Kapitel 38

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Ich fahre kurz nach Hause, weil meine Mutter will, dass ich mich ein bisschen ausruhe. Aber bis abends nerve ich meine Eltern so oft, dass sie zustimmen und Jack mich nochmal ins Krankenhaus fahren darf. Ich sitze einfach neben Michael, halte seine Hand und wir reden leise.
Nicht über das, was passiert ist, sondern einfach über alles andere, was uns einfällt. Wir beide wissen, dass wir das Thema nicht lange meiden können, aber noch will ich ihn schonen. Als die Besuchszeit um ist, kommt eine Schwester hinein und sagt mir, dass ich mich verabschieden soll. Ich gebe Michael einen langen, sanften Kuss und er erwidert ihn schwach. Dann wünsche ich ihm eine Gute Nacht. Er hat ein paar Schmerzmittel bekommen, die ihn müde gemacht haben, und ich wollte schon eine halbe Stunde vorher gehen, aber er hat gebeten, dass ich bleibe, bis ich wirklich gehen muss.

Im Flur hat Jack mich kurz angelächelt, aber wir haben nicht mehr geredet.

Der Freitag vergeht unspektakulär. Jack und Luke müssen in die Schule, Mum und Dad gehen arbeiten und ich mache mir einen gemütlichen Vormittag mit Ben vor dem Fernseher.

Er fragt mich einmal, ob ich wüsste, was passiert ist, aber mein Kopfschütteln reicht ihm als Antwort und er spricht mich nicht wieder auf Michael an.

Der schreibt mir mittags eine kurze Nachricht, dass er wieder zuhause ist, aber er ist wohl so fertig und seine Mutter so besorgt, dass ich lieber nicht vorbeikommen sollte.

Erst am Sonntag schreibt er mir, Luke und Calum eine SMS, dass ihm langweilig ist und er was mit uns machen will. Weil er mit seinen Krücken noch nicht wirklich sicher unterwegs ist und auch schnell fertig ist, beschließen wir zu ihm zu fahren. Luke und ich schnappen uns unsere Fahrräder und fahren zu Michael rüber. Es dauert gar nicht so lange, aber wir warten vor Michaels Haustür noch einen Moment auf Calum. Der kommt dann auch schon von der anderen Seite die Straße angeradelt und winkt uns schon vom weitem. Dann springt er ab und wir schieben unsere Räder durch das kleine Törchen in den Vorgarten hinein.

„Wartet, ich frage, wo wir sie ablegen können", meine ich und Luke nimmt mir auch schon mein Fahrrad ab. Ich laufe die wenigen Stufen an die Haustür hoch und klingle kurz. Es dauert einen Moment, aber dann macht mir Mrs Clifford auf.

„Ach hallo! Michael hat mir gar nicht gesagt, dass du kommst", meint sie und will mich schon reinlassen, aber ich deute mit dem Daumen über die Schulter.
„Calum und Luke sind auch dabei... Wo könnten wir denn unsere Fahrräder abstellen?", frage ich. Sie schaut an mir vorbei und Calum winkt ihr freundlich, aber Luke kann nur Lächeln.

„Folgt dem Weg nebens Haus. Stellt sie einfach auf die kleine Terrasse", meint Mrs Clifford.

„Ist gut. Dann kommen wir gleich nach, Liv", meint Luke und sie beginnen die Fahrräder zu schieben. Ich schaue ihm dankbar nach und folge Mrs Clifford ins Haus.

„Du weißt, wo sein Zimmer ist?"

Ich nicke und sie geht wieder in eins der anderen Zimmer. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen hinaus und laufe dann die Treppe nach oben. Ich gehe an Mikeys Zimmertür und klopfe zuerst nur leise an.

„Ja?"


„Hey, ich bins", meine ich leise und mache die Tür auf. Er drückt kurz etwas auf dem Controller und schaut mich dann breit lächelnd an. Er streckt seine Arme nach mir aus und ich laufe zu ihm rüber und setze mich an seine Bettkante. Er setzt sich noch ein bisschen mehr auf und umarmt mich so gut es eben geht.

Ich streiche ihm über den Rücken und er japst nach Luft.

„Oh Gott! Entschuldige!", sage ich sofort und löse mich von ihm. Er bringt ein tapferes Lächeln über die Lippen und lehnt sich dann langsam wieder in seinem Bett zurück. Er schließt kurz die Augen und wackelt ein bisschen mit dem verbundenen Bein herum.
„Soll ich dir ein Kissen geben? Zum Hochlegen?", frage ich ihn.
„Das wär cool", grinst er unbeholfen und ich stehe gleich auf und schnappe mir eins von den kleinen Kissen neben seinem Kopf und hebe dann vorsichtig sein Bein an. Ich lege es auf dem Kissen ab und setze mich dann wieder neben seinen Oberkörper. Er schlingt den gesunden Arm um meine Hüfte und zieht mich ein bisschen näher.

Highschool Nightmare - Michael Clifford FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt