Kap. 21: Swallow your pride.

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Es dauerte eine Weile, bis Chris sich von den von Kate geschriebenen Zeilen losreißen konnte. Er laß den Brief, drei, vier Mal und noch immer erreichte nur die Hälfte des Inhalts seinen Verstand. Die Last, die auf ihm Lag, schien ins unermessliche zu steigen, die Sehnsucht nach Kate brachte ihn fast um. Er war sprachlos. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht mal, ob er überhaupt etwas sagen konnte. Und doch war ihm eins klar. Kate würde nicht zurückkommen. Sie würde nie zurückkommen. Sie liebte ihn. Aber sie würde nicht zurückkommen. Sie hatte sich gegen ihn entscheiden. Für ihre Familie. Gegen ihn. War das nicht das, was er früher für sie wollte? Dass sie ihre Familie hatte? Warum konnte er es dann aber nun nicht mehr verstehen? Warum tat es dann jetzt so sehr weh, von ihr zurückgewiesen zu werden? Obwohl er sie anfangs doch aus demselben Grund von ihm fernhalten wollte? Chris zermarterte sich den Kopf darüber, doch er fand keine Antwort. Er stand immer noch da, an die Türe gelehnt. Marie war mittlerweile zum Sofa gegangen und hatte dort Platz genommen, wobei sie Melissa interessiert musterte.

„Wer ist das?“, fragte Marie schließlich.

„Melissa“, erwiderte Chris schlicht.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“

Chris stöhnte auf und nahm das erste Mal seinen Blick von dem Brief, um Marie anzusehen. „Marie, was willst du?“

„Kate ist gerade mal 4 Wochen weg und was machst du? Was ist denn mit dir falsch? Ich habe gedacht, du liebst…“

„Marie“, stoppte Chris sie, „Melissa ist eine alte Freundin von mir.“

„oh.“

Chris sah Melissa an, dass sie etwas erwidern wollte und machte ihr mit einer einfachen Handbewegung klar, dass sie den Mund halten sollte. Schmollend verzog sich Melissa ohne ein weiteres Wort in die Küche, weshalb Marie wieder fragend zu Chris blickte.

„Sehr freundlich, deine alte Freundin.“

„Sie ist nicht so gut auf Kate zu sprechen. Mir geht es seit sie weg ist nicht sonderlich gut“, erwiderte Chris schulterzuckend.

Marie nickte verständnisvoll. „keinem würde es in einer solchen Situation gut gehen.“

„also, was willst du von mir“, wechselte Chris ruckartig das Thema.

„Der Brief. Ich habe gedacht, dass du es wissen solltest.“

„Gut, nun weiß ich es. Sonst noch was?'“

Marie schüttelte ungläubig den Kopf. „Willst du denn jetzt nichts weiter tun? Einfach nur da hocken und so weiter machen?“

„ach komm schon, Marie, was soll ich denn sonst tun?“

„Na ja, wie wäre es mit Kate zurückholen? Du liebst sie doch oder? Und sie liebt dich auch. Dann halte sie davor auf, den größten Fehler ihres Lebens zu machen!“

„Wie denn? Sie hat ihn schon getan. Sie ist schon in Deutschland. Sie hat sich entschieden, Marie. Ich kann Kate nicht ihr ganzes Leben hinterherrennen. Siehst du nicht, was das mit mir macht? Ich kann das nicht. Kate hat sich entschieden und nun werden wir gemeinsam mit ihre Entscheidung leben müssen. Es gibt kein Zurück mehr. Und wie hast du dir das überhaupt vorgestellt? Dass ich in den nächsten Flieger steige und Kate zurückhole?“

„so in etwa, um ehrlich zu sein.“

„Dann wird es Zeit, dass du aus deiner Traumwelt aufwachst, Marie. Kate hat sich entschieden. Ich werde nicht versuchen, sie umzustimmen. Und überhaupt, weiß ich doch gar nicht, wo sie sich in Deutschland befindet.“

„Ach komm, dass wird ja wohl nicht allzu schwer herauszufinden sein!“

Chris schüttelte den Kopf. „Selbst wenn ich ihren Aufenthaltsort wüsste, würde ich sie nicht zurückholen. Es war ihre Entscheidung. Ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie bleibt. Aber sie ist nicht geblieben. Und nun ist es zu spät.  Ich bin kein kopflos verliebter Jugendlicher, Marie. Ich renne ihr nicht hinterher. Ich habe auch noch meinen Stolz.“

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