Kapitel 53

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Ich zog Chris ins Bad und stellte ihn mit Klamotten unter die Dusche. "Du hast 2 Möglichkeiten: 1. Du duscht dich freiwillig und ich geh solange aus dem Bad oder die harte Tour und ich helfe dir." Ich hoffte das er sich für Variante eins entschied, denn ich hatte eigentlich keine Lust darauf meinen kleinen Bruder auszuziehen und ihn duschen zu müssen. Chris schaute mich etwas verpeilt an und zog sich dann das Shirt über den Kopf. Als ich seinen Oberkörper sah bekam ich einen Schreck. Ich verließ das Badezimmer und schloss die Tür hinter mir während ich immer noch das Bild von Chris vor Augen hatte. Tief durchatmend lehnte ich mich an die Wand. Chris war komplett abgemagert. Seine Rippen waren deutlich zu sehen und seine Muskeln verschwunden. "Andreas?", hörte ich nach ein paar Minuten Chris mit leiser und trauriger Stimme rufen. Ich schüttelte kurz den Kopf und ging wieder ins Bad. Chris stand mit einem Handtuch bekleidet vorm Spiegel. In der Hand hatte er seinen Rasierer, doch diese zitterte so stark, das er sich nur selbst verletzt hätte. "Gib her", sagte ich beim näherkommen, nahm ihm den Rasierapparat vorsichtig aus der Hand und stellte mich vor ihn. "Ich mach das okay?" Er nickte kurz und versuchte sich zu entspannen.
Nachdem der Bart endlich weg war sah ich zum ersten Mal wie schlimm es um meinen kleinen Bruder stand. Die eingefallenen Augen waren mir natürlich schon aufgefallen, doch als ich sein komplettes Gesicht sah kam der nächste Schock. Woher er die Kraft gehabt hatte sein Zimmer so zuzurichten wusste ich nicht. Es wunderte mich das er überhaupt noch stehen konnte. Vorsichtig schloss ich Chris in meine Arme und drückte ihn fest. "Ok Planänderung. Wir lassen das Laufen erstmal und peppen dich wieder auf ", sagte ich als wir uns voneinander lösten. "Ich...", begann Chris, doch ich unterbrach ihn. "Keine Ausreden. Du bist viel zu schwach zum Laufen. Du musst erst wieder etwas zu Kräften kommen." "Na gut. Aber es bringt doch eh nichts", sagte er mit hängenden Kopf. Ich legte einen Arm um seine Schultern und führte ihn in sein Zimmer zurück. Dort warf ich ihm ein paar Klamotten zu. Sie hingen lose an seinem Körper herunter und ich bemerkte den nächsten Stich in meinem Herz. Es war wirklich höchste Zeit etwas zu tun.
Nachdem ich Nudeln mit Soße gekocht hatte setzten wir uns gemeinsam auf die Couch. Chris wollte zwar das ich ihm endlich von meiner Idee erzählte, doch vorher sollte er etwas essen. Was er auch tat. Ungefähr 8 Gabeln. Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute ihn skeptisch an, doch sagte nichts. Immerhin hatte er überhaupt was gegessen. Er schaute mich mit einem Blick an den ich nicht ganz deuten konnte. Erwartung, Hoffnung, aber vor allem Schmerz lagen in seinen Augen. "Also ich... ich sag dir gleich das das auch komplett nach hinten losgehen könnte", sagte ich. "Sag einfach", meinte Chris kraftlos und ich begann zu erzählen.

Wie Eine Begegnung Mein Leben Veränderte...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt