Kapitel 21

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Kapitel 21

Der nächste Tag verläuft richtig schleppend. Der Unterricht ist ätzend und irgendwie hab ich nicht so gute Laune und mein Seite tut heute echt weh. Zum Glück sind Luke, Ashton und Michael absolute Schätze und tragen mir meine Tasche, wann immer sie können. Aber irgendwie ist es auch ein bisschen komisch...
Beim Essen tippt Ashton mich dann an und schaut mich mit riesen großen, bettelnden Augen an.
„Ja?", frage ich ein bisschen unsicher.
„Hast du nach der Schule Zeit?", fragt er lieb.
„Uhhh... Wofür?"
„Würdest du zum Sportplatz runterkommen?", fragt Ash mich. Ich lege den Kopf schief.
„Und ihr beide auch?", schaltet sich auf einmal Calum ein. Ich wende meinen Blick zu ihm und sehe, dass er Michael und Luke anschaut.
„Und warum sollten wir das?", fragt Luke und nimmt einen Schluck von seinem Apfelsaft.
„Weil wir heute ein Probetraining für die Fußballmannschaft haben?", fragt Ash dann und meine Augen werden groß.
„Wirklich? Der Coach lässt euch noch mitten im Jahr einsteigen?", frage ich und freue mich wirklich für meine Freunde. Ich weiß, dass ich Ashton gesagt habe, dass er es probieren und mal nachfragen soll, aber ich hab eigentlich eher erwartet, dass der Coach ihm sagt, dass es nicht mehr geht und die Mannschaft schon feststeht.
„Ja! Also zumindest dürfen wir einmal mitmachen und er bewertet uns dann", grinst Calum breit zu uns rüber und seine Augen glitzern richtig. Das macht mich direkt noch glücklicher und ich hebe meinen Kakaokarton an und in die Mitte zwischen uns alle.
„Dann lasst uns mal darauf anstoßen!", lache ich und dann stoßen wir tatsächlich an.
„Jetzt schon mal viel Glück für später", grinst Luke dann und klopft Calum leicht auf die Schulter.
„Also ihr kommt alle, ja?", fragt Ash und wir nicken.
„Klar", füge ich noch an und er gibt mir sofort einen dankbaren Kuss auf die Wange.

Zwei Stunden später kommen Michael und ich zusammen aus dem Bioraum raus und ich weiß gar nicht mehr wieso, aber irgendwann haben sich in Bio wieder einfach unsere Hände gefunden und wir haben sie seitdem nicht losgelassen – auch wenn es so ziemlich umständlich war unsere Sachen zusammen zu packen, aber irgendwie hat das geklappt.
„Meinst du Calum und Ashton schaffen es in die Mannschaft?", fragt Michael mich leise.
„Calum bestimmt... Hast du ihn mal spielen sehen?", gebe ich zurück und füge dann aber noch mit einem Schulterzucken an: „Bei Ash habe ich absolut keine Ahnung, wie gut er ist."
„Keinen blassen Schimmer. Ich habe Calum nur vor ein paar Jahren mal beim Fußball gesehen, aber das heißt ja gar nichts...", meint Michael ebenfalls und schubst mit der freien Hand für uns die Tür auf, damit wir auf den Hof rausgehen können.

„Awww... Darf Michael jetzt ein Mädchen anfassen?! Ist das nicht süüüüüüüß! Pass auf, dass du dich nicht bei ihm ansteckst!", brüllt jemand rüber und ich zucke zusammen. Michael schrumpft sofort ein bisschen und löst eilig seine Hand von mir.
„Deine Dummheitsbakterien und deine Hässlichkeit hast du bestimmt schon auf sie übertragen, Clifford, also kannst du sie auch weiter anfassen", ich drehe mich um und da steht wieder einer von den Jungs vom letzten Mal und neben ihm diesmal ein blonder Junge, den ich auch nur vom Sehen kenne.
„Die war schon vorher verseucht...", grinst der Braunhaarige fies rüber und sie kommen auf uns zu.
„Michael, lass uns schnell zum Platz rennen", wispere ich und greife nach seinem Arm. Ich ziehe an ihm, aber Michael bewegt sich keinen Millimeter. Er starrt einfach nur auf den Boden vor seinen Füßen.
„Ooooh... Will sie dich retten, Mikey-Baby?", höhnt der Blonde und ich springe einen Schritt beiseite, sobald er seinen Arm anhebt. Er quittiert das mit einem schallenden Lachen und dann tätschelt er Michaels Wange.
„Hast dir eine wohl doch nicht so tapfere Freundin gesucht, hm?"
„L-Lass sie da raus", kann ich Michael leise nuscheln hören.
„Wieso sollte ich?"
„Bitte."
„Ich überlege es mir", grinst der Blonde dreckig und spuckt Michael dann an. Ich verziehe das Gesicht und ein angeekelter Laut entkommt mir. Sofort schaut der Blonde zu mir rüber und sein kalter Blick lässt mich auch praktisch steif werden.
„Na, Prinzessin? Was macht so eine Hübsche wie du mit ihm?", fragt er und kommt mit zwei Schritten zu mir und bleibt praktisch direkt vor mir stehen. Ich starre ihm einfach nur in seine hypnotisierenden dunkelblauen Augen und schlucke hart.
„Urgh", sofort schaffe ich es den Blick zu lösen und schaue an ihm vorbei und sehe, wie Michael sich krümmt und seinen Bauch hält.
„Hast auch mal mehr ausgehalten, Clifford", brummt der Braunhaarige unzufrieden und tritt Michael an der Schulter, damit er umkippt. Michael landet auf dem staubigen Boden und ich will zu ihm laufen, aber ein Arm fängt mich ab.
„Lass den Loser doch Dreck fressen. Er hat es nicht anders verdient... Du aber hast was viel Besseres verdient...", meine Augen fliegen wieder zu dem Blonden, der mich jetzt mit einem kräftigen Griff um meinen Bauch davon abhält zu Michael zu rennen und mich gleichzeitig zu ihm zieht.
„Ey! Lass das Mädchen los, du Vollidiot!"
Ich drehe mich um und direkt vor mir steht Jake. Mit einem steinernen Gesichtsausdruck schubst er den blonden Kerl von mir weg und baut sich vor ihm zu voller Größe auf. Jake ist ziemlich groß, aber auch ziemlich schlaksig, sodass er eigentlich nur halb so furchteinflößend wirkt, wie er es könnte... zumindest im Gegenzug zu dem Blonden, der zwar kleiner, aber muskulöser ist.
„Warum sollte ich, Jake?", schnappt der Blonde genervt zurück.
„Weil sie zu Ashton gehört, du Pfosten", grummelt Jake, schubst ihn nochmal und schenkt ihm wieder einen bösen Blick: „Wenn ich dich nochmal bei ihr sehe, dann sage ich es ihm, also verschwinde."
Etwas langsam dreht sich der Blonde weg und geht schließlich. Er pfeift seinen Freund wortwörtlich zu sich und sie ziehen zusammen ab.
„Hat Matt dich irgendwie angefasst?", fragt Jake mich und sein Gesicht wird sofort um einiges sanfter.
Ich schüttle den Kopf und drehe mich schnell zu Michael, der noch immer im Staub liegt.
„Mikey", rutscht es mir ganz automatisch über die Lippen und ich sinke neben meinem Freund in die Knie. Er stöhnt einmal auf und ich lege meine Hand auf seinen Rücken. Er rollt sich zu mir und ich ziehe seinen Kopf auf meinen Schoß.
„Was ist mit ihm passiert?", fragt Jake und sitzt auf einmal neben mir.
„Was denkst du wohl?", frage ich gereizt und streiche Michael die Haare aus dem Gesicht, um zu sehen, ob er da irgendwelche Verletzungen hat. Zum Glück kann ich nichts erkennen und spüre und sehe stattdessen, wie Michael sich beruhigt und entspannt.
„Gut, dass ich vorbeigelaufen bin...", murmelt Jake und lächelt Michael halbherzig an: „Kann ich dir irgendwie helfen?"
„Nein", grummelt Michael und versucht sich langsam aufzusetzen. Ich helfe ihm dabei und er reibt sich über die linke Schulter. Besorgt schaue ich ihm dabei zu, wie er sich danach den Staub abklopft und tief durchatmet. Plötzlich hören wir jemanden was brüllen und ich erkenne den kleinen Aufschrei sofort und mache mich auf viel mehr gefasst. Innerhalb von Sekunden rast jemand auf uns zu und wirft sich neben mir in den Staub. Ich werde in zwei starke Arme gezogen und atme tief den beruhigenden Duft von meinem Zwillingsbruder ein.
„Sorry... Sorry! Ich bin so schnell hergerannt, wie ich konnte...", damit löst sich Luke wieder etwas von mir und zieht auch Michael in eine innige Umarmung. Michael zuckt zusammen und ein unschöner Laut entkommt ihm. Sofort macht sich Luke von ihm los und mustert ihn besorgt. Michael reibt sich wieder über die Schulter und Luke murmelt ihm eine Entschuldigung zu.
„Es tut mir so leid... Mein Lehrer wollte noch unbedingt mit mir reden und... und..."
„Ist okay, Luke", grummelt Michael und schaut zu mir: „Mit Liv ist alles in Ordnung."
„Ja... Matt hat sie nur geschnappt, sonst hat er nichts gemacht", mischt sich plötzlich Jake wieder ein und es scheint, dass Luke ihn erst jetzt bemerkt.
„Uhhh...", macht Luke und schaut an dem großen, schlanken Jungen, der wieder neben uns steht, auf, bis er an seinem Gesicht ankommt.
„Jake, ich bin ein Freund von Ashton", stellt Jake sich mit einem breiten Lächeln vor.
„Hi... uhm... ich bin Luke", sagt mein Bruder einfach nur und einen Moment schauen sie sich noch an, dann bricht Michael die Stille, indem er versucht aufzustehen. Luke hilft ihm gleich und auch ich stehe auf.
„Also... geht ihr jetzt auch zu Ashtons Training?", fragt Jake.
„Hatten wir vor, ja", bestätige ich.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Michael sich wieder über die Schulter reibt und ich drehe mich zu ihm. Ich lege meine Hand auf seinen Arm und wische ein bisschen von dem Dreck ab, der an ihm klebt.
„Vielleicht sollten wir dich erstmal saubermachen?", frage ich ihn mit einem sanften Lächeln. Er erwidert es mit einem leichten nicken.
„Ich helfe Michael dabei... Du kannst gerne schon zu Ash gehen", wirft Luke plötzlich ein und wendet sich an Jake: „Du nimmst sie bestimmt mit, oder?"
„Klaro. Ehrensache... Außerdem wollte ich dort eh nicht alleine sitzen", grinst Jake meinen Bruder an. Ich will protestieren und sagen, dass ich mit ihnen mitkommen will, aber Luke schüttelt den Kopf: „Wir gehen nur kurz aufs Klo."
„Aber-", ich will was sagen, aber Jake fängt schallend an zu Lachen.
„Lass sie, oder willst du mit ihnen aufs Jungenklo?"
Das bringt Michael und mich dazu uns mit einem ziemlich ertappten Blick anzuschauen, aber zum Glück bemerkt das nur Luke, weil Jake noch viel zu sehr mit lachen beschäftigt ist.
„Setzt euch irgendwohin, wo wir euch gut finden. Bis gleich", lächelt Luke leicht und zieht Michael dann mit sich mit.

Highschool Nightmare - Michael Clifford FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt