7. Kapitel

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Hallo Schätzchen, wir sind gerade in Frankfurt gelandet und wollten dir mitteilen, dass es uns gut geht und wir heile angekommen sind. Dein Vater und ich wollten dich in den nächsten Tagen mal in Dortmund besuchen kommen. Es gibt bestimmt viel zu erzählen. Ruf mich morgen mal an. In Liebe, Mama


Grandiose Nachrichten. Das heißt, ich hatte vielleicht noch 48 Stunden, bis ich meine Eltern wiedersehen würde. Sie wussten nichts von Marco, nichts von der Trennung von Paul, nichts über Erik. Ich wusste nicht, wie sie darauf reagieren würden. Soweit ich mich erinnern konnte, konnte mein Vater Marco nicht leiden.

*Flashback*

"Mäuschen, es gibt Essen", rief meine Mutter. Ich begab mich ins Wohnzimmer und starrte auf das Essen. Rotkohl mit Kartoffeln und einem Braten. Nicht unbedingt mein Lieblingsgericht, aber so spielt das Leben. Mein Bruder pflanzte sich gegenüber von mir auf den Stuhl und starrte auf den riesen Fernseher, der an unserer Wand hing. Unser Wohnzimmer war damals mit unserem Esszimmer verbunden. Ich schaute ihn fragend an. "Lebst du auf einem anderen Planeten, Feli? Heute kommt das Championsleague Finale. Der BVB gegen FC Bayern München." Ach, stimmt. Da hatte ich wohl was vergessen. Ich starrte neugierig auf den Fernseher. Die meisten Spieler sahen gar nicht so schlecht aus. Die Kamera filmte alle Spieler einzelnd und bei einigen stieß mir ein "Uff, der ist aber heiß" aus meinem Mund, worauf ich giftige Blicke von meinem Bruder und meinem Vater zugeworfen bekommen hatte. "Wie heißen die alle, Sven"?, fragte ich meinen Bruder neugierig. "Kannst du nicht Ben oder Paul bei sowas fragen"?, antwortete er genervt. Sven war 2 Jahre älter als ich, also zu diesem Zeitpunkt um die 21. Ich starrte erneut auf den Bildschirm. Ein Kerl mit blonden Haaren und blau-grünen Augen wurde gezeigt und ich zog sofort die Luft ein. Der war heiß. Definitiv nicht mein Beuteschema, aber Holla, die Waldfee. War ja wieder klar, dass bei uns im Dorf nur Gesichtskretschen rumliefen und solche Hotties nicht in freier Wildbahn zu finden waren.

"Wer ist der Kerl mit den blonden Haaren? Die Nummer 11 glaube ich?". Mittlerweile war das Spiel im Gange und wir hatten das Essen beendet. Ich starrte gepannt auf ihn. Er zog mich an. Sven warf mir tödliche Blicke zu und mein Vater schnaubte genervt: "Marco Reus". Aha, okay. Noch nie von dem gehört, aber das ändert sich jetzt. "Ein richtig arroganter Schnösel und der hellste ist er auch nicht", lästerte mein Bruder und ich schwieg. "Ich finde, dass er eigentlich ganz lieb aussieht", sagte ich gelassen. "Du hast doch keine Ahnung, Feli. Das ist ein Dummschwätzer und nicht mal einen richtigen Abschluss hat er", sagte mein Varer.
Warum wird er darauf reduziert? Er hat mehr erreicht als andere und der Schulabschluss sagt doch nichts über die Persönlichkeit eines Menschen aus?!
*Flashback Ende*

Das war vor über einem Jahr. Dass ich mich dann nicht an Marco erinnern konnte, war ungewöhnlich, aber nach diesem Abend bin ich kurze Zeit später mit Ben und Sarah nach Dortmund gezogen und habe mit Paul eine Fernbeziehung geführt. Sven ist zuhause wohnen geblieben und meine Eltern haben mit ihrer Weltreise begonnen, als ich anfing zu studieren.
Mein Vater und mein Bruder mochten Marco nicht. Zumindest den, den sie aus dem Fernsehen kannten. Aber das könnte sich ja noch ändern.

Marco holte mich zurück in die Realität, in dem er mir einen Kuss auf die Wange aufdrückte und mir etwas zuflüsterte: "Was ist los, Süße?"
"Meine Eltern sind wieder da. Sie kommen in den nächsten Tagen nach Dortmund", beantwortete ich seine Frage emotionslos. Sarahs Augen wurde größer und sie starrte mich an.
"Wissen sie das..."?, stammelte Sarah, während ich mit dem Kopf schüttelte. Marcos Blick ruhte auf mir und er strich mir sanft eine Haarsträhne weg, während ich mich an ihn lehnte.
"Ich würde deine Eltern gerne kennenlernen", sagte Marco und ich nickte stumm. Ich sah es schon kommen. Das Familiendilemma. Meine Mutter würde Marco über alles lieben, mein Vater hält ihn immer noch für einen Dummschwätzer und würde ihm wahrscheinlich keine richtige Chance geben. Ach und Sven, zu dem konnte ich eh nichts sagen. Er konnte meine Freunde fast nie leiden. Beschützer-Instinkt und sowas würde er jetzt wieder sagen.

"Ich frage sie mal. Bisher wissen sie nicht mal, dass ich mit dir zusammen bin", flüsterte ich in sein Ohr. Er nickte und lächelte mich warm an: "Du musst meine schließlich auch noch kennenlernen". Seine Eltern waren aber hoffentlich nicht so voreingenommen wie meine Eltern, sonst würde das kein gemütlicher Kaffeeklatsch werden.

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Ein etwas kürzeres Kapitel, aber im nächsten Kapitel kommen Felis Eltern nach Dortmund. Werden sie Marco kennenlernen? Was werden sie sagen?
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Meine Nummer 11 (Fortsetzung von Die Nummer 11)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt