Braune Augen

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"Und da geht Jaxy gerade zum aller ersten Mal auf's Töpfchen! Sieht er mit seinem ganzem Babyspeck nicht süss aus? Wie ein Sumoringer, nicht wahr? Man glaubt fast Liliana hätte mich mit dem Michellin-Männchen betrogen!",prustet Jake."Und das da ist Jax in der Badewanne, mit seinem imaginären Freund. Wie hiess er noch gleich? Frizzels? Oder doch Frazz?",überlegt Jake laut."Frizzy. Er hiess Frizzy.", zischt Jax genervt. Die ganze Präsentation über vergräbt er sein Gesicht in seinen Hände. Frustriert schnauft er, zwischen durch bei einzelnen Kommentaren, heftig um seiner Wut Ausdruck zu verleihen. Zwar finde ich die Fotos von meinem Freund super süss, aber ich muss ihn unterstützen."Mr.Novoa-",setze ich an werde aber mit einem vielsagenden Blick von Jake unterbrochen,"Tut mir leid, ich meinte Jake. Ehm, wäre es vielleicht, ehm, im Bereich des, ehm, Möglichen die Präsentation, ehm, zu beenden?". Leicht verdattert sieht er mich an."Uhm, sicher natürlich aber,uhm, lass dir gesagt sein das, uhm, die besten Bilder erst noch gekommen wären.", willigt Jake, immer noch um Fassung ringend, ein."Das macht mir nichts aus, wirklich.", antworte ich ihm etwas zu frech.

"Emma!", sagt mein Vater mit viel Nachdruck und schaut mich bedeutend an. Ich weiss genau was er damit sagen will, es schallt schon durch meinen Kopf; 'Emma! Das ist respektlos! Entschuldige dich! Sofort!'. Doch nichts wird mich meine Worte bereuen lassen. Selbst Jax schaut mich erstaunt an. Anscheinend hat noch nie jemand Jake etwas nicht machen lassen. Kurz räuspert sich Jake um uns dann alle zu schocken.

"Mein lieber Scholli! Die hat ja Feuer! Lass sie dir nicht durch die Lappen gehen, Sohnemann. So eine wie sie, findest du nur einmal.", rät er seinem Sohn. Ich glaube die Gläser klirren gehört zu haben, weil meine Kinnlade bis auf den Tisch runter geklappt ist. Genau dann kam die hübsche Serviertochter mit unserem Essen. Sofort wurde auch der Wein eingeschenkt. Jake erhob sofort das Glas:"Auf Jax! Captain der Sharks, Sohn des Jahres und Liebhaber des Milleniums!", prostet er. Augenblicklich spüre ich wie warm meine Wangen werden und sehe meine Tomatenroten Wangen in der leicht verzerrten Spiegelung der Silberglocke über meinem Essen."Kleiner Scherz! Ich weiss das ihr nicht...",erklärt der Vater von Jax. "Dad!", zischt mein Liebster empört. Selbst mein Vater wirkt peinlich berührt, was bei ihm so gut wie unmöglich ist. "Ich meine ja nur das ihr jetzt in einem gewissen Alter seid, wo das durch aus zum wichtigen Thema wird. So etwas muss man halt ansprechen und vor allem wenn jetzt auch Francisco hier ist um seine Meinung zum Thema abzugeben.", doziert Jake als ob es das selbstverständlichste wär. Bei der Erwähnung seines Namens verschluckt sich mein Vater am Wein, von welchem er sich gerade einen grossen Schluck gönnte. Jax langt sich frustriert an die Stirn. Ich sauge zischend Luft durch meine Zähne und entferne die Silberglocke.

"Mhhm! Sieht das Essen nicht vorzüglich aus?", gebe ich etwas zu enthusiastisch von mir, in einem krampfhaften versuch das Thema zu wechseln. "Ja, du hast recht. Es riecht köstlich!",schliesst sich Jax mir schnell an. "Es sieht buchstäblich zum anbeissen aus.",fügt mein Vater hinzu, mit dem gescheiterten Versuch witzig zu sein. Jax und ich ringen uns ein müdes Lächeln ab, Jake jedoch kriegt sich gar nicht mehr ein. Zwischen den Lacher wischt er sich etwas aus dem Augenwinkel. "Seh-Seh-Sehen sie das? Das-Das sind La-La-Lachtränen!",presst er unverständlich zwischen durch raus. Das ganze Restaurant starrt uns schon an. Es wird schon wieder unangenehm. Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl hinter her und warte mit dem ganzen Restaurant zusammen, darauf das sich Mister Novoa wieder einkriegt, ausser vielleicht mein Vater, der sieht bloss seelenruhig zu wie sein grösster Fan ihm Tribut zollt. Nach weiteren unendlich lange wirkenden 20 Sekunden kommt er wieder runter und gibt das Letzte und den Lachanfall beendende Stöhnen von sich."Sie sind ein wahrer Komiker, Francisco.", sagt Jake etwas erschöpft,"Wie kommen sie auf diese unglaublichen Wortspiele?". "Keine Ahnung! Das ist mir einfach so in den Sinn gekommen.", antwortet mein Vater euphorisch. Zum ersten Mal seit langem weiss jemand seine Vaterwitze zu schätzen. "Das gibt's doch nicht! Einfach so?", gibt Jake fassungslos von sich.

So entsteht eine angeregte Unterhaltung zwischen den Vätern und bildet eine Art unsichtbaren Wall zwischen uns. Jax beugt sich leicht über den Tisch und nimmt eine meiner Hände in seine Hand. Verliebt blicken wir uns an.

Ich verliere mich. Ich verliere mich in seinen braunen Augen. Es sind nicht nur einfach braune Augen. Sie sind klar und hell. Immer dachte ich sie wären Schokoladenbraun, aber es trifft nicht ganz zu. Die Farbe erinnert eher an einen Schwarztee in dem man dem Beutel frisch rein getunkt hat. Klar und Warm. Ausserdem haben sie diesen Schimmer. Man denkt fast sie leuchten von Innen. Dann gibt es noch diese klare Abgrenzung. Aussen um die Iris ist ein dunkler Ring und ohne jeglichen Übergang werden sie einfach hellbraun. Einfach faszinierend. Ich könnte ein ganzes Leben damit verbringen ihn auf diese Distanz zu beobachten. Ihm einfach beim Atmen zusehen, seine fantastischen Augen betrachten und das sanfte Lächeln auf seinen Lippen bewundern.

Langsam finde ich wieder zurück aus seinen unendlichen Weiten und schaue ihn als ganzes an. Er schmunzelt leicht. "Was?", frage ich ihn leicht verwirrt. "An was hast du gerade gedacht?", fragt er sanft. "Ganz ehrlich? An nichts. Ich habe dir nur in die Augen gesehen und gemerkt wie schön sie eigentlich sind, dass ich eine ganze Ewigkeit dich einfach so verbringen könnte.", antworte ich ehrlich.

"Meine ordinären braunen Augen? Blau und Grün sind aussergewöhnlich und spektakulär, Braun ist einfach gewöhnlich und uninteressant.", gibt er scherzhaft zurück mit einer leichten Neid. "Das ist nicht wahr. Nur weil in Bücher die blauen und grünen Augen so gepriesen werden, heisst das nicht das braune Augen langweilig sind." protestiere ich zaghaft.

"Weisst du Jax, dass wenn Sonnenlicht in deine Augen fällt sie dann Golden aussehen? Das sie fast schon funkeln wenn sie wässrig werden? Dass du sie einen Schimmer bekommen, wann immer du mich ansiehst? Dass sie aus irgend einem Grund, wirken als ob sie von Innen aus leuchten? Deine Augen sind nicht langweilig.", erkläre ich ihm verträumt. Er blickt mich mit seinem Halblächeln an. Dieses Lächeln das er immer hat wenn er er glücklich ist darüber was ihm sein Gesprächspartner sagt aber immer noch ganz Aufmerksam zuhört und deshalb sein Lächeln auf halber Strecke feststeckt. Es sieht so aus als ob er seine Zähne auf der Unterlippe ruhen lassen möchte. Seine Mundwinkel sind dann hoch gezogen und die Grübchen nur angedeutet. Es sieht so unschuldig aus. Ich liebe es. Ich liebe ihn.

"Emma Alonso, ich liebe dich.", posaunt Jax mit fester Überzeugung und Ehrlichkeit. Vergebens versuche ich ein dümmliches Grinsen zu unterdrücken.

"Ach, junge Liebe! Nicht wahr Cisco?", kommentier Jax's Vater. "Da will man glatt nochmal Teenager sein, stimmt's Jako?", erwidert nun mein Dad. Wir haben gar nicht mitbekommen, dass sie sich wieder uns zugewendet haben. "Cisco? Jako?", fragt Jax verwirrt. "Iss jetzt! Dein Essen wird noch kalt, du auch Emma.", schmettert Jako das Thema ab. Eingeschüchtert gehorchen wir sofort. Jax gibt noch ein kleinlautes "Ja, Sir." von sich. Scheint eine alte Gewohnheit von ihm zu sein.

Die Stimmung hat ins unbehagliche gekippt, sogar mein Vater hat das bemerkt. Schweigend beginnen wir zu essen. "Das Essen schmeckt vorzüglich.", versucht Jake die Stimmung vergeblich wieder aufzulockern. Ich schenke ihm ein gezwungenes Lächeln. Der Abend war offiziell gelaufen.

„ABGEBROCHEN"The Love Goes On ~Jemma~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt