„Alles in Ordnung?“ besorgt beugte sie sich zu mir herunter. „Nein, geh weg!“ Irgendwie schaffte ich es einen eisigen Ton anzuschlagen. Sie seufzte. „Lass mich raten, du bist auch schon vergeben?“ Verdutzt sah ich sie an. „Was heißt hier auch?“
„Ich hätte mich hier mit einem anderen Typen treffen sollen und als er dann kam durfte ich mir die feierliche Verkündung seiner Verlobung anhören.“ Das war hart, so was würde Liam nie machen. „Irgendwo in einem Whiskeyglas ist dann mein Stolz liegen geblieben und du sahst auch etwas allein aus, da dachte ich…,“ sie brach ab. Das war fast noch schlimmer als meine Situation. „Wart ihr richtig zusammen?“, erkundigte ich mich vorsichtig.
Sie nickte. „Heute wäre unser erster Jahrestag gewesen.“ Sie schniefte. Beruhigend legte ich ihr einen Arm um die Schulter. „Weißt du ich hab das alles für ihn gemacht, das Kleid, sogar diese dumme Lippen Op,“ schimpfte sie. „Er hat gesagt ihm gefällt so was.“
Noch etwas, was Liam nie machen würde, er liebte mich so wie ich war. Okay ich sah auch hammergut aus, aber trotzdem. „Dann war er’s eh nicht wert, wenn er dich nicht so geliebt hat, wie du bist,“ meinte ich. „Deine ist bestimmt besser, oder? Darum hast du aufgehört, nicht wahr?“
Ihre blauen Augen musterten mich eingehend, und auf einmal erinnerte sie mich an Niall, wenn er versuchte dich zu durchschauen oder herauszufinden wo du das Essen versteckt hast. Ich nickte, verspürte den inneren Drang ihr davon zu erzählen, einer Fremden die ganz objektiv war. Himmel, sie schien ja nicht mal zu wissen, wer ich war.
„Er ist wahrscheinlich der beste Freund, den man haben kann: einfühlsam, witzig, gut aussehend und manchmal ungeheuer verständnisvoll. Bringt mich allerdings immer ziemlich auf die Palme, weil er mich eigentlich anschreien müsste.“ Ich lächelte bei dem Gedanken. „Du bist schwul?“ Überrascht starrte sie mich an. Ich zuckte die Achseln. „Muss wohl so sein, früher habe ich mit jedem gut aussehenden Mädchen was angefangen und dann auf einmal interessierte mich das nicht mehr. Dann gab’s irgendwie nur noch ihn, klingt bescheuert ich weiß.“ „Nein, es klingt romantisch.“ Ich verdrehte die Augen. „Redest genau wie er.“
Sie lachte leise. Ich berichtete ihr auch noch den ganzen Rest, obwohl sie das überhaupt nichts anging. Bei jedem Wort schien etwas in mir leichter zu werden. Am Ende nickte sie ernst. „Ich verstehe dich sehr gut, weißt du. Meine Mutter ist vorletzten Monat gestorben und jetzt sitze ich ganz allein auf Erden.“ Behutsam streichelte ich ihren Arm. „Das ist schlimmer und jetzt auch noch dein Freund.“
„Deiner ist viel besser, können wir tauschen?“, fragte sie scherzhaft. „Auf gar keinen Fall,“ lehnte ich kategorisch ab. Typen wie ihren verflossenen brauchte die Welt nicht. Solche Leute verursachten nur Depressivität und ich war froh, nicht mehr zu ihnen zu gehören. Liam hatte das geändert und dafür war ich ihm mehr als dankbar. Er hatte sich beinahe kompromisslos auf eine Beziehung mit jemandem wie mir eingelassen, hatte mir sogar reumütig viele Fehler verziehen. Und jetzt verkroch ich mich und versteckte mich, weil ich das Gefühl hatte keiner könnte mich verstehen. Ich war echt ein Idiot und eigentlich wusste ich doch genau, was ich tun musste:„Apropos ich sollte ihn anrufen, glaube ich.“ Ich sehnte mich geradezu seine Stimme zu hören. Mein Kopf war wieder einigermaßen klar und ich wollte jetzt nur noch eine Umarmung von dem Menschen, der mir mehr als alle anderen bedeutete.
Im Kopf hatte ich die Zeilen von You found me von the Fray :
In the End everyone ends up alone
No way to know
How long she will be next to me
Ich fingerte mein Handy aus der Hosentasche und wählte seine Nummer, etwas erstaunt, dass ich sie noch im Gedächtnis hatte. Nur zwei Klingelzeichen, dann ging er ran. „Liam hier?“ Am liebsten hätte ich gejubelt. „Hey Li, hier ist Zayn.“
„Zayn,“ Ungeheure Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. Ich lächelte, es war einfach zu schön zu wissen, dass er sich Sorgen um mich machte. „Weißt du wie oft ich schon versucht habe dich anzurufen?“ Leichter Tadel hatte sich in die Freude geschlichen. Beschämt scharrte ich mit der Schuhspitze auf dem Boden herum. „Ja, tut mir Leid, ich konnte nur…ich wollte mit Niemandem sprechen.“ Hätte ich auch nur einmal den Mund aufgemacht, wären mir die Tränen nur so aus den Augen gelaufen.
„Wann kommst du nach Hause,“ fragte Liam sanft. Offenbar merkte er, dass mir das Thema unangenehm war. „So schnell, wie möglich.“ Genau wusste ich es nicht, morgen schon? Vielleicht sogar heute? „Du musst dich nicht beeilen, ich verstehe wenn du noch bei deiner Familie bleiben willst.“ Wollte er mich nicht bei sich haben? „Mach dir keine Gedanken, Li. Morgen bin ich wieder da.“ Man hörte ein Seufzen am anderen Ende der Leitung. „Okay, ich freu mich auf dich.“ Sein ehrlicher Ton schmerzte, machte mir klar was für ein untreuer Spast ich war. Dennoch war es wohl am besten, wenn ich das morgen mit ihm klärte, vielleicht würde es mir in der allgemeinen Erheiterung leichter fallen.
Schwermütig beendete ich das Telefonat und steckte mein Handy zurück in die Tasche. „Ihr seid niedlich,“ sagte sie (ich sollte mal nach ihrem Name fragen). „Wie man’s nimmt.“
„Und was machen wir noch so heute Abend?“
Misstrauisch sah ich sie an, aber sie lächelte nur. „Weiß nicht, hast du ‚nen Ort, wo du hingehen kannst?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab bei ihm gewohnt.“ „Dann kommst du mit zu mir,“ entschied ich und reichte ihr meine Hand. Sie ergriff sie und sah mich mit ihren blauen Augen dankbar an. „Ich bin übrigens Cora, falls es dich interessiert.“
„Nett dich kennen zu lernen Cora,“ sagte ich und schüttelte ganz formell ihre Hand.
Sie lachte und wir machten uns auf den Weg zu mir nach Hause.
THE END
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Liebe auf Umweg ||Ziam Mayne
FanfictieZayn glaubt nicht an Liebe und schon gar nicht an Beziehungen. Im Gegensatz zu Liam. Cover by KingBizzle4