7 Morde in Bayern

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Diese Geschichte lässt niemanden kalt: Hinterkaifeck, das Synonym für ungelöste Meuchelmorde. In der oberbayerischen Einöde Hinterkaifeck zwischen den Dörfern Gröbern und Laag wurden 1922 alle sechs Bewohner des Bauernhofs brutal mit einer Hacke erschlagen.

Bis heute ist der Mordfall ungeklärt. Die Ermittlungsakten sind seit 1955 geschlossen, doch in den Köpfen der Menschen spukt die Schicksalsnacht auch nach 87 Jahren umher. Bücher wurden geschrieben, Filme gedreht, Theaterstücke inszeniert - das Publikum scheint nicht genug zu bekommen von dem mysteriösen Mordfall.

Nur eine Familie würde den ewigen Spuk um Hinterkaifeck gerne beenden. "Es ist nie a Ruh, nie a Ruh", schimpft Regina Weichselbaumer. Die 85-Jährige ist die Tochter von Lorenz Schlittenbauer, jenem Bauern, den viele Einheimische und andere vermeintliche Experten als den Mörder ansehen.

Es war die Nacht vom Freitag, 31. März 1922. Zuerst tötete der Mörder im Stall das Ehepaar Andreas und Cäcilia Gruber, dann Tochter Viktoria Gabriel, 35, und Enkelin Cilli, 7. Danach ging der Täter ins Haus und erschlug die Magd Maria Baumgartner. Auch den schlafenden zweijährigen Josef im Stubenwagen verschonte er nicht.

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Diesen Stoff hat Regisseurin Esther Gronenborn zu einem Film verarbeitet, am Donnerstag kommt "Hinter Kaifeck" in die Kinos. Der Verleih bezeichnet den Streifen als "Mystery-Thriller an der Grenze zwischen Realität und Fiktion". Für die Schlittenbauers war die Geschichte jedoch stets ein realer Albtraum - obwohl sie erst nach der Mordnacht geboren wurden. Auf keinen Fall wollen sie ein aktuelles Foto von sich in der Zeitung sehen. "Irgendwann muss mal Ruhe sein", sagt Regina Weichselbaumer.

Dorf Ihr Vater Lorenz Schlittenbauer war 1922 der "Ortsführer" des Dorfes Gröbern, das 500 Meter von Hinterkaifeck entfernt ist. Der "Perterbauer" galt als tüchtig und hilfsbereit. Eine Respektsperson. Das änderte sich, nachdem er mit zwei anderen Bauern die sechs Leichen fand, vier Tage nach der Tat, am 4. April. Schlittenbauer wurde schnell verdächtigt, weil er eine Liebesaffäre mit der getöteten Viktoria hatte - und diese wiederum von ihrem Vater missbraucht wurde.

Die Polizei konnte Schlittenbauer zwar nie etwas nachweisen. Doch der Makel blieb an ihm hängen, bis er 1941 starb. Schlimmer noch: In der Spargelbauregion rund um die drei Einöden Ober-, Unter- und Hinterkaifeck mussten seine Kinder unter dem Verdacht leiden.

Am meisten betroffen waren die Söhne Lorenz und Alois. Schon als junger Schreinerlehrling wurde Alois auf Montage von einem Kunden zurückgewiesen: "Der kommt mir hier nicht rein, den will ich nicht sehen." Auch Regina wurde als Mädchen oft geschnitten: "Wir wollen uns doch nicht erschlagen lassen", hieß es etwa. "Einmal hat uns der Pfarrer nach der Schule angeboten, uns nach Hause zu begleiten", berichtet Regina Weichselbaumer. "Unterwegs hat er dann versucht, uns ganz unauffällig auszuhorchen."

1949 wurden die Schlittenbauers überfallen und ausgeraubt. Die Nachbarin giftete nur: "Das war die Rache für Hinterkaifeck." Alois Schlittenbauer ärgert sich noch heute, wenn er in seinem Dorf Baar-Ebenhausen zum Kartenspielen ins Wirtshaus geht und von einigen Siebengescheiten mit den Worten "Ah, da kommt der Sohn vom Hinterkaifecker Mörder" begrüßt wird.

Lorenz Schlittenbauer wusste, wie sehr seine Kinder wegen ihm leiden mussten. "Manchmal hat er geweint und gesagt, ich weiß nicht, warum mir keiner glaubt", berichtet Sohn Alois. Er ist überzuegt, dass sein Vater nicht der Mörder war: "Er war vom Krieg 30 Prozent beschädigt, hatte keine Zähne mehr und schweres Asthma." Sein Vater habe tagein, tagaus nur gehustet, "wegen der Schnauferei hat er keine schwere Arbeit mehr machen können, wie soll der sechs Leute erschlagen?"

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