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,,Bitte sei am Leben... bitte", wimmerte ich leise, als sich nach 5 Minuten immer noch nichts getan hatte. Ich legte mein Kopf auf das Lenkrad und betete innerlich vor mich hin. Die Hoffnung schwand von Sekunde zu Sekunde mehr und dennoch wollte ich nicht daran glauben das er Tod sei.
Ich wischte mir die Tränen weg und warf einen weiteren Blick nach draußen wo-
Meine Augen weiteten sich als ich ihn kämpfend zu mir rennen sah. Ohne zu zögern drückte ich aufs Gaspedal und fuhr ihm ein Stück entgegen, wo er die Autotür Aufriss und sich keuchend in den Sitz schmiss.
Ich dankte Gott. Ich dankte dem Mistkerl da oben, dass es Daryl da raus geschafft hatte!
,,Bist du verletzt", fragte ich ihn besorgt, doch er schüttelte nur mit dem Kopf. Er sah fertig aus.
Ach was...er hat soeben gegen 100erte von Untoden gekämpft.
,,Wir müssen hier weg! Fahr auf die Hauptstraße und halte dich dann immer links", meinte er noch immer außer Atem und ich tat was er sagte.
Während der Fahrt sagte niemand was. Ich war froh das es uns soweit gut ging...das es ihm gut ging. Und außerdem dachte ich die ganze Zeit an den Kuss den er mir gegeben hatte.
Ich warf ihm einen Blick zu, doch er lehnte am Fenster und starrte hinaus. Ich richtete meine Augen wieder nach vorne und bemerkte das der Tank langsam zu neige ging.
,,Na super", murmelte ich, was Daryl anscheinend mitbekam.
,,Hey was ist?"
,,Tank ist leer...", grummelte ich. Daryl beugte sich zu mir und warf einen Blick auf das Terror, wobei mein Blick auf ihn fiel. Seine Nähe war wie Strom für mich und bereitete mir Gänsehaut.
Er scannte mein Gesicht kurz und wenn mich nicht alles täuschte, legte sich ein leichtes lächeln auf seine Lippen.
,,Wir müssen zu Fuß weiter", sagte er schnell und stieg aus. Ich folgte ihm und wir liefen gemeinsam die Straße entlang, ohne ein Ziel zu haben wohin. Wo sollten wir denn auch hin?
Eine Zombie Apokalypse ist immerhin keine Schnitzeljagd.
,,Gibt es hier irgendwas, wo sich Rick und die anderen verschanzt haben könnten?"
Daryl schüttelte mit den Kopf und machte ein Zeichen das ich ihm folgen sollte. Wir stiegen über einen hinunter getretenen Zaun in ein kleines Waldstück und folgten den schmalen Pfad ins Dickicht.
Es sah hier aus wie auf einem Friedhof. Überall lagen Knochen und andere Überreste von Menschen. Ich blieb stehen und betrachtete die drei Leichen neben mir nachdenklich und dabei fiel mir auf, dass die eine sehr klein war im Gegensatz zu den anderen. Eiskalt lief es mir den Rücken runter, als ich das kleine Mädchen ansah, welches dort zwischen Laub und Steinen lag. Leider waren Kinder auch betroffen davon und bei dem Gedanken, dass diese null Chancen hier draußen hatten, sammelten sich die Tränen in meinen Augen. Ich hatte viel erlebt und auch viel durch gemacht, doch es gab Dinge die man einfach nie verkraftete und vielleicht auch nie wird.
,,Wollen wir sie begraben?"
Daryl tauchte neben mir auf und sah mich fragend von der Seite an. Ich nickte langsam und begann das Laub von ihr weg zumachen, welches Ihren halbverwesten Körper bedeckte.
Daryl fing an, eine Grube zu scharen. Wir hatten keine Schaufel und somit dauerte es eine Weile, bis das Loch tief genug war.
Nach ungefähr zwei Stunden hatten wir die kleine begraben und ich pflückte noch ein paar schöne Wild Blumen, die ich auf das Grab legte.
,,Danke", sagte ich schnell, als Daryl an mir vorbei lief. Er nickte einmal und machte Anzeichen, dass wir weiter wollten.
,,Ich sage es echt nur ungern aber so wie es aussieht laufen wir direkt in ein Unwetter."
Welch Freude. Endlich mal wieder ein Unwetter, hatte es schon vermisst...
,,Na super", maulte ich. Ich blickte in den Himmel und rollte anschließend mit den Augen als ich die dunklen Wolken sah. Warum zur Hölle kann nicht einmal alles glatt laufen?
Wäre viel zu einfach und wo bleibt der Spaß?
Wir liefen hilflos durch die Gegend und ich war echt froh Daryl bei mir zu haben, der über die Situation  wenigstens einen kühlen Kopf bewahrte.
,,Hey schau mal."
Daryl schob ein paar Büsche zurseite und zum Vorschein kam eine kleine Gartensiedlung. Gemeinsam näherten wir uns dem bereits verosteten Tor, welches sich mit einem lauten quitschen öffnen ließ. Mit gehobenen Waffen betraten wir die Siedlung und schlichen hinter den Hecken entlang, bis hin zu einem Haus.
,,Es scheint ruhig hier zu sein. Vielleicht haben wir Glück und finden was zuessen."
Ich nickte nur und versuchte anschließend durch das Fenster etwas zu erkennen, doch da war nichts.
,,Los komm", meinte Daryl und zog mich hinter sich her.
Im Haus war alles leer. Nichts außer Dreck, Blut und halbverweste Leichen lagen auf dem Boden und es roch ganz fürchterlich. Ich versuchte so wenig wie möglich du atmen, was hinterher aber echt schwierig wurde. Etwas zuessen fanden wir wie  gewohnt nicht doch mittlerweile haben wir uns damit abgefunden. Vielleicht wird auch das unsere Todesursache sein... verhungert.
,,Hey... mach dir keine Sorgen! Ich werde was zuessen finden für uns." Er stand mit einem etwas größeren Abstand mir gegenüber und lächelte leicht. Ich wollte nicht das er für mich was zuessen suchte. Er hatte genug für mich getan!
,,Ich geh!"
,,Auf keinen fall!"
Abrupt blieb ich stehen und verschränkte meine Arme vor der Brust. Er lief an mir vorbei und öffnete die Tür.
,,Na gut. Dann komm halt mit", seufzte er und ich trat an ihm vorbei. Wir kletterten über den nächsten Gartenzaun und brachen in einige Häuser ein. Ich fühlte mich wie ein Schwerverbrecher, der soeben eine Bank ausrauben wollte, doch dies war weitaus schlimmer in meinen Augen. Nicht zu wissen wo diese Menschen fressenden Dinger überall lauerten war das schlimmste Gefühl.
,,Wir sollten nach Apfelbäumen oder Himbeersträucher ausschau halten. Es ist die passenden Jahreszeit dafür und in Gärten nicht selten...", meinte er. Ich überlegte kurz und nickte dann. Während Daryl in die Häuser weiter Einstieg machte ich mich auf die Suche. Ich kletterte über die Hecke und kam auf ein etwas größeres Grundstück. Ich lief um das Haus herum und konnte mir ein fettes Grinsen nicht verkneifen. Drei Große Apfelbäume standen vor mir und sahen viel versprechend aus.
,,Na wer sagts denn", meinte ich und machte mich daran die Äpfel in meine Tasche zu packen. Ich wollte eben den letzten vom Boden aufheben als ich plötzlich ein klirren von innen vernahm. Abrupt drehte ich mich um und hielt für einige Sekunde inne.
Vielleicht solltest du nachschauen gehen und hoffen das Daryl dich findet wenn du wieder mal in Schwierigkeiten steckst...
Ich erhob mich langsam und spannte meinen Bogen. Vielleicht war es nur ein Beißer oder ein Tier welches im Haus fest saß, bzw hoffte ich es.
Die Tür stand offen und auf dem Boden waren Schlamm Spuren zusehen die sich mit rot-bräunlichen Fußabdrücken mischten... Ich runzelte die Stirn und setzte vorsichtig einen Fuß in die Tür. Es herrschte Stille, dennoch hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden.
,,Hallo?"
Klar Jamila. Es meldet sich bestimmt jemand zurück. Wie in Horror Filmen...
Ich bewegte mich langsam in die Mitte des Raumes und vernahm das knacken der Holzdielen unter meinen Füßen. Ok, wenn hier jemand wäre, hätte er mich spätestens jetzt bemerkt.
Es war kein großer Raum aber es führte eine Treppe nach oben. Vielleicht eine Art Dachboden...
Ich ließ meinen Blick nochmal durch den Raum gleiten und blieb an der offenen Tür hängen. Vielleicht sollte ich doch auf Daryl warten.
Du brauchst keinen Babysitter!
Obwohl ich es nie tat, hörte ich auf meine innere Stimme. Ich schritt leise die Treppe hoch und bemerkte einen Schatten hinter der Tür. Sie Dielen knarrten worauf der Schatten verschwand. Werde ich jetzt noch Paranoid??? Mit angehaltenem Atem stieß ich die Tür zur Seite, so das sie laut gegen die Wand knallte. Doch da war nichts. Ich atmete aus und drehte mich mit einem Schwung um, um wieder nach unten zu gehen, doch irgendwas hielt mich auf.
Ich vernahm ein tippen auf meiner Schulter und ein leises wimmern, worauf ich mich langsam umdrehte.
Es war einer der Momente in Horrorfilmen, wo man vor dem Fernseher saß und darauf wartete das gleich ein Monster vors Bild springt. Doch so war es nicht.

love arrow (Daryl Dixon ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt