Kap. 16: Finally stop it.

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Es ist nicht einfach, bei einem Menschen zu sein, dem man so viel Leid zugefügt hat und ihm dann auch noch mit seinem eigenen Leid voll zu reden. Kate sah selbst, dass sie Marie dadurch nur noch mehr verletzte. Jedes Mal, wenn sie nur Chris in einem Satz einbrachte, sah sie, wie Marie zusammenzuckte. Kate tat es weh, ihre Freundin leiden zu sehen. Das wollte sie nicht. Das hatte sie nie gewollt. Deshalb hielt sie alles so kurz wie möglich, ging auf nichts so wirklich ein. Nur auf die Geschichte mit ihrer Mutter, ihrem Dad und Matt.

„Wie diene Mom hatte eine Affäre mit Matt?“, fragte Marie und riss ungläubig die Augen auf.

„Ja, kannst du das fassen? Dass war vor 3 Jahren, kurz bevor Dad verschwunden ist.“

„Oh.“

„Ja. Weißt du, was ich schlimm finde?“

„Was?“

„Dass ich irgendwie nie darüber nach gedacht habe, dass meine Mutter auch Probleme haben könnte. Ich meine, ich war so in meine vertieft, dass ich einfach nichts anderes sehen wollte.“

„Aber, Kate, wir sind Teenager. So sind wir nun mal. Wir sollten uns auch gar nicht um die Probleme unserer Eltern kümmern?“

„Warum fühlt es sich dann so an, als müsste ich das?“

Maire zuckte mit den Schultern. Sie waren nach oben in ihr Zimmer gegangen und lagen nun gemeinsam in dutzende Decken eigewickelt und mit jeder Menge Schokoladeneis vor ihnen auf ihrem Bett. Fast wie in alten Zeiten. Und doch auch irgendwie nicht. Da war noch dieses neue Gefühl zwischen ihnen, das Kate nicht recht deuten könnte. Es würde nie wieder so werden wie es mal war. Nie wieder.

„Wie geht es deiner Mutter überhaupt?“, fragte Marie nach einer Weile des Schweigens.

„Es geht. Sie ist ziemlich angeschlagen.“

Marie nickte verständnisvoll.

„Erzähl mal, wie läuft es zwischen dir und Kai?“, fragte Kate, in der Hoffnung, dies würde die Stimmung der beiden ein wenig heben. Doch Marie atmete nur laut aus.

„Ich weiß es nicht.“

„Wie du weißt nicht? Ihr seid doch noch zusammen, oder?“

„Das schon“, erwiderte Marie.

„aber?“, fragte Kate, als sie merkte, dass Marie nichts weiter sagen wollte.

„Kate, du weißt was das ‚aber‘ ist.“

„nein?“

„Ich empfinde noch etwas für Christian. Ist das nicht offensichtlich? Deshalb fühle ich mich auch immer so unwohl, wenn ich mit dir reden muss. Ich habe ihn gesehen, als ich neulich mal bei unserer alten Schule war. Er hat mir praktisch den Atem geraubt. Er hat kein bisschen seiner Wirkung auf mich verloren. Und Kai… Er liebt mich. Er hat es mir gesagt. Und ich dumme Kuh habe ihm gesagt, ich brauche noch Zeit. Weißt du, wie es sich anfühlt? Ich will ihn lieben. Aber ich kann nicht. Es funktioniert einfach nicht. Ich hänge noch zu sehr an Christian. Und ich hasse mich selbst dafür.“

„Nein, Marie sag das nicht… das wird schon alles wieder.“

„bist du dir da so sicher? Guck dich und Chris doch mal an! Ich habe noch nie ein Paar gesehen, dass sich mehr geliebt hat. Und doch ist es zwischen euch immer ein hin und her. Und sag mir jetzt nicht, dass du dich, bevor du hierhergekommen bist, nicht mi Chris gestritten hast. So traurig bist du nicht nur, weil deine Eltern eine tragische Vergangenheit haben.“

„Aber wir halten zusammen, Chris und ich.“

„Und wie lange wird das halten? Dieses zusammenhalten? Wenn es euch so viel Kraft kostet? Wie kannst du sagen, dass bei uns alles wieder okay wird, wenn wir uns nicht gegenseitig lieben, wenn es bei euch nicht einmal sicher ist?“, fragte Marie mit weit aufgerissenen Augen. Kate hätte ihr gerne irgendetwas geantwortet, doch es gab da nichts in ihrem Kopf, dass Marie auch nur irgendwie davon überzeugen würde, dass ihre Aussage nicht stimmte. Denn Kate hatte das Gefühl, dass sie selber daran zweifelte.

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