33. Kapitel

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Die nächsten zwei Monate vergingen wie im Flug. Mein Bauch wuchs von Tag zu Tag immer mehr und ich hatte langsam das Gefühl, ein Elefantenbaby in mir auszutragen, aber das war vermutlich normal. Zumindest meinte das Marco, der ja so viel Erfahrung mit Schwangerschaften hatte. Nicht. Zwischen Marco und mir konnte es nicht harmonischer laufen. Neben dem ständigen Sex, der dank meines anhaltenden Lustempfindens täglich stattfinden konnte, dem abendlichen kuscheln und der Harmonie zwischen uns beiden hatten Streit und Diskussionen wenig Zeit. Klar, ich war oft gestresst und auch genervt, aber Marco brachte mich immer wieder zur Ruhe und gab im Zweifelsfall auch nach, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Und heute, heute war es soweit. Heute würden wir zum Arzt gehen. Wir würden heute das Geschlecht unseres Babys erfahren. Ich hatte lange überlegt, ob ich das Geschlecht wirklich wissen wollte, oder ob ich mich lieber überraschen wollte. Marco hingegen wollte es unbedingt wissen. Er hoffte auf einen "Klein-Marco" und ich auf eine "Klein-Felicia". Noch so ein Marco und ich könnte mich gar nicht mehr durchsetzen. Dann würde ich endgültig mein Zepter an Marco übergeben und das war das letzte, was ich wollte. Ich wollte hier das Sagen haben.
Der Termin war um 16:00 Uhr. Ich hatte also noch 3h Zeit. Während ich Wasser für den Tee aufsetzte, holte Sarah die Zimtschnecken aus dem Ofen und bestrich sie mit einer Zuckerglasur. Ja, wir beide begannen langsam, die Kunst des Backens zu erlernen, was an ein Wunder grenzte.
Keine 20min später saßen wir auf der Couch, tranken Tee und probierten unser Meisterwerk.
"Sarah"?, murmelte ich.
"Mhm", brachte sie hervor, während sie in ihre Zimtschnecke biss.
"Ich bin nervös", sagte ich und zeigte auf meine zittrigen Hände.
"Vollkommen normal, Liebes. Du bekommst gleich gesagt, was für ein Geschlecht dein Baby hat und das ist ein großer Schritt. Du näherst dich der Ziellinie".
Ich nickte und schlürfte an meinem Tee. Ich hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss umdrehte und schaute zu Sarah:" Na viele können es nicht sein. Nicht jeder hat einen Schlüssel für deine Wohnung"
Ich hörte Stimmen und keine 5min später standen Julian und Marco in der Türschwelle. Grinsend schaute Julian zu mir und Sarah, wie wir mampfend auf dem Sofa saßen, Tee schlürften und in Zimtschnecken baßen.
Fröhlich winkte Sarah Julian zu und er lächelte sie glücklich an. Marcos Miene war eher bedrückt. Fragend schaute ich ihn an, doch er zwang sich ein Lächeln auf. Er wusste doch, dass ich merkte, wenn was war und es war was. Das strahlte er aus.
"Marco, was ist los"?, fragte ich nüchtern durch den Raum. Erneut dieses aufgezwungene Lächeln. Ich zog meine Augenbrauen hoch und er stöhnte genervt auf. Julian und Sarah wechselten sich fragwürdige Blicke zu und gingen dann in die Küche, damit wir in Ruhe reden konnten.
Marco stand immer noch im Türrahmen und ich starrte ihn an. Er sagte nichts. Stand da schweigend.
"Was hast du verbrochen"?, stöhnte ich genervt.
"Nichts, ich bin einfach nicht gut gelaunt",  sagte er entnervt.
"Das wird sich gleich ändern- wir erfahren gleich das Geschlecht unseres Babys", sagte ich vergnügt.
"Darum geht es", ertönte es von der anderen Seite des Raumes.
"Wie bitte?!"
"Ich kann nicht mit", murmelte er.
"Weil?!" Wut stieg in mir auf. Was sollte das denn jetzt?
"Ich muss zu einem wichtigen Termin von der Arbeit"
"Und das wusstest du nicht vorher?! Mann Marco! Das ist heute so verdammt wichtig für mich! Auch für dich. Wir wissen endlich, was es werden wird und können das Zimmer planen"
"Es kam nun mal dazwischen. Es ist mein Job und der ist nun mal wichtig. Sowohl für mich als auch für dich!"
Ich probierte wirklich, ruhig zu bleiben und ihn zu verstehen. Doch es fiel mir schwer. Ich konnte mich in dem Moment einfach nicht zurückhalten. Es ging hier schließlich um so einen wichtigen Termin. Er wusste, wie sehr ich mich auf den heutigen Tag gefreut hatte und das war das einzige, was mich momentan nervte. Ich konnte ihn nicht verstehen.
Wütend schaute ich ihn also an: "Du wusstest, wie wichtig mir der Tag ist. Du bist Profifussballer, da kann man auch mal Termine verschieben"
Seine Stirn verspannte sich und Wut breitete sich in ihm aus: "Komm mal runter, der Termin ist ganz spontan und ich muss dahin! Du kannst dich doch auch alleine über das Geschlecht informieren"

Mir platzte gleich der Kragen. Entgeistert stand ich auf, schüttelte den Kopf und lief wortlos an ihm vorbei. Erst jetzt realisierte er, wie hart seine Worte geklungen haben und ein "Felicia, warte!" schallte durch das Haus. Aufgebracht zog ich mir meine Schuhe an, krallte mir meine Tasche und die Schlüssel von Marcos Audi. Mit Schwung öffnete ich die Haustür und schleuderte sie mit aller Kraft zu. Was erlaubte er sich eigentlich, wie er mit mir sprach?! Ich probierte wirklich, ihn zu verstehen, aber ich scheiterte ununterbrochen daran. Ich schloss das Auto auf, katapultierte meine Tasche auf den Beifahrersitz und startete den Motor. Wie lange bin ich dieses Auto schon nicht mehr gefahren? Tage? Wochen? Monate? Aber ich liebte es.

Mit quietschenden Reifen fuhr ich das Prachtstück aus der Einfahrt, bog auf die Straße vor unserem Haus und fuhr davon. Weit weg von Marco. Weit weg von seiner unerträglichen Laune und weit weg von diesem Streit, der mich schon wieder zum heulen brachte.

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Sorry Leute, seid mir nicht böse, aber ein bisschen Stress muss einfach sein, sonst wäre es ja langweilig. Wie denkt ihr geht es weiter? Hinterlasst mir gerne ein Vote oder ein Kommentar 😊

Meine Nummer 11 (Fortsetzung von Die Nummer 11)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt