Kap. 9: &' the main thing's, someone's hurt.

1.3K 50 9
                                    

Nic zog sich zurück, kaum dass Kate ihn so abrupt von sich weggeschuckt hatte. Er presste sich praktisch an die Wand der Gondel, sodass so viel Platz wie nur irgends möglich zwischen ihnen war. Kate war es recht. Ihr Atem ging schnell, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Auch sie grenzte sich von Nic ab, und war stets darauf bedacht, möglichst viel Abstand zu Nic zu halten, während sie ihrem Herzen lauschte, dass wie verrückt gegen ihre Brust hämmerte. Sie waren schon fast wieder unten angelangt, als sich Kates Herz ein wenig beruhigte.

„Du wirst es bereuen?“, flüsterte Nic zu dieser Zeit, so leise, dass Kate es kaum verstehen konnte. Seine Stimme war brüchig, es klang, als hätte er eben erst geweint. Gerne hätte Kate sagen können, dass ihr Nics Verletztheit nichts ausmachte. Dass sie in diesem Moment einfach nur dasaß, voller Selbstbewusst den Kopf hoch und seine Frage ohne den geringsten Zweifel in ihrer Stimme bejaht hatte. Doch dem war nicht so, denn es berührte sie sehr wohl. Mehr, als sie jemals geglaubt hätte, dass es sie hätte berühren könne. Es zerriss ihr auf eine Weise das Herz, die sie nicht kannte. Sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn einem das Herz brach, weil die Person die man liebt, eben nicht bei einem sein kann. Sie hatte es gespürt, am eigenen Körper. Am eigenem Herzen. Doch dies hier, war anders. Es war nicht wirklich ihr Herz, das brach. Es war seins. Nics Herz brach in diesem Moment, in dem sie ihn so heftig angefahren hatte und Kate wusste, dass sein Herz durch ihre Worte brach. Und deshalb spürte sie auch, wie es ihr schwer ums Herz wurde, auch wenn es diesmal nicht sie war, deren Herz gebrochen hatte. Diesmal war sie diejenige, die ein Herz gebrochen hatte. Alles, alles würde sie tun, um dies rückgängig zu machen, doch wenn Kate eines wusste, dann war es dass es nicht funktionieren würde. Sie sollte seine Frage tatsächlich voller Selbstvertrauen und ohne Zweifel bejahen, dann das würde ihm am wenigsten wehtun. Doch sie konnte es nicht. Die Gefühle in ihr, welcher Art sie auch immer waren, die sie für Nic hegte, ließen es nicht zu. Sie war nicht abgehärtet genug, um zu sehen, wie sein Herz hier auf der Stelle brechen würde. Sie würde es nicht aushalten, ihm in die Augen zu sehen, während sie ihm endgültig das Herz brach. Sie würde ihm nicht in die Augen gucken können, in dem langsam immer mehr die Erkenntnis zu sehen seien würde. Die Erkenntnis, dass all das, was man will, nicht zu haben ist. Die Erkenntnis, dass das eigene Herz nicht mehr als ein Trümmerhaufen ist. Ein Trümmerhaufen im eigenen Körper.

„Ja“, flüsterte Kate dennoch, jedoch ohne Selbstvertrauen und mit jeder Menge Zweifel. Sie richtete ihren Blick nach draußen, wo der Angestellte des Fahrgeschäfts zu der Gondel vor ihnen lief und die Tür dieser öffnete. Sie spürte ihn. Den Blick, den er ihr zuwarf. Sie spürte die Verzweiflung, der in ihm lag, ohne dass sie ihn ansah. Sie spürte, wie Tränen ihre Augen füllten, doch sie blinzelte sie hinfort. Dies war nicht ihre Geschichte. Dies war nicht ihr Herz, das brach. Sie war nicht diejenige, die an der Reihe war, zu weinen. Sie war es nicht. Sie würde es in dieser Konstellation nie sein. Sie war es nicht.

„Es tut mir leid“, flüsterte sie, einfach, weil es ihr richtig vorkam. Ihr Stimme war brüchig, sie bekam kaum ein Wort nach dem anderen heraus, ohne zu stottern, „es tut mir so unendlich leid.“ Es war, wie  sie es sagte. Es tat ihr leid. Sie würde es rückgängig machen, wenn sie könnte. Sie wäre nie in das Café gegangen, hätte nie so laut mit Tom und Caro darüber diskutiert, dass sie mehr in ihrer Freizeit tun würde. Gott, hätte sie das geahnt, wäre sie wahrscheinlich einfach mit ihnen zu irgendeiner Party gewusst. Sie wären nie hier her gekommen. Sie wäre nie hier gesessen, zusammen mit Nic. Sie hätte ihm nie das Herz gebrochen. Aber sie hatte es nicht gewusst. Es war nur ein kleines Wort. Nur ein Wort. Und doch machte es einen so großen Unterschied. Sie hatte es nicht gewusst. Deshalb war all das passiert. Deshalb saß sie hier. Wegen eben diesem kleinen Wort. Wegen diesem einem, kleinem nicht, dass tagtäglich so viele Millionen male in den unterschiedlichsten Sprachen dieser Welt verwendet wurde. Nur diesmal war die Bedeutung dieses kleinem nicht groß. Größer, als Kate es je wahrgenommen hatte. Das Riesenrad blieb stehen und der Mann, der vorhin die Gondel vor ihnen geöffnete hatte, lief nun auf ihre zu. Kate fragte sich, ob er ahnte, wie viel in jeder dieser verdammten Gondeln passieren konnte. Ob er wusste, wie viel in einer einem so kurz erscheinenden Fahrt passieren konnte. Sie fragte sich, wie viele er schon gesehen hatte, die weinend oder über beide Ohren grinsend aus diesem Gondeln ausgestiegen sind. Unendlich viele, so wurde Kate schließlich war, es sind unendlich viele. Und wir sind nur wenige. Unser Schicksal ist grausam, aber nur eins von vielen. Eine von Millionen, traurigen Geschichten in Mitten von Millionen Glücklichen. Damit auch schön das Gleichgewicht in der Welt bestehen bleibt. Hauptsache, jemand leidet. Der Mann kam auf sie zu und öffnete die Tür. Kate packte ihre Tasche nehmen sich und richtete sich auf.

Telling the whole StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt