35. Kapitel

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Felicias P.O.V:


Gedankenverloren raste ich durch die Straßen. Was war denn bloß wichtiger als dieser Termin mit mir? Seit Wochen fieberte ich auf diesen Tag. Ich wollte es endlich wissen. Ich wollte wissen, was für ein Geschlecht mein Baby hat. Ich wollte mir einen schönen Namen aussuchen, Klamotten kaufen und das Zimmer einrichten. Ich hatte genau einen Plan, wie ich was gestalten wollte. Ich war richtig drinnen in meiner zukünftigen Rolle als Mutter. Endlich hatte ich mich darauf gefreut, ein Kind zu bekommen und endlich konnte ich mich damit abfinden, dass ich schon so früh Mutter wurde. All die Sorgen, die ich hatten, waren auf einmal so klein und die Glücksgefühle überwiegten.

Ich schaute kurz auf das Amaturenbrett und das eingebaute Navi in dem Audi. Die Uhr zeigte 14:00 Uhr. Ich hatte noch zwei Stunden Zeit, bis ich zum Termin musste. Zwei Stunden und in denen konnte und wollte ich einfach nicht zurück. Es machte mich fertig, dass ich so gereizt war und dass man mich so schnell auf die Palme bringen konnte. Eigentlich wollte Marco doch nur das Beste für uns. Er musste dahin wegen seinem Job, von dem unter anderem meien Zukunft abhing. Die Zukunft unseres Babys. Aber auf der anderen Seite konnte ich sein Verhalten nicht nachvollziehen. Ich meine, er war ein "Star", ein Profifußballer. Wenn nicht er den Termin verschieben konnte, wer sollte es dann können. Er hatte das Sagen in dem Verein. Er stand für den BvB. Man verband den BvB mit ihm. Aber gut. Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen.

Als ich an einer roten Ampel stand, schaute ich kurz auf mein Handy, welches auf dem Beifahrersitz lag. Es ist vermutlich vorhin aus meiner Tasche gefallen. Ich drückte auf den Knopf, um es zu entsperren, aber es rührte sich nichts. Die Batterieanzeige leuchtete rot auf. Jetzt war also auch noch mein Handy leer. Sowas passierte mir tatsächlich fast nie, aber in dem ganzen Stress hatte ich vermutlich ganz vergessen, noch mein Handy aufzuladen oder zumindest ein Kabel für das Auto miteinzupacken. Die Ampel wurde grün und ich drückte aufs Gaspedal. Automatisch steuerte ich meinen Frauenarzt an und keine 30 min später befand ich mich bereits in dem Wartezimmer, welches mit Babyfotos ausgestattet war. Als ich hier so saß, erfasste mich schon wieder ein Schleier von Traurigkeit. So gerne wäre ich hier zusammen mit Marco gewesen. Hätte seine Hand gehalten, mich von ihm beruhigen lassen, aber stattdessen saß ich hier alleine. Ohne ihn.

Zu meiner Freude wurde ich tatsächlich früher drangenommen und ich ging mit ängstlichen Schritten in das Behandlungszimmer. Meine Ärztin kam mir freudestrahlend entgegen: "Heute ist der große Tag. Schon aufgeregt"? Ich nickte und probierte meine Traurigkeit mit einem Lächeln zu überspielen. "Wo ist denn Ihr Freund, Felicia? Heute nicht von der Partie?" Sie lächelte mich fröhlich an und ich schüttelte mit einem gespielten Lächeln den Kopf: "Ihm kam was dazwischen", murmelte ich. "Das ist aber schade, gerade bei so einem wichtigen Tag"

Danke, dass sie das nochmal untermauern musste. Hilft mir wirklich weiter. Ich legte mich auf die  Liege und sie schmierte meinen Bauch mit dem Ultraschallgele ein. Gespannt sahen wir beide auf den Bildschirm. Um ehrlich zu sein, erkannte ich da tatsächlich gar nichts. Nach einigen Minuten schaute mich meine Frauenärztin mit mehr als strahlenden Augen an. "Sehen Sie das hier, Felicia"? Ich schaute auf den Bildschirm. Man erkannte neben dem einen Fötus noch etwas anderes, aber ich konnte einfach nicht sagen, was das darstellen sollte. Ich schüttelte irritiert den Kopf und schaute sie verwirrt an."Sie sind wirklich von Gott gesegnet" Ich zog meine Augenbrauen hoch und schaute sie immer noch fragend an. "Na, kommen Sie schon, Felicia, Sie bekommen tatsächlich Zwillinge"

Ich glaube, ich werd nicht mehr. Ich bekomme Zwillinge. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht. Zwillinge, das bedeutete doppelte Arbeit, mehr Geld, mehr Zeit, doppelte Möbel, aber es bedeutete auch zwei Kinder. Zwei kleine Menschen, die ich mit Marco groß ziehen würde. Ich lächelte sie an und mein Herz schlug vor Aufregung schneller. Egal, wie ich es in einigen Monaten deuten würde, gerade jetzt freute ich mich darüber. Zwillinge. Ich strahlte wie ein Hongikuchenpferd und sie drückte quiekend meine Hand: "Und sehen Sie das hier? Sie bekommen sowohl einen Jungen als auch ein Mädchen" Meine Hormone gingen mit mir durch und ich fing an zu heulen. In der Sekunde dachte ich nicht an den Streit mit Marco, an die Zukunft oder an irgendwas. Ich dachte einfach nur an meine Babys. An meinen Jungen und an mein Mädchen. Sowohl eine Felicia als auch ein Marco. Tränen floßen über mein Gesicht und ich lächelte meine Ärztin freudestrahlend an. Meine Hormone gingen tatsächlich mit mir durch. Bei sowas hätte ich früher nie geweint, aber es berührte mich so sehr. So sehr, dass ich weinen musste, weil ich mich so freute.

Nachdem die Frauenärztin mir einige Ultraschallbilder ausgedruckt hatte, ging ich überglücklich aus der Praxis und setzte mich in den Audi. Zwillinge und das mit 20. Wer hätte das gedacht, dass ich gleich bei meiner ersten Schwangerschaft zwei kleine Menschen gebären würde? Freudestrahlend verstaute ich die Bilder in meiner Tasche und starrte den Motor. Total verträumt fuhr ich über den Parkplatz und bog auf die Linksabbiegerspur. Meine Ampel leuchtete gerade grün, also drückte ich das Pedal durch. Kurz bevor ich mich jedoch auf der Kreuzung befand, schaute ich nochmal nach links und sah ein Auto auf mich zurasen. Niemals hatte der Typ grün, wenn ich auch grün hatte. Ich probierte zu bremsen, aber ehe ich mich versah, hörte ich einen lauten Knall und um mich rum wurde alles schwarz.


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Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich habe einfach mal runtergeschrieben und mir gar nicht so wirklich Gedanken gemacht, was als nächstes passieren wird. Was denkt ihr so? Wenn es euch gefallen hat, hinterlasst mir gerne wieder Feedback oder ein Vote da :)



Meine Nummer 11 (Fortsetzung von Die Nummer 11)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt