O2

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Im Hotelzimmer empfing mich mein Zimmergenosse mit einem schälen Blick.

„Na, wie war's?" Oh Gott, machte er mich jetzt ehrlich wegen so was eine Szene? „Gut," antwortete ich nur und zog meine Jacke aus.

„Ganz ehrlich Zayn, musste das sein?" Ich seufzte innerlich. Bitte Liam, kein Psycho lass uns vernünftig redenStress. Darauf hatte ich jetzt echt keine Bock. „Hast du ein Problem damit?"

Trotzig sah ich ihm in die umwerfenden zartbitterschokoladenfarbenen Augen. Klingt vielleicht kitschig ist aber wahr. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Liam's Augen, mehr nicht.

„Nicht direkt," sagte er ausweichend. Nicht direkt? Was sollte das denn heißen? „Indirekt?", hakte ich verstimmt nach. „Ich find's eben nicht gut für dein Immage."

Mein Immage? Hatte er sie noch alle? War ich nicht irgendwie der Badboy der Gruppe? In dem Fall passte das doch perfekt zu meinem Immage. Und vorher hatte es ihn doch auch nie gestört. Das ganze hier pisste mich langsam echt an. „Hat dich doch nicht zu interessieren, was ich mache." Ich verschränkte die Arme.

„Ich bin eben...besorgt um dich, okay?" Liam verschränkte ebenfalls die Arme.

„Warum denn?", rief ich aufgebracht. „Was geht es dich an, wenn ich meinen Spaß habe? Nur weil du schon so eingerostet mit deiner ach so tollen Freundin bist, dass du wahrscheinlich bald nur noch hier rumsitzt, kein Mädchen mehr ansiehst und rumsülzt, wie ein geisteskranker alter Knacker!"

Ich weiß auch nicht, warum ich so überreagierte, wirklich nicht. Aber im Augenblick tat es einfach nur gut mal eine Runde rumzubrüllen.

Liams Gesicht war weiß geworden. „Sag mal spinnst du? Was greifst du denn auf einmal Danielle an, die hat doch mit dir gar nichts zu tun. Was hoffentlich auch so bleibt! Der Einzige der hier ein Problem hat bist du, weil du viel zu verstockt bist!"

Damit drehte er sich um, griff nach seiner Jacke und knallte die Tür hinter sich zu. Wütend trat ich gegen das Sofa. Ja gut, ich gebe es zu, es ist alles meine Schuld und so weiter. Aber was machte er mich auch so blöd an.

Mein Liebesleben (wenn man es denn überhaupt so nennen konnte) war allein meine Sache und da hatte sich verdammt noch mal keiner einzumischen. Frustriert holte ich ein Bogen Papier und einen Bleistift heraus und begann zu zeichnen. Klingt vielleicht blöd, aber Zeichnen beruhigte mich immer.

Als ich fertig war, stellte ich fest, dass ich ein Porträt von Liam gemalt hatte, mit einer besonders detailgetreuen Darstellung seiner Augen. Oh du Hölle!

Am, nächsten Morgen sprachen Liam und ich kein Wort. Stumm packten wir unsere Sachen und trafen uns mit den Anderen unten in der Empfangshalle. Mir war klar, dass ich mich entschuldigen musste (warum musste es auch immer ich sein, der zu weit ging?).

Müde rieb ich mir die Augen. Ich hatte letzte Nacht kaum ein Auge zu getan. Harry und Louis im Raum nebenan waren einfach zu laut gewesen. Auch jetzt hingen sie schon wieder aneinander wie zwei Kletten. Obwohl Louis eine Freundin hatte machten sie keinen Hel daraus, dass sie sich mehr als nur mochten.

„Morgen Leute," grüßte Niall uns verschlafen. Ich nickte ihm zu und Liam beachtete ihn gar nicht. „Was ist denn mit dem los?", fragte der Blonde perplex.

Ich zog es vor darauf nicht zu antworten, sondern wandte mich unserem Pärchen zu, dass sich gerade irgendetwas ungemein Wichtiges ins Ohr flüsterte. „Könntet ihr heute Nacht bitte leiser sein?"

Die beiden sprengten auseinander und Harry guckte mich verwirrt an. „Man hört euch sogar durch Wände," grinste ich. Louis wuschelte Harry durch die Locken. „Ich hab doch gesagt, du sollst leiser sein Harold. Andere Menschen wollen Nachts nämlich schlafen," belehrte er ihn. Ich musste lachen, während Harry sich zu dem kleineren umdrehte. „Und das sagst du mir erst jetzt?", fragte er gespielt entsetzt.

Von irgendwo her kamen die Klänge von I'll be there for you von The Rembrandts (http://www.youtube.com/watch?v=ptQREKSWPMI&feature=related). Wir schauten uns an und begannen ganz spontan eine kleine Tanzeinlage.

Ich mag vielleicht manchmal etwas still und erwachsen wirken, aber eigentlich liebe ich es mit den Jungs rumzualbern und Scheiße zu bauen. Wozu lebte man denn sonst?

Als wir geendet hatten bekamen wir spöttischen Beifall von Niall und ein drängendes „Leute wir müssen los" von Liam. Warum musste er nur immer so scheiß bodenständig sein?

„Wir kommen ja schon," rief Harry genervt, strahlte Louis noch mal kurz an und schnappte sich seinen Koffer. Wir taten es ihm nach und saßen keine zehn Minuten später im Kleinbus. Wir hatten uns einstimmig gegen eine Limousine entschieden, viel zu auffällig und protzig, wenn ihr mich fragt.

„Hey Li," fing ich an und hatte dabei noch gar keine Ahnung, was ich weiter sagen sollte. „Hm?" Er blickte kurz auf. „Tut mir Leid...wegen gestern und so ich...ich hab überreagiert und...ja," schloss ich und fühlte mich wie ein Idiot.

Er lächelte schwach. „Schon gut," meinte er müde. So Jemanden wie Liam als Freund habe ich überhaupt nicht verdient. Eigentlich hat das Keiner, nicht mal Danielle die ja auch ach so perfekt ist. Nein ich habe nichts gegen sie, aber von Liam wird sie so unglaublich dargestellt, wie Superwoman oder so.

Womit ich wieder beim Thema Negatives an Beziehung wäre. Ich legte Liam kurz eine Hand auf die Schulter, dann stöpselte ich meinen iPod ein und versuchte so gut es ging zu schlafen.

„LOU!" Erschreckt fuhr ich hoch. Louis hatte angefangen Harry auszukitzeln und der arme Lockenkopf konnte ich nicht wehren. Ich beschloss einzugreifen und hielt Louis Hand fest. „Hey das ist unfair," maulte er. „Schlaf weiter!"

Ich grinste und zwinkerte Harry zu. „Du darfst." Das ließ sich unser Jüngster nicht zweimal sagen und stürzte sich auf Louis um ihn nun seinerseits durchzukitzeln. Ich lachte und wartete zwei Minuten (bis Louis um Gnade flehte) dann ließ ich seine Hände wieder los.

Durch den Lärm hatten wir den zuvor schlafenden Niall geweckt, der müde dem Schauspiel zusah. Louis Hände waren inzwischen irgendwo unter Harrys Shirt verschwunden und der Blick des Besagten wirkte verschleiert. „Boah hört auf oder wir werfen euch an der nächsten Tankstelle raus," sagte der kleine Ire und verzog angewidert das Gesicht.

„Ich hab gerade gegessen," fügte er auf meinen fragenden Blick hinzu. „Ich denke du hast geschlafen." „Ja, aber davor hab ich gegessen." Logisch! „Lass mich raten, du hast inzwischen schon wieder Hunger." Würde mich wundern, wenn nicht. Niall strahlte mich an. „Genau!" Yeah Zayno, du bist ein Genie!

„Dann halten wir an der nächsten Raststädte," entschied Liam, von dem ich gar nicht mitbekommen hatte, dass er wach war. Er lächelte mich an und gähnte. Ich lächelte zurück. Es war gut, dass zwischen uns alles normal war. Streit mit Liam konnte ich nicht ertragen, konnte ich noch nie. Mit all den Anderen würde ich es länger aushalten, als mit ihm. Dazu brauche ich unseren Daddy viel zu sehr...und allein für diese Gedanken müsste mich jetzt eigentlich entweder schlagen oder kurzzeitig über den Sitzrand erbrechen.


Liebe auf Umweg ||Ziam MayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt