30. Kapitel

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Nach dem Essen hatte ich mich auf die Couch gepflanzt und begann, Skripte für die Uni zu lesen. Marco war so lieb gewesen und hatte den Tisch abgeräumt, weil ich wieder Schmerzen hatte. Wie soll man diese Schmerzen bitte 9 Monate aushalten? Und was ich mich auch immer fragte war, wie ich mein Baby aus mir bekommen sollte? Vor der Geburt hatte ich die meiste Angst, neben der Angst dass Marco mich verlassen würde. Ich hatte wahnsinnige Angst davor, alleine mit dem Baby dazustehen.
Während ich also mein Skript für die Uni las, setzte Marco sich neben mich und schaute neugierig in mein Skript. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm, zog meine Augenbrauen nach oben und schaute ihn fragend an. "Was schaust du denn so, Prinzessin? Ich möchte wissen, was du so für deine Bildung machst" Das klang so ironisch, das hätte sogar jemand erkannt, der keine Ironie erkennt. Ich fing an zu lachen und drückte ihm das Skript in die Hand: "Du kannst das gerne für mich lesen, Schatz, aber nur wenn du auch Notizen an den Rand machst". Belustigt schaute er mich an, nahm mein Skript an und legte es dann langsam auf den Glastisch und legte seine Hände auf meine Taille: "Wir können auch ganz andere Sachen für deine Bildung machen", raunte er mir ins Ohr und zog mich langsam zu sich. Ich ließ mich auf seinen Schoß ziehen und küsste ihn. Er probierte, während wir uns küssten, mein Shirt auszuziehen, doch ich schüttelte den Kopf: "Jetzt nicht, Liebling". Er verdrehte genervt die Augen: "Prinzessin, was ist los. Seit über einer Woche hast du keine Lust mehr auf Sex". Ich wendete meinen Blick von ihm ab und kletterte von seinem Schoß: "Ich..". "Warum nicht? Erkläre es mir? Hast du keine Lust mehr auf mich?" "Das ist absurd, Marco", murmelte ich. "Mehr als küssen ist bei dir nicht mehr drinnen. Sobald ich dich nur annähernd ausziehen möchte, blockst du ab".
"Ja, weil ich keinen Sex möchte", flüsterte ich. "Früher konntest du nie genug von mir kriegen und wolltest mehrmals täglich und jetzt Funkstille" Ich konnte es ihm nicht erklären. Ich wollte nicht. Ich wollte nicht. Wegen dem Baby. Weil ich mich unwohl fühlte und weil es mir einfach nicht gut ging. Das hatte rein gar nichts mit meiner Liebe zu ihm zu tun.
Aus seinem besorgten Blick wurde ein leicht genervter: "Felicia, du musst mit mir reden. Belastet dich irgendwas oder was ist los"? Ich zuckte einfach nur mit den Schultern. Ich hatte jetzt keinen Nerv dafür.
Mit einem lauten genervten Seufzer stand er auf und lief mit schnellen Schritten aus dem Wohnzimmer. Das hatte ich jetzt davon. Er war sauer und ich hasste es, wenn Marco sauer war. Immer schaffte er es, dass ich mich schuldig fühlte und mich letztendlich für etwas entschuldigte, was mir nicht leid tat. Liebe eben...

Doch heute war es anders. Sein Verhalten nervte mich. So konnte er sich mir gegenüber einfach nicht verhalten! Ich meine, nur weil ich momentan nicht in der Stimmung für Sex war. Das konnte doch mal passieren. Mit lauten Schritten stampfte ich die Treppen zu unserem Schlafzimmer hoch und öffnete hastig die Tür. Marco war jedoch nicht in dem Zimmer. Genervt schnaufte ich auf. Ich eilte genervt und mit Wut geladen in sein Fitnesszimmer, welches sich im Keller befand.
"Marco", rief ich wütend während ich die Tür öffnete. Er war auf dem Boden und machte hastig Liegestütze- das machte er immer, wenn er sauer oder genervt war. "Was willst du?", motzte er, ohne seine Übungen zu unterbrechen. "Ich lass nicht so mit mir reden", schrie ich und ich merkte, wie sein Kopf immer roter wurde und er unterbrach mit einem lauten genervten Ausatmen seine Übungen und schaute mich finster an. Geschwitzt sah er echt heiß aus, vor allem weil er ein eng anliegendes Shirt an hatte.
"Felicia, ich habe gerade echt kein Bock auf dich. Lass mich einfach mal in Ruhe"
"Genau das meine ich, Marco", erwiderte ich mit lauter und fester Stimme. Er war anscheinend überrascht, dass ich so sauer war, denn er zog irritiert die Augenbrauen hoch.
"Du möchtest wissen, wieso ich kein Sex haben möchte?! Denk doch mal scharf nach! Ich bin 20 Jahre alt und ich trage ein Kind in mir aus, wofür ich mich nicht bereit fühle! Dieses Kind raubt mir meine kompletten Nerven! Ich bin selbst noch ein Kind, wie soll ich dann selbst eins aufziehen?! Ich fühle mich fett und hässlich, weil ich zunehme, Pickel bekomme und launisch bin! Ich habe nichts! Keinen Job, kein eigenständiges Geld und keine abgeschlossene Ausbildung abgesehen von meinem Abitur. Meine Eltern legen mir Steine in den Weg, verurteilen mich, weil ich jetzt schwanger bin! Du weißt, ich liebe dich über alles, aber du musst mich auch verstehen. Ich kann einfach keinen Sex haben, wenn ich mich selbst so ekelig finde und ich das Gefühl habe, dass mich alle Menschen für dieses Kind verurteilen". Mir stiegen Tränen in die Augen und ich schluchzte vor mich hin, während Marco mich einfach nur mit offenem Mund anschaute. Er stand da, stocksteif und schaute mich an.

Zwischen uns lagen mindestens drei Meter Abstand und ich stand hier. Wie ein Häufchen Elend. Heulte vor mich hin und das einzige, was Marco machte, war mich anstarren. Er schaffte es nicht mal, mich in den Arm zu nehmen und mich zu drücken.

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Ich rieche eine Krise. Was sagt ihr dazu? Wird bald alles wieder gut? Danke für eure Unterstützung und hoffentlich gefällt euch das Kapitel

Meine Nummer 11 (Fortsetzung von Die Nummer 11)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt