Kap. 11: When does it go away?

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Piep Piep Piep

Kate hörte den Wecker neben sich klingen und doch machte sie keine Anstalten, sich zu bewegen.

Piep piep,piep piep, piep piep

Kate schloss die Augen und öffnete sie wieder. hell. Dunkel. Hell. Dunkel. Liebe. Hass. Liebe. Hass.

piep piep piep, piep piep piep, piep piep piep. 

ruhe. Sie brauchte Ruhe. Sie öffnete die Augen ein letztes Mal. Hell. Wie konnte die Sonne es nur wagen, zu scheinen? Warum war sie nicht untergegangen? Warum schlug Kates Herz noch in ihrer Brust, obwohl sie das gar nicht mehr wollte? Warum war alles so wie immer, obwohl sich alles geändert hatte? Warum klingelte der Wecker so wie immer, wenn alles eben nicht wie immer ist? Kate schloss wieder die Augen. Dunkel. So sah es in ihr aus. Dunkel. Alles weg, irgendwo, soweit weg von ihr, dass sie einfach nichts mehr spürte. Weil ihr jeder Gedanke nur mehr wehtun würde. Langsam richtete sie sich auf, während der Wecker neben ihr immer noch klingelte. Kate fragte sich, worin der Sinn dieses bescheuerten Weckers lag. Sie fragte sich, warum die Sonne schien. Sie frage sich, warum sie noch immer atmete. Warum sie atmete, obwohl jeder Atemzug schmerzte. Warum sie sich immer wieder an Chris Worte erinnerte, obwohl sie sie verletzten, so sehr.

Ich brauche eine Auszeit

Ich brauche eine Auszeit

 Ich brauche eine Auszeit

Chris stimme hatte die ganze Nacht in ihrem Kopf gehallt, als würde er neben ihr liegen. Doch das hatte er nicht getan. Er hatte es nicht. Er war nicht dagewesen. Er war nicht neben ihr gelegen. Sie hatte nicht gespürt, wie er seinen Arm um ihre Taille gelegt hatte und sie zu sich gezogen hatte. Er war nicht neben ihr gelegen. Obwohl er hier war. Er war zwei Zimmer weiter in seinem eignem Bett gelegen, nicht bei ihr. Er war nicht da gewesen. Er würde vielleicht nie wieder da sein. Kate schlug nach dem Wecker. Die ganze Nacht war sie in diesem King size Bett gelegen, die ganze Nacht hatte sie es nicht geschafft, die Augen zu schließen, ohne das Chris auf einmal vor ihrem geistigen Auge erschien. Und mit ihm waren dann auch immer all die Worte da, die er gesagt hatte. Die sie gesagt hatte. Die Tränen, die sie geweint hatte. Sie fühlte sich Tränenleer, so viel hatte sie geweint. Sie fühlt sich wie eine Leere hülle, nur darauf bestimmt, anwesend zu sein. Um zu Leiden. Und das wollte sie nicht. Also schloss sie einfach alles weg, so wie damals. Sie war eine Gefühlsleere Hülle und jeder sollte es sehen. Chris sollte es  sehen, damit er sah, was er ihr mit dieser Auszeit antat. Nic sollte es sehen, damit er sah, was er ihr angetan hatte. Ihr Mitgefühl für ihn war in den Letzten Stunden vollends verschwunden. Sie wollte ihn nie wieder sehen. Nein. Sie wollte ihn sehen. Sie wollte ihn anschreien, ihn schlagen, ihm zeigen, was er ihr angetan hatte. Kate blickte hinunter auf ihren Schoss. Sie fühlte sich unwirklich. Als wäre sie nicht wirklich da. Als wären ihre Gedanken ganz weit weg, als wäre nur ihr Körper hier. Sie fühlte sich wie in Watte gehüllt, vielleicht ja auch zum Schutz. Vielleicht war sie aber auch einfach nur übermüdet. Sie stand auf und zog sich einen viel zu warmen, viel zu großen Pulli über. Er roch nach Chris. Es war Chris‘ Pullover. Der Geruch in ihrer Nase schien zu ihrem Herzen zu wandern und daran zu zerren, bis nichts mehr davon übrig war. Was nicht sehr schwer war. Ihr Herz war ja so schon in abertausende Einzelteile zersprungen. Sie hörte, wie ihr Magen grummelte. Also ging sie hinunter in die Küche, in der sie auf Tom traf. Er sah sie an, als wäre sie gerade von den Toten auferstanden. Vermutlich sah sie auch so an. Er sagte nichts und auch Kate schwieg. Sie griff nach dem Orangensaft, der auf dem Tresen stand, schnappte sich ein Glass und füllte es auf, ohne Tom auch nur eines Blicke zu würdigen. Nicht, weil sie ihm irgendwie böse war. Nur, weil sie Angst hatte, dass das Mitleid in seinen Augen ihr die Tränen in die Augen treiben würde. Sie wollte nicht weinen. Nicht schon wieder.

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