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Daryl pov

Langsam machte ich mir Sorgen. Ich saß jetzt schon eine halbe Stunde vor unserem Treffpunkt doch von ihr fehlte jede Spur. Ich stach gedankenverloren mit meinem Messer im Holz herum und dachte nach. Sollte ich nach ihr gucken gehen?
Sie würde nur wieder sauer sein und meinen sie ist kein Baby mehr...
Ich stand auf und machte mich auf die Suche nach ihr. Ich lief den ganzen Weg ab den wir beide zusammen gegangen sind und blieb dann vor dem Haus stehen wo wir uns getrennt hatten.
Mein Blick schweifte durch den Garten und blieb an der eingetretenen Hecke hängen. Sicher war sie das... Ohne weiteres folgte ich der Spur und kam auf ein größeres Grundstück. Es war größer als die anderen und sicher gehörte es jemand sehr wohlhabenden. Ich suchte nach Spuren auf den Boden doch konnte nichts erkennen. Vielleicht war sie im Haus?
Ich machte kehrt und steuerte auf das Haus zu, wo die Tür bereits offen stand. Der Boden war blutverschmiert und diesmal waren Fußabdrücke zu erkennen. Ich spannte meine Armbrust und schlich durch den Raum. Es befand sich nichts auffälliges hier drin, weder Beißer noch Leichen. Ich beschloss oben mal nachzuschauen, vielleicht fand ich noch etwas zuessen?
Langsam und vorsichtig stieg ich die Holztreppe hinauf und versuchte so viel Lärm zu vermeiden wie ging.
Plötzlich hörte ich etwas. Eine flüsternde Frauenstimme drang in meine Ohren und sie hörte sich sogar vertraut an. Ich trat auf die Tür zu und öffnete sie langsam. Was zum Vorschein kam, verblüffte mich.
Jamila saß auf dem Boden mit einem kleinen Mädchen und spielte Karten.
Mir fiel ein riesen Stein vom Herzen als ich sie unversehrt da sitzen sah.
,,Was machst du hier", fragte ich. Jamila drehte sich abrupt um und musterte mich. Sie lächelte leicht und wande ihr Blick dann auf das kleine Mädchen. Ich hockte mich neben sie und betrachtete die kleine. Sie hatte blondes Haare und braune Augen. Ihre Sommersproßen waren kaum zu sehen durch den Dreck in ihrem Gesicht, dennoch sah man vereinzelte.
,,Das ist Emma...", erklärte mir Jamila, worauf sie sich erhob. Ich tat es ihr gleich da ich wusste das Jamila mir was erzählen wollte.
Sie zog mich raus aus dem Raum und sah mich traurig an.
,,Was ist passiert? Und wo hast du sie gefunden?"
,,Ich habe nach Obst gesucht und dann habe ich Geräusche gehört. Ich habe sie hier gefunden... Ihre Eltern sind Tod und-"
Sie schluckte und sah noch einmal zu der kleinen.
,,Sie wurde gebissen."
Emotionslos blickte ich von dem Mädchen zu Jamila, die mich mit trauriger Miene ansah. Ich glaubte Jamila war kein Typ für sowas. Auch wenn sie eine gute Kämpferin war und sich hier draußen zurecht fand, werden Kinder wohl immer ihre Schwachstelle bleiben.
,,Du weißt was das bedeutet oder", fragte ich sie leise, worauf sie nicken tat.

Jamila pov.

Ich war glücklich Daryl heil wiederzusehen. Doch so richtig freuen konnte ich mich nicht.
Das kleine Mädchen, welches ich im Haus fand, wurde von ihrer verwandelten Mutter gebissen. Sie wusste nicht was passieren würde und fragte mich ob ich ihr helfen könnte. Ich fühlte mich hilflos. Richtig hilflos.
,,Hey. Du kannst nichts dafür! Du willst ihr helfen, ich weiß aber das geht nicht."
Daryl hatte recht das wusste ich, dennoch wollte ich es nicht wahr haben. Ich warf ihr einen Blick zu und überlegte ob ich mich von ihr verabschieden sollte.
,,Nein...das macht es nur schwerer", hielt Daryl mich auf, während er mir den Weg versperrte.
,,Geh!"
Er schob mich richtung Treppe und sah mich auffordernd an. Widerwillig setzte ich ein Fuß auf die Treppe und stieg sie langsam hinab. Daryls Blick verfolgte mich, bis ich die Haustür erreicht hatte. Draußen setzte ich mich auf die Veranta und wartete auf den erlößenden Knall. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit und so langsam sammelten sich die Tränen in meinen Augen. Ich unterdrückte ein schluzten und hielt mir die Ohren zu. Kurz darauf später, ertönte der langersehnte Knall. Ich zuckte und kniff die Augen fest zusammen.
,,Nein Nein Nein...", hauchte ich und schüttelte mit dem Kopf. Ich versuchte an etwas anderes zu denken. Hundebababys oder so... aber es ging nicht. Ein unschuldiges Kind musste eben sterben.
Ich wischte mir die Tränen weg und erhob mich langsam. Ich suchte nach einer Schaufel und einer passenden Stelle um sie zu beerdigen. Während ich ein Loch schaufelte, erschien Daryl mit der kleinen in der Tür. Über ihrem zarten Körper lag ein weißes Lagen und es sah aus, als würde er eine Puppe in der Hand tragen.
Er kam zu mir und legte sie sanft in das Loch. Er nahm mir die Schaufel ab und fing an sie mit Erde zu bedecken. Mühselig sah ich dabei zu wie sie immer mehr unter der Erde verschwand.
Ich ärgerte mich. Über was genau wusste ich nicht. Vielleicht die Tatsache das ein kleines Mädchen eben erschossen wurde oder das ich selber nicht stark genug war.
Daryl kloppfte die Erde fest und baute einen kleinen Steinhaufen darauf. Ich beobachtete ihn. Er sagt kein Ton und sein Blick war wie immer emotionslos. Ob er das nur meinetwegen machte?
,,Danke", murmelte ich zum wiederholten male. Diesmal sah er mich an. Er kam ein Schritt auf mich zu und zog mich plötzlich in eine Umarmung. Seit langem fühlte ich mich wieder beschützt. Geborgen.
,,Es tut mir leid", sagte er. Ohne etwas zu erwiedern, erwiderte ich diese Umarmung und genoss das Gefühl welches sich in meinem Bauch ausbreitete. Doch genau so schnell wie es sich ausbreitete, verschwand es wieder als er sich von mir löste. Er legte die Schaufel beiseite und holte unsere Sachen. Unterwegs aßen wir die Äpfel die ich gefunden habe und wir unterhielten uns so richtig das erste mal... Daryl war nie sehr gesprächig und noch immer konnte ich seinen Charakter nicht richtig einschätzen.
,,Und du hast wirklich 9 Tage lang draußen alleine verbracht", fragte ich ungläubig. Er nickte grinsend mit dem Kopf. Er erzählte mir wie er die Kentnisse über die Jagd erlernt hat und was für ein Arschloch sein Vater war. Ich sah ihn sogar das erste mal lachen, als er mir von seinem Bruder erzählen tat. Dabei dachte ich an meine Familie. An meine Mutter, die ich über alles geliebt habe. Meine Oma, die mir nie genug zuessen geben konnte... und natürlich auch an ihn. Der, der mir meine Kindheit genommen hatte. Mein Vater. Dennoch habe ich viel von ihm gelernt und war ihm dafür auch irgendwo Dankbar.
,,Hey!"
Daryl schnippte mir vor der Nase rum und sah mich fragend an.
,,Tut mir leid. War gerade mit meinen Gedanken woanders."
Er sah mich kurz an und wiederholte seine Frage.
,,Ich wollte wissen, ob du..."
Er machte eine kurze Pause und schien zu überlegen wie er die Frage am besten formulieren konnte.
,,Naja...warst du verheiratet oder so?"
Ein grinsen huschte über meine Lippen als ich seinen hochroten Kopf sah.
,,Nein war ich nicht. Du etwa?"
Er schüttelte mit dem Kopf.
Dann passt das ja. Du hättest keinen besseren Partner über eine DatingApp finden können, Jamila.
Schockiert über meine Innere Stimme runzelte ich Stirn, worauf ich einen Misstrauischen Blick von Daryl erntete.
,,Was ist?"
,,Ach gar nichts", erwiderte ich und ließ mir den Satz eben nochmal durch den Kopf gehen...
,,Du hättest keinen besseren Partner über eine DatingApp finden können, Jamila"
,,Manchmal frage ich mich echt was in deinem Kopf vor sich geht", schmunzelte er. Oh glaub mir Daryl...das wüsste ich auch gerne!
Wir liefen nebeneinander her über eine weitere Landstraße, ohne auch nur einen Plan zu haben wohin. Mir ist noch nie zuvor aufgefallen wie viele Straßen es in Atlanta gab und wie viele Gartenanlagen überhaupt existierten, bis eines Tages eine Zombie Apokalypse ausbrach. Glaubt mir... diese Welt lehrt dich besser als der Geographie Unterricht!
,,Hey schau mal!"
Daryl hockte vor einem toten Beißer und hielt mir seinen Kopf entgegen. Angewidert blickte ich zu ihm und machte ein fragendes Gesicht.
,,Sauberer Schnitt würde ich sagen", war das einzige was ich hervorbringen konnte, als ich den Kopf näher betrachtete. Jemand hat dem Beißer mit einem Hieb den Kopf abgeschlagen.
,,Ich kenne nur eine Person die das kann..."
Daryl warf den Beißer Kopf zur seite und zog mich hinter sich her in den Wald. Er hatte anscheinend sowas wie ein Geistesblitz. Wen genau er meinte wusste ich nicht, doch es reichte zu wenn einer von uns ein Plan hatte.

love arrow (Daryl Dixon ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt