Kap. 14: Look what you did.

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„Es tut mir Leid, Mom“, flüsterte Kate, mit brüchiger Stimme. Sie bezweifelte, dass ihre Mutter es gehört hatte. Kate wusste nicht, wie lang sie am Ende so bei ihrer Mutter saß und ihr beim Weinen zusah. Sie fühlte sich so hilflos in diesem Moment, als würde all dass, was sie über die Jahre gelernt hatte, nichts nutzen, nicht in diesem Moment. Alles war unnütz. Denn sei würde es nicht verstehen können. Würde nie verstehen können, wie ihre Mutter sich in diesem Moment fühlte, als sie vor ihrer eigenen Tochter zusammenbrach. Es war ein Teil der perfekten Welt, in der wir als Babys hineingeboren worden sind, der zerbrach. Als hätte als das, was Kate bis jetzt erlabt hatte, nicht gereicht. Die perfekte Welt, wie wir sie sehen, wenn wir klein sind, zerbrach immer mehr. Hatte Risse an allen Ecken und Wänden. Eigentlich sind es unsere Eltern, die uns versuchen, vor diesem zu bewahren. Als Kate ihre Mutter so sah, weinend in diesem Krankenhaushemd, dass ihr so viel zu groß war, bezweifelte sie, dass es das je gab, eine perfekte Welt. Kate strich über den Rücken ihrer Mutter, die ganze Zeit, doch es kam ihr vor, als würde sie alles damit nur schlimmer machen. Als würde ihre Berührung ihre Mutter nur noch mehr brechen. Die Zeit schien beinahe still geblieben zu sein. Vielleicht war sie es auch. Für einige Sekunden. Doch dann hörte Kate wieder das Ticken der Uhr, die über dem Krankenhaus Bett ihrer Mutter hang und wusste, dass sie nicht stehen geblieben war. Auch wenn sie es eigentlich musste. Etwas musst doch anders sein. Es konnte einfach nicht alles so sein wie zuvor, wo doch jetzt alles anders war. Doch das war es nicht. Nun, zumindest nicht äußerlich. Es war egal, was Kate im inneren empfand, die Welt würde sich weiter drehen. Alles würde so bleiben wie es war, egal, was sich in ihrem Leben abspielte. Und nun wusste Kate auch, dass es Menschen gab, die es schlimmer getroffen hatte als sie selbst. Ihre Mutter war vermutlich eine von ihnen. Kate hätte nie geglaubt, dass ihre Mutter in einen solchen Gefühlschaos verwickelt war. Einfach, weil sie vielleicht gar nicht wahr haben wollte, dass in dem Leben ihrer Mutter etwas nicht glatt Laufen konnte. Selbst als ihr Vater sie vor Jahren verlassen hatte, hatte sie eben nur gesehen, dass er sie verlassen hatte, nicht ihre Mutter. Sie hatte sich nie wirklich gefragt, wie es ihrer Mutter dabei ging, dass ihr Mann sie verlassen hatte. Hatte die Fehler nur bei sich gesucht, hatte gedacht, dass sie an seinem Fortgehen schuld war. Aber ihr war nie in den Sinn gekommen, dass es einen anderen Grund geben könnte. Dass dieses Grund Matt sein könnte.

„es tut mir leid, Mom“, sagte Kate erneut, diesmal ein wenig lauter, „es tut mir leid, dass ich nie darum gekümmert habe, wie du dich gefühlt hast, als Dad dich verlassen hat.“

Kate hörte einen komischen Laut aus dem Mund ihrer Mutter kommen. Wahrscheinlich sollte es ein Lachen darstellen. Doch es klang nicht so. Da war zu viel Trauer in ihrer Stimme. Kate fragte sich, ob sie das nun immer hören würde, wenn ihre Mutter lachte. Die Trauer.  Sie stellte sich vor, wie es sein würde, nie wieder das herzerwärmende Lachen ihrer Mutter zu hören. Nie wieder.

„Kate, du warst 15 Jahre alt. Ich muss mich entschuldigen. Dass ich dich habe glauben lassen, dass die Schuld bei dir lag. Ich hätte es dir sagen sollen. Vielleicht nicht gleich. Aber ich hätte, in den 3 Jahren.“

Kate schüttelte den Kopf. „Hättest du nicht. Ich hätte mehr an dich denken sollen.“

Wieder huschte ein Schmunzeln über das Gesicht von Mrs. Harvington und es wirkte so fehl an dem von tränen bedeckten Gesicht. „Du hattest deine eigenen Probleme zu dieser Zeit, Kate. Du warst gerade dabei erwachsen zu werden und dein Vater ist von einem auf den anderen Tag aus deinem Leben verschwunden. Es war auch nicht leicht für dich Kate. Aber was war, können wir nicht ändern, ob wir es nun wollen oder nicht.“

„und was ist mit den letzten Monaten?“, wimmerte Kate, „hätte ich da nicht da sein sollen? Willst du mir sagen, dass das richtig war? Einfach abzuhauen? Weil ich nicht damit klar kam, dass du meine Beziehung mit Chris nicht akzeptiert hast? Du hättest mich gebraucht Mom. Du hättest mich gebraucht, als Dad wieder vor der Tür stand. Du hättest mich gebraucht, als du erfahren hattest, dass du schwanger warst. Gott, wer weiß, vielleicht, wenn ich da gewesen wäre, würdest du nicht einmal hier liegen.“

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