Kapitel 37

241 16 34
                                    

Dann geht alles ganz schnell. Mr Gordon reagiert ohne weiter Fragen zu stellen. Er springt von seinem Platz auf und sie wechseln einen kurzen Blick. Mr Smith nickt und dann fängt Mr Gordon an in seinem Pult zu suchen und zieht einen roten Kasten hervor. Im selben Moment schließt sich Ashtons Hand feste um mein Handgelenk und er zieht mich zwischen den Tischen nach vorne und dann rennt er den beiden jungen Lehrern hinterher, die durch die Flure hetzen. Mr Smith führt unsere kleine Gruppe an und schiebt sich ohne wirklich Rücksicht zu nehmen an diversen Schülern vorbei hinaus auf den Hof.

Ein ungutes Gefühl überkommt mich, als ich sehe, wie mein Biolehrer über den Hof hinter das Naturwissenschaftliche Gebäude in eine dunkle Ecke rennt.

„Hier", keucht Mr Smith und verlangsamt seine Schritte.

Ashton schiebt die Lehrer unsanft auseinander und mir dreht sich der Magen um. Mein Atem stockt und ich würge. Sofort schlingen sich zwei Arme um mich und Ashton drückt mich an seine warme Brust.

„Nicht hinschauen", nuschelt er sanft.

„Ihr solltet nicht hier sein", sagt auch Mr Gordon und geht an uns vorbei.

„Er ist mein Freund!", schluchze ich und drehe mich von Ashton weg und zurück zu Michael.

Meine Augen wandern den reglosen Körper meines Freundes ab, über den sich schon die Lehrer beugen und anfangen an ihm zu arbeiten. Mr Smith schnappt sich sein blutiges Handgelenk und presst den Mittel- und Zeigefinger darauf.

Michael liegt inmitten vom Laub und ein paar alten Zigarettenpackungen, total in sich zusammengerollt, aber er zeigt absolut keine Reaktion.

„Puls ist da und normal", meldet sich Mr Smith.

„Gut", erklärt auch Mr Gordon und beginnt Michael abzutasten.

„Es geht ihm gut... Alles wird gut", versucht Ashton mich zu beruhigen und streicht mir die Tränen von den Wangen. Ich ziehe meinen Kopf von ihm weg und stelle mich langsam und schniefend neben Mr Gordon. Der schiebt gerade Michaels Shirt hoch und legt eine klaffende, blutende Wunde frei. Mir kommt wieder alles hoch und meine wackligen Knie geben endlich nach. Ich sinke neben meinem Mathelehrer in die Knie und wische mir über die Augen.

„Mikey", wispere ich leise und lege meine Hand an seine Wange. Er regt sich kein bisschen und ich bekomme Angst. Mein Herz pumpt das Blut so schnell durch meinen Körper, dass ich es in meinen Ohren rauschen hören kann, der Geruch von Blut mit dem Gestank hier hinter dem Gebäude vermischt sich immer mehr in meiner Nase und nur noch am Rand nehme ich wahr, wie Mr Smith seine Stimme erhebt.

„Ashton! Nimm sofort Olivia hier weg!", bellt er das Kommando heraus.

„Nein!", protestiere ich schwach und schaue auf Michael. Sein Gesicht ist schmutzig von der Erde, ein Buchenblatt klebt an seiner Stirn und darunter sieht man das dunkle Blut herausfließen.

Der Würgereiz setzt erneut ein, mein Kopf scheint zu schwimmen und ich habe keine Kraft mich gegen Ashtons sanften Griff zu wehren. Er zieht mich auf meine wackligen Beine, aber ich will nicht von Michael weggehen.

„Bring sie ins Krankenzimmer. Wir kommen sofort nach", kann ich gerade noch so Mr Smiths Stimme aus dem Rauschen in meinen Ohren raushören.

„Atmen, Liv... Ein und aus... Bitte!", fleht Ashton mich an und ich blinzle. Ich blinzle und blinzle aber meine Sicht wird nicht besser. Komische bunte Muster breiten sich in meinem Blickfeld aus und dann werde ich nach vorne gerissen. Ich stolpere nach vorne und dann knallt mir die Sonne entgegen.

„Tief durchatmen!", befiehlt Ashton erneut und ich sauge tief die frische Luft in meine Lungen. Sie füllen sich und ich schließe für einen Moment die Augen. Sofort fühle ich wie Ash mich festhält. Meine Knie sind noch wacklig, aber so langsam kehre ich wieder zu mir selbst zurück. Das Rauschen hört auf und ich kann jetzt endlich Ashtons Schritten folgen. Meine Sicht wird wieder normal, aber ich laufe ihm dennoch einfach blind hinterher und vertraue ihm.

Highschool Nightmare - Michael Clifford FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt