10. Kapitel

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Felicias P.O.V:

Ich hatte es tatsächlich gesagt. Bei Paul hatte es über ein halbes Jahr gebraucht und bei Marco lediglich 6 mickrige Wochen. Ängstlich schaute ich ihn an. War das zu voreilig? Zu überstürzt? Aber so war es nun mal. Ich liebe ihn und das wurde mir just in dieser Sekunde klar. Er schaute mich verwundert an. Seine grünen Augen mit den braunen Akzenten ließen meine nicht aus den Augen. Okay, wollte er mich auf die Folter spannen oder war er noch nicht soweit? Ich hätte einfach meine Klappe halten sollen. Ich wendete meinen Blick von ihm ab und probierte mich aus seinem Handgriff zu lösen. Ich setzte an, etwas zu sagen, doch Marco unterbrach mich: "Mensch Felicia, ich wollte dir das zuerst sagen". Sein schiefes Grinsen tauchte wieder auf seinem Gesicht auf und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht unterdrücken. "Tja Herr Reus, Sie können nicht in allem der erste sein", antwortete ich ausdruckslos und er schüttelte grinsend den Kopf: "Du hast es mir voll vermiest".

Ich wusste nicht genau, was ich darauf antworten sollte. Eigentlich hatte ich mir erhofft, dass er mir ebenso seine Liebe gestand, aber es kam nichts. Stumm lächelte ich ihn an und wand mich aus seinen Armen. Er schaute mich irritiert an, aber nach so einer "Abweisung" war mir nicht nach Kuscheln. Vielleicht übertreibe ich, aber ich hätte mir nun mal eine andere Reaktion gewünscht. Ein "Ich liebe dich auch" oder sowas, aber es kam nichts. Immer noch nicht.

Marco schloß sein Auto auf und ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. Was ein Tag. Meine Eltern hatten sich mehr als daneben benommen und ich habe meinem Freund, mit dem ich gerade mal seit 6 Wochen zusammen war, meine Liebe gestanden und er hatte nichts ernsthaftes darauf erwidert. Ich merkte, wie er mich skeptisch von der Seite musterte. Klar, ich strahlte wahrscheinlich nicht gerade die Freude in Person aus, aber er musste mich auch nicht so anschauen. Nicht mit diesem besorgten Blick.
"Alles okay, Süße"?, fragte mich mein Freund und beugte sich zu mir rüber.
"Alles super, mir geht's nur gerade nicht so. Ich glaube, ich habe das Eis nicht so vertragen", log ich und hoffte, dass er es nicht bemerkte. Doch Marco machte mir sofort einen Strich durch die Rechnung.
"Du weißt schon, dass ich erkenne, wenn du lügst, oder? Also was belastet dich wirklich"?.
Lügen oder die Wahrheit sagen? Ich wollte ihm nicht die Wahrheit sagen. Ich musste definitiv an meinen Lügen-Fähigkeiten arbeiten, sonst würde mir das immer alles versauen.

"Ich will nicht drüber sprechen, Marco. Kannst du mich nach Hause fahren? Du hast doch eh noch Training", murmelte ich ohne in seine besorgten Augen zu schauen. Merkte er denn nicht, dass es daran lag? An seiner Antwort? Er nickte und startete den Motor. Supi, das lief ja wie geschmiert mit uns. Ich dachte eigentlich, dass die Harmonie zwischen uns länger halten würde.
Während der ganzen Autofahrt lief das Radio und Marco summte ab und zu mit, während er meinen Wohnblock ansteuerte. Ich schaute nur gelangweilt aus dem Fenster. Ich musste ihn doch verstehen. Ich hatte ihn total überrumpelt und war viel zu voreilig. Kein Wunder, warum er es nicht erwidert hatte. Ihn traf doch keine Schuld.

Tatsächlich waren wir nach einer Viertelstunde vor meiner Wohnung angekommen. Marco schaltete den Motor ab und drehte seinen Kopf zu mir. Ich kaute ununterbrochen auf meiner Unterlippe, was ich immer machte, wenn ich angespannt war. "Hast du heute Abend Zeit, Felicia"?, fragte er lächelnd und ich traute mich endlich, ihm in seine Augen zu schauen. Fehler! Sofort hatte er mich wieder in seinen Bann gezogen und ich wusste nicht, wieso ich gerade geschmollt hatte. Also nickte ich leicht und sein schiefes, alltägliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus: "Ich hole dich um 19 Uhr ab, Liebes." "Okay", murmelte ich und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Ich sollte nicht vergessen, worum es sich gerade handelte. Ich habe ihm das Liebesgeständnis gemacht und meine Gefühle aufgetischt und er hatte nichts darauf erwiedert. Ich wiederholte mich nur. Ich sollte einfach aussteigen. Ein letztes Mal lächelte ich meinen Freund leicht an, ehe ich sein Auto verließ und den Aufstieg zu meiner Wohnung antrat.

In der Wohnung angekommen schrie ich durchs ganze Haus "Bin wieder da", woraufhin Sarah sofort mit Julian an der Backe aus dem Wohnzimmer stürmte und mich freudestrahlend empfang: "Wie war's"?. "Ach, ich weiß gerade nicht, was schlimmer war. Mein einseitiges Liebesgeständnis an Marco oder das Aufführen meiner Eltern".
Sarahs Augen weiteten sich und Julian zog fragend seine Augenbrauen nach oben. "Du hast ihm 'Ich liebe dich' gesagt", fragte mich Sarah leise. Rede ich Chinesisch?"Joa, aber mehr als 'Ich wollte dir das zuerst sagen' kam nicht". "Ach Feli, vielleicht ist er noch nicht soweit", murmelte Sarah, während sie mich an ihre Brust drückte. Julian wollte mich nun auch "trösten" und nahm mich in den Arm: "Ich bin mir sicher, dass er dir das ebenfalls bald sagen wird, Feli. Marco hat echt starke Gefühle für dich". Hmmmm, na dann.

"Und was war mit deinen Eltern"?, äußerte sich nun meine beste Freundin. "Ich will gerade nicht drüber sprechen. Sie haben sich nur mehr als peinlich benommen und sich quer gestellt". Sarah murmelte irgendwas und ich trottete in mein Zimmer und ließ mich frontal auf mein Bett fallen. Genervt drückte ich mir mein Kissen auf den Kopf, um mir nicht das Gerede von Sarah, Ben und Julian anzuhören, die darüber spekulierten, was meine Eltern wohl alles gebracht hatten. Hatten die nichts anderes zu tun?

***

Ich wurde durch zärtliche Küsse an meiner Wange geweckt. Jemand strich mir sanft durchs Haar und flüsterte mir ins Ohr, dass ich aufstehen soll. Genervt stöhnte ich auf und öffnete meine Augen. Ein Paar grün-brauner Augen strahlte mich an: "Du bist so süß, wenn du schläfst". Ich schaute ihn nur verschlafen an: "Was machst du hier"?. "Wir waren verabredet, schon vergessen"?. "Können wir einfach liegen bleiben, Marco? Ich bin müde und". "Nein, heute nicht. Ich habe noch was mit dir vor". Verdutzt sah ich ihn an. "Schau mich nicht so an, Felicia". Ich grummelte und raffte mich auf. Was hatte er denn vor? Der Tag war schon ruiniert und jetzt konnte ich nicht mal in Ruhe schlafen und vor mich hin vegetieren.


***
Was hat Marco wohl vor? Und was denkt ihr über Felicias einseitiges Liebesgeständnis? Wenn es euch gefallen hat, lasst mir gerne ein Vote und/oder ein Kommentar da. Bis zum nächsten Teil <3


Meine Nummer 11 (Fortsetzung von Die Nummer 11)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt