Kapitel 34

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Anna Quinn.

Langsam und den Kopf hängend lief ich mit schweren Schritten zur Schule. Sophia hatte sich gestern Abend ziemlich erkältet, deshalb hat sie beschlossen einfach im Bett liegen zu bleiben während sie mich zur Schule schickte. Ich wünschte mir ich wäre auch krank... dann müsste ich Felix nicht über den Weg laufen. Ich war nie ein wirklich nachtragendes Mädchen, aber das war einfach... kacke. Er hatte mich verletzt und bemerkte es nicht einmal. Waren Typen immer so? Oder hatte ich einfach nur etwas falsch gemacht? Dabei hatte ich mich doch bemüht diesmal nicht alles zu versauen. Ich hatte schon die Freundschaft zu Vanessa und Lena zerstört... Und jetzt auch noch das mit Felix... Würde ich Sophia auch so verjagen? 

Es klingelte zum Reingehen. Genau das brachte mich wieder auf den Punkt der Tatsachen. Ich sollte mich beruhigen und vielleicht mit ihm darüber sprechen, denn ich wollte nicht rückfällig werden. Ich wollte mir nicht mehr Schmerzen zufügen, doch es war wie eine Droge. Ein Wunsch. Nicht der Wunsch sein Leben zu beenden, sondern der Wunsch sich selbst zu bestrafen. Jedenfalls war das bei mir so. Anderen Leuten ging es vielleicht genauso, aber ich kannte keine anderen. Es gab nur mich. Und das machte mir Angst. Angst davor allein zu sein. Aber spielte das alles noch eine Rolle? Vielleicht. Eine Antwort auf diese Frage zu finden würde sicher schwer werden. Dennoch würde mich eine Antwort auf die Frage brennend interessieren.

"Ups!", lachte jemand hinterhältig und schlug mir meine Bücher aus der Hand. Langsam hob ich meinen Kopf und blickte Vanessa hinterher. Ich bückte mich und sammelte meine Bücher auf. Da erhob sich ein großer Schatten über mich. Kurz sah ich auf. "Hey brauchst du Hilfe?" Chris grinste mich an. Ohne eine Antwort abzuwarten kniete er sich neben mich und sammelte mit mir meine Bücher auf. Als er sie mir reichte bedankte ich mich und schenkte ihm ein gequältes Lächeln. "Sag mal stimmt irgendwas nicht?", hackte er nach. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. "Ich mag nicht wirklich darüber reden nimm es mir nicht böse", bat ich. Er nickte nur. "Ist ja kein Problem lass dich nicht stressen, aber denk dran möchtest du über irgendwas reden kannst du dich gern bei mir melden!", zwinkerte er und machte sich auf dem Weg zu seinem Unterricht. Apropos Unterricht ich sollte mich auch mal langsam auf den Weg machen. Doch so wirklich Lust hatte ich darauf nicht. Naja was sein muss muss sein. 

Ich setzte mich auf meinen Platz und wartete darauf, dass der Deutschunterricht anfing. Wenigstens hatte ich heute keinen Unterricht mit Felix. Doch wie das Schicksal es wollte öffnete er die Tür und nicht unsere eigentliche Lehrerin. "So... da eure Deutschlehrerin heute leider ausfällt bin ich hier um die Vertretungsstunde zu übernehmen. Da ich nicht so wirklich eine Ahnung habe, was ihr bis jetzt gemacht habt würde ich gern, dass ihr eine Kurzgeschichte schreibt zu einem Thema, eurer Wahl. Am Stundenende sammle ich dann die gesamten Geschichten ein und gebe sie eurer Lehrerin. Diese wird die dann bewerten und ihr dürft euch aussuchen, ob ihr die Note dann haben wollt. Fangt lieber mal an, denn ihr habt nur noch wenig Zeit."

Worüber soll ich schreiben? Was ehrliches? Viel Fantasie? Oder doch nur Kinderkacke? Ich beschloss nicht mehr zu denken sondern einfach zu schreiben. Über zwei Mädchen die sie kennenlernten und beste Freunde wurden. In ihrer Welt gab es Geister, die ihre Gefühle manipulierten, und Feen, die in ihren Schatten lebten. Die beiden hatten Angst vor der großen weiten, fremden Welt, doch sie überwanden ihre Angst und machten sich auf die Suche. Auf die Suche nach Glück und Liebe.

Nachdem ich das letzte Wort geschrieben hatte räumte ich schon meinen Platz auf und dann klingelte es endlich. Ich packte langsam meine Sachen zusammen und war wiedermal die Letzte, aber daran hatte ich mich schon gewöhnt. Als ich meine Blätter mit der Geschichte auf den Lehrertisch legen und mich dann umdrehen wollte schnappte sich Felix meine Hand. "Süße? Gehts dir nicht gut?" Seine Stimme klang besorgt. Ich wandte mich nicht zu ihm, damit er meine Tränen nicht sah. "Hey Anna kommst..." Chris lehnte sich gegen den Türrahmen und sah mich mit großen Augen an. "Komme", sagte ich schwach und lief auf ihn zu. Dabei entriss ich Felix meine Hand. 

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