleicht sind sie ja schon in D.C.", witzelte Daryl.
Ich schenkte ihm einen genervten Blick als Zeichen, dass ich nicht in Stimmung war für blöde Sprüche.
Wir beide sind die letzten Stunden durch den Wald gelaufen, doch haben jetzt eine Straße gefunden auf der wir weiter liefen. Daryl hatte Hoffnung ein funktionsfähiges Auto zu finden, wobei ich einfach nur eins im Kopf hatte.
Wasser.
Ich brauche Wasser!
Ich fühlte mich dreckig wie noch nie und Durst hatte ich auch. 
Daryl fand es anscheinend nicht so schlimm, bzw. machte sich keinen Kopf darüber.
Er sah trotzdem echt anziehend aus.
,,Ich glaube die Straße führt über eine Brücke. Vielleicht haben wir Glück und ein Fluss fließt dort", erwiederte Daryl, der in die Ferne mit seinem Finger zeigte. Ich nickte und betete das es da wirklich einen Fluss gab...
Der Weg bis dahin zog sich wie Kaugummi. Ich bemerkte erst gar nicht, dass ich immer langsamer wurde. Erst als Daryl Meter weit vor mir stehen blieb und auf mich wartete.
,,Wir haben es gleich geschafft! Nur noch ein paar Meter", versuchte er mich auf zu muntern, was tatsächlich ein wenig Energie in mir aufstiegen ließ. Ich schritt Daryl die letzten Meter schnell hinterher, um letztendlich die Entäuschung des Tages zu erleben.
Der Fluss war ausgetrocknet. Nichts.
Kein Tropfen Wasser, nur Sand und tote Frösche.
,,Wieso begraben wir uns nicht einfach hier", jammerte ich und drehte mich um zum weiter gehen.
,,Da gibt es Häuser. Vielleicht haben wir Glück."
Klar Daryl... wir und Glück haben.
Nicht weit von hier, gab es tatsächlich ein kleines Dorf. Wir verließen die Straße und liefen über ein Feld von vertrockneten Pflanzen und... Tierkadavern. Angeekelt betrachtete ich das halb verweste Wildschwein vor mir, was anscheinend als Mittagessen für die Beißer gedient hatte.
Ungefähr 10 Minuten später standen wir vor einem Kiosk. Eher gesagt, ein kleiner Tante Emma Laden, der noch ziemlich gut aussah.
,,Kommen wir rein", fragte ich.
Daryl rüttelte an der Tür doch sie blieb verschlossen.
,,So eine Scheisse", fluchte er, während ich mich hilflos umsah. Nicht mal etwas, womit man die Scheibe einschlagen konnte.
,,Wir versuchen es von hinten!"
Wir liefen um das Gebäude herum und versuchten da unser Glück.
Bitte lass uns einmal Glück haben heute, betete ich und anscheinend meinte es der Teufel doch mal gut mit uns.
,,Geht doch", murmelte Daryl, als er sich durch den kleinen Spalt der Tür schob und ich ihm folgte. Es war angenehm kühl hier und zu meinem Erstaunen stank es mal nicht nach dem Tod.
,,Hier könnten wir doch glatt einziehen", war Daryl der Meinung, als er mir plötzlich eine Wasserflasche vor die Nase hielt. Ich war noch nie so glücklich über eine Flasche Wasser und nahm sie dankend an.
,,Wir? Wer sagt das ich zusammen mit dir wohnen möchte", fragte ich frech, worauf ich die Flasche zum trinken ansetzte.
Belustigt zog er die Augenbrauen in die Höhe, was mich zum schmunzeln brachte.
,,Was ist, wenn wir beide die einzigen Überlebenden sind? Dann müssen wir die Welt neu bevölkern!"
Wie vom Blitz getroffen hustete ich das ganze Wasser wieder aus und brauchte eine Minute um mich von meinem Hustanfall zu erholen.
Das hatte er jetzt nicht ernsthaft gesagt?!
,,Soweit wird es nie kommen", meinte ich felsenfest, während ich mich nach einem trockenen Shirt umsah. Ich hatte tatsächlich das ganze Wasser über meiner Bluse gespuckt, bevor ich einen Schluck runter schlucken konnte.
Verärgert darüber, dass ich nichts trinken konnte und Daryl mich immer noch hämisch angrinste, suchte ich nach anderen brauchbaren Dingen.
,,Ignorierst du mich jetzt", fragte er quer durch den Raum.
Ich antworte nicht, sondern sah mir den blutbefleckten Boden an.
Vor mir lag eine Spur von Blut, die jemand versucht hatte weg zu wischen. Das Blut war schon längst eingetrocknet und braun, dennoch wollte ich zugern wissen wo sie hinführte.
Die Spur verlief sich hinter den Regalen und das einzige was ich fand, was ein ab gegessener Arm.
,,Daryl", rief ich.
Er kam zu mir und betrachtete meinen Fund stirnrunzelnd.
,,Wo ist der Rest", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern und ahnte nichts gutes.
Und als ich es nicht schon geahnt hätte, tauchte wie aus dem Nichts ein Beißer hinter mir auf.
Total überascht und echt nicht darauf vorbereitet, fiel ich zu Boden.
Daryl reagierte auch zu langsam und konnte ihm gerade noch so entkommen. Doch als Daryl ihm auswich, stieß er gegen eins der Regale und fiel mit diesem laut scheppernd zu Boden.
Er stöhnte kurz schmerzerfüllt auf, bevor er sich wieder aufrichtete. Ich hatte mich mittlerweile auch wieder erhoben und zog das Messer aus meinem Gürtel. Ich ging in schnellen Schritten auf ihn zu und wollte es ihm in den Kopf rammen, als er plötzlich seine Richtung ändern tat. Verdutzt starrte ich den Beißer an doch ein paar Sekunden später fiel er leblos zu Boden.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und sah kurz zu Daryl, der den Beißer stumm musterte.
,,Was nun?"
,,Wir bleiben die Nacht hier! Wir suchen morgen weiter", beschloss er.
Er packte den Beißer an den Füßen und zog ihn in irgendeine Ecke, wobei mein Blick auf seinen Rücken fiel.
Seine Weste war etwas eingerissen und daraus tropfte ein wenig Blut.
,,Du blutest", meinte ich, als ich ihm ein Stück Stoff auf die Wunde drückte.
,,Muss von dem Regal sein. Wie tief ist es", wollte er wissen.
,,Das kann ich dir leider nicht sagen. So richtig erkenne ich nichts!"
Er legte seine Armbrust ab und seinen Rucksack, worauf er seine Weste auszog und sein darunter liegendes Shirt. Kleine Kratzer und blaue Flecken zierten seine Haut.
Doch erschreckender war sein Rücken. Neben dem Tattoo auf der rechten Schulter waren lange Narben zusehen. Die eine Narbe war anscheinend wieder aufgegangen, denn sie blutete stark.
,,Ich glaube das müssen wir nähen."
Wieder mal war ich auf der Suche nach Nadel und Faden und bereute es, die von Meggie nicht wieder eingepackt zu haben.
,,Mist", fluchte ich.
,,Schau mal nach ob du hier was findest."
Ich machte was Daryl sagte und räumte jegliche Regale aus.
,,Hier", rief Daryl. Ich lief zu ihm und er hielt mit eine Nadel vors Gesicht.
,,Wo hast du die denn her?"
Er grinste und erwiederte daraufhin nichts.
,,Du bist ein Arschloch. Warum lässt du mich suchen wenn du eine einstecken hast", fragte ich empört doch er behielt sein grinsen im Gesicht.
Ich brauchte nur noch einen Faden...
Ich trennte von einem gefundenen Tshirt die Naht auf und benutzten den langen Faden um es zu nähen.
Es dauerte eine Weile bis ich fertig war, da es ziemlich schwierig war ihn nicht noch mehr zu verletzten als er es schon war.
,,Fertig", fragte er.
,,Fertig", antwortete ich.
,,Danke", sagte er plötzlich. Ich sah ihn kurz an und nickte stumm.
Er hat Danke gesagt...merkt euch diesen Moment!
Während Daryl beschäftigt war, richtete ich meinen Schlafplatz ein. Es war schwer eine Entscheidung zu treffen wo genau man sich hinlegen sollte, denn wenn man es mal genauer betrachtete, war die Chance die Nacht hier zu sterben genau so hoch wie draußen im Wald.
,,Hey! Ich habe dich was gefragt", schnippte Daryl vor meinem Gesicht.
,,Ich fragte, ob du Hunger hast."
Klar hatte ich Hunger. Seit 2 Jahren sogar...
,,Nein", winkte ich ab und setzte mich auf den Boden.
,,Hör auf so eine scheisse zu erzählen. Natürlich hast du Hunger!"
Er legte mir eine Tüte Trockenfrüchte vor die Füße und gesellte sich zu mir.
,,Wo wollen wir weiter suchen", unterbrach ich die Stille.
,,Keine Ahnung... werden wir morgen sehen", sagte er und legte sich auf die Seite. Ich tat es ihm gleich, nur das ich mich auf die andere Seite legte um ihn nicht anschauen zu müssen. 
Es dauerte eine Weile, bis ich in einen traumlosen Schlaf fiel.

love arrow (Daryl Dixon ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt